Geschichten:Auf Reshminas Spuren - Teil 1

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„Das hat doch nichts mit Gier zu tun. Es geht lediglich darum, dass auch für einen rondrianischen Krieger Anerkennung nicht nur aus Ehre und Ruhm bestehen muss.“ Leodane von Firunslicht hatte sich vor ihrem Gemahl aufgebaut und ihre Augen sprühten. Ihr Gemahl hatte es verstanden, sie sorgfältig zum Hochgehen zu treiben mit seinem übersteigerten Ehrgefühl. Er würde vermutlich sogar lieber zu Grunde gehen, als dass er jemanden um etwas bitten würde. Und jetzt saß er vor ihr, auf der Stirn die für ihn typische steile Falte.

Es war ein üblicher Tag auf Burg Angareth in der Bergwildnis der südlichen Trollzacken: Jetzt im Sommer war zwar zumindest die Witterung einigermaßen angenehm: Vom Golf her wehten warme Winde in die Bergtäler und brachten die ewigen Gletscher dazu, sich weiter auf die Gipfel zurückzuziehen. Das alles war kein Vergleich zu den üblicherweise strengen und schneereichen Wintern, von denen Leodane nun schon zwei hier oben geduldig ertragen hatte.

Aber wenn man einmal von dem steten Bewusstsein absah, dass hinter den nächsten Gipfeln schon das besetzte Gebiet der Warunkei begannen, war das Leben auf der großen Grenzfestung der freien Lande doch eher eintönig. Während ihr Gatte sich akribisch darum kümmerte, dass seine Soldaten das ihrige dafür taten, die Lande des Markgrafen zu verteidigen und auch das eine oder andere Mal selbst mit auszog, sich von der Lage nördlich des Grenetales zu überzeugen, blieb ihr selbst wenig zu tun. So gut es ging, versuchte sie sich mit dem Waidwerk abzulenken.

Inzwischen hatten die Eheleute sich geeinigt, dass es ausreichend sicher war, wenn sie in Begleitung von einigen der Leute Garralds begleitet in den eher dem Golf zugewandten Wäldern jagen ging. Die Trollberger waren in jedem Fall eher dazu angetan, ihr Jagdglück nicht zu schmälern als die Infanteristen der Niederriet. Dennoch und so gerne sie Firun frönte, so recht ausgefüllt fühlte sie sich nicht. Außerdem vermisste sie ihre Falken. Ihre Zucht war seit der Invasion Niederdarpatiens durch den verfluchten Asmodeus ja dahin.

Heute hatte sie Aldron darauf angesprochen, ob er nicht sich bei seiner Erlaucht um etwas Land am Darpatunterlauf bemühen könne, um einen Landsitz, der weniger weit von Angareth entfernt war als Gut Nirsengrund am Ochsenwasser. Das Ergebnis war die schlechte Laune ihres hochgeborenen Gemahls.

„Wenn es seiner Erlaucht gefällt, werde ich eine entsprechende Gabe annehmen. Aber ich werde nicht selbst darum betteln wie ein Gemeiner.“ – „Wie ein Gemeiner? Betteln?“ Leodane fuhr auf. „Wie oft willst du noch dein Leben für Götter, Kaiserthron und Landesherr riskieren und damit auch, dass ich zur Witwe werde, bis du endlich zur Einsicht kommst, dass nicht nur _du_ anderen etwas schuldest? Selbst ein Lehnseid ist keine einseitige Angelegenheit, hast du das nicht selbst stets betont? Ich erinnere dich an Lotosschlund… unter anderem…“ – „Das war etwas anderes. Arvepass entrichtet keine Abgaben an den Markgräflichen Hof.“ – „Aber auch nicht an dich!“

Aldrons Blick verfinsterte sich weiter und er antwortete kühl: „Schmälere nicht den Einsatz der Leute von Hagenshain und Heerelagen! Nirgends wird man eine Schar Landleute sehen, die sich besser aufs Kriegshandwerk verstehen als hier am Pass. Und sie tun das ihre mit Gewissenhaftigkeit, dass es so bleibt. Das wohl!“ Sie war einen Schritt zu weit gegangen. Hastig versuchte Leodane zu beschwichtigen: „Nein, so meine ich das nicht. Ich weiß, es sind wackere Leute. Aber von dem, was das Land abwirft, reicht es uns gerade zum Nötigsten. Der Arvepass mag wichtig sein, aber reich ist er nicht. Deine Rüstung, deine Waffen… das zahlt Nirsengrund dir, nicht Arvepass. Und Nirsengrund liegt nicht einmal in Perricum!“ Leodanes geübte Blicke verrieten, dass es hinter der Stirn ihres wackeren Kriegers und Feldherrn zu arbeiten begonnen hatte. Vorsichtig setzte sie noch einen drauf: „Es kann eigentlich nicht im Sinne des Markgrafen sein, wenn einer seiner innigsten Gefolgsleute nördlich des Darpat auf Einnahmen aus der Traviamark angewiesen ist…“ – „Dennoch fällt es mir schwer, das Thema vorzubringen. Der Gedanke, als Bittsteller an seine Erlaucht oder die Dame Rimiona heranzutreten, behagt mir nicht.“ – „Das muss es auch nicht. Wir werden zusammen einen Weg finden, der auch für dich gangbar ist.“ Innerlich frohlockte Leodane, sie hatte es geschafft – ihr Gatte hatte eingelenkt. Jetzt hieß es nur noch, die Worte zu finden, die ihm auch über die Lippen kommen würden.



 Wappen Mittelreich.svg  Wappen Markgrafschaft Perricum.svg   Wappen Markgraeflich Arvepass.svg   Wappen Markgraeflich Arvepass.svg  
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Texte der Hauptreihe:
K1. Teil 1
K2. Teil 2
K3. Teil 3
K4. Teil 4
K5. Teil 5
K6. Teil 6
K7. Teil 7
K8. Teil 8
K9. Teil 9
K10. Teil 10
K11. Teil 11
K12. Teil 12
K13. Teil 13
K14. Teil 14
K15. Teil 15
K16. Teil 16
K17. Teil 17
20. Pra 1032 BF
Teil 1


Kapitel 1

Teil 2
Autor: metal