Geschichten:Aufbruch und Ankunft in Gareth

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Der Uslenrieder Abzug

Aus der Sicht der Waffenmeisterin Korena von Baburin

Nach der großen Schwertweihe sattelten die Edlen und Hauptleute wieder auf, um ihre Banner und Landwehrhaufen erneut in Reih und Glied aufmarschieren zu lassen. Diesmal jedoch spaltete sich der Heerwurm. Mit lauten Rufen scherte der Baron von Uslenried nach Südwesten aus und seine Verbündeten und Edlen hinterher, während das restliche Heer im weiten Bogen zurück ins Heerlager zog.

Soweit ich es erkennen konnte, folgten dem Uslenrieder die Banner aus Sertis, Erpelsberg und Hirschfurten, die über die Reichsstraße gen Gareth von dannen preschten. Am Vorabend sollen auf Drängen des Bärenauer Barons versöhnliche Gespräche zwischen ihrer Hochgeboren Maline und seiner Hochgeboren Wulf stattgefunden haben, über deren Ausgang keine Partei etwas verlauten ließ.

Indes erzählte man sich unter den Landsknechten folgende Taktik: Während der Uslenrieder und seine Verbündeten von Norden angreifen, werden die übrigen Garetier hinter Maline von Gareth aus nach Waldfang einmarschieren, um den Feind durch einen Überraschungsangriff schnell zu besiegen.

Die Stimmung am Abend wurde immer ausgelassener und im Heerlager fanden sich unzählige Untertanen ein, um ihren Liebsten und Verwandten Rondras Segen zu wünschen und Abschied zu feiern. Auf dem Schloss Nacia fanden derweil noch diverse Besprechungen bis spät in die Nacht statt.


Der Aufbruch und Ankunft in Gareth

Rapport des gaugräflichen Hauptmanns Edo Steinhauer

Pünktlich zum dritten Hornstoß war das Morgenmahl beendet und ohne ein weiteres Kommando begannen die Jungens und Mädels, die Zelte abzubrechen. Mit einigen lauten Flüchen hab’ ich die faulen Knechte angetrieben, dass wir pünktlich zur ersten Phexstunde losmarschieren konnten. Die Baronin Maline schien’s dann auch mächtig eilig zu haben, dass selbst seine Hochedelgeboren Ugo von Mühlingen ganz schön ins Schwitzen kam. Die Frau möcht’ ich nicht als Gegner haben, kennt weder Gnade für andere noch für sich selbst!


Die Abkunft in Gareth aus der Sicht der jungen Zimmermannsgesellin Annya Korning

Ich und der Meister Ulom waren gerade damit beschäftigt, eine lange Planke auf die Turmbrüstung vom Wehrheimer Tor zu schleppen – ein Blitz hatte vor drei Tagen ein großes schwarzes Loch in das westliche Turmdach geschlagen. Der Meister war mürrisch und brummelte Flüche, nicht wegen dem Blitzschlag, bringt ihm doch gutes Silber ein, sondern weil ich ihm vorhin die Planke ins Kreuz gestoßen hab’. Fa hat er sie losgelassen und ist ihm voll auf seinen dicken Fuß gerummst. Da hat er erst mal gebrüllt wie ein Ochs im Schlachthof. Na ja, ich schweif’ schon wieder ab. Wie wir da also das schwere Ding da hochwuchteten und der Meister Ulom grad’ auf die Brüstung angelangt war, rief er laut: »Sapperlot! Rondras Blitz im Arsch!«, pardon, und ließ die Bohle diesmal selbst auf seinen Fuß fallen Da schrie er wieder und tanzte, sich den Fuß haltend, auf der Brüstung.

Ich also verkeile die Planke an der Stufe und laufe die Treppe hoch, um nach dem Meister zu sehen, Da sah ich, was ihn so erschreckt hatte: Ein langer, waffenstarrender Tross zog von Norden auf die Rosskuppeln zu. Wie eine eiserne Schlange wälzten sich die Krieger auf Gareth zu, mindestens tausend oder fünfhundert Mann. Dem Tross voran ritten herrliche Ritter und Kriegerinnen in blitzenden Brünnen und ein goldbeschlagener Wagen, so herrlich verziert und mit goldenen Praios-Zeichen überall. »Der König! Der König!«, jubelte ich dummes Ding, und überall liefen die Menschen zusammen, um bang oder jubelnd den Einzug abzuwarten.

Der alte Ulom hatte sich indes auf die Zinne gehockt und rieb sich den geschwollenen Fuß. »Nee, mein Kind, das ist nicht der Kaiser. Das ist die Kutsche vom edlen Staatsrat Praiodan von Luring


Berichtsheft des Stadtschreibers Farald Targo, Eintrag vom 20. PRA 1021 BF

Am Vormittag erreichten von Norden her der Heerzug des Gaugrafen Ugo von Mühlingen Gareth. Die zahlreichen Adligen und ihre Landsknechte begleiteten den Staatsrat Praiodan auf ihrem Weg nach Waldfang zurück vom Adelskonvent in Natzungen. Der Zug von ca. 100 Reitern und mehr als 200 Fußkämpfern marschierte durch das Wehrheimer Tor in die Altstadt hinein, um in einer langen Parade vorbei an der Regenbogen-Esplanade auf den Bürgerplatz zu ziehen, wo sich schon unzählige schaulustige Bürger, Bauchhändler, Bettler und Trossdirnen versammelt hatten, um die Krieger lauthals zu empfangen, jeder auf seine eigene Weise. Weiter zogen die Kämpfer durch ein Gardistenspalier, welches die neugierigen Garether zurückdrängte, über die Straße des 22. Rondra auf den Zwölfgötterplatz. Dort wiederholten die Krieger ihren Schwur vor den Göttern und dem Staatsrat, bejubelt von tausenden Zuschauern. Über den Horaswall und die Schlosspromenade zog das Heer dann in den Kaiserstadtteil zur Stadt des Lichts. Dort wartete bereits der Geheime Inquisitionsrat für Süd-Garetien, Yacuban von Creutz-Hebenstreyt, zweitmächtigster Mann der Praios-Kirche in Garetien, und die Magistra Iranya von Holdbrucken der hiesigen Akademie, misstrauisch beäugt von acht Rittern des Bannstrahlerordens in ihren weißen Kutten, die sich dem Zug des Gaugrafen ohne Umschweife anschlossen. Im Eilmarsch verließen die Truppen die Stadt des Lichtes noch vor Ablauf der zweiten Rondrastunde. So geschehen am ...


Der Marsch nach Uslenried

Der Schlachtenmaler Walthard von Rohalsburg über den Marsch

Kurz hinter der Natzunger Grenze bog unser farbenprächtiger Zug bei dem Städtchen Wagenhalt rechts ab. Über die Bärenauer Hauptstraße bis nach Fuchswalden war die Reise ja noch angenehm. Allerorten fanden sich neugierige Leute zusammen, die uns zujubelten und mit den Ringen aus Schwertlilien behängten. In besagtem Fuchswalden schlugen wir unser Lager aus, die Adligen bezogen eine Herberge in dem Städtchen. Früh am nächsten Morgen brachen wie wieder auf. Über einen staubigen Weg gelangten wir in die Praiosburger Lande. Am Mittag überschritt unser kleines Heer die Quendel. Am Südrand eines der Reichsforstausläufer entlang, Moorwald gerufen, kamen wir nicht sonderlich gut voran. Der Staub und die Hitze ließen die Soldaten durstig werden, doch fanden sich nur brackige Teiche am Waldrand. Am Abend erreichten wir dann endlich die Waldsteiner Grenze und somit Uslenried.

Durch blumengeschmückte Straßen führte Baron Wulf Wulf in einer langen Paradereihe durch die Stadt auf den Marktplatz, wo hundert Schaulustige warteten. Während die adligen Herrschaften auf Burg Greifenklaue bis tief in die Nacht anscheinend letzte Beratungen hielten, feierten die Söldner ausgelassen in der Stadt. Am nächsten Tag zogen wir schon weiter über die Hauptstraße nach Erpelsberg, das wir am frühen Abend des 24. Praios erreichten. Mit dem Baron, der Sertiser Rittfrau Lydia Yasmina von Hartsteen, der Kor-Geweihten Jessa al Tern und Ritter Ralbert von Streitzig zur Greifenklaue ritt ich bereits zum Zollturm Greifenwacht voraus. Von der zinnenbewehrten Turmplattform hatte ich einen wunderbaren Ausblick auf die Raller, Hornbach und seine vom schwindenden Abendlicht blutrot getauchten Auen.