Geschichten:Am Sandkasten - Anaxios

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Dramatis Personae


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Burg Ox in der Baronie Viehwiesen, 1033 BF - Studierstube des Anaxios Illosos von Ochs

"Torben, mehr Licht !!" rief Anaxios genervt. Der Junge war wieder eingenickt, was unweigerlich dazu führte, dass der Lichtzauber, den der aufrecht erhalten sollte, erlosch. Die aufgestellten Kerzen reichten nicht aus, um des Nachts zu arbeiten, ohne sich die Augen zu verderben. Der Hofmagier des Hauses Ochs verfluchte in solchen Momenten insgeheim seinen verstorbenen Bruder. Wäre dieser nicht auf solch unrühmliche Weise ums Leben gekommen, könnte er in diesem Augenblick den verdienten Schlaf genießen. Er hatte schon genug mit dem Schutz der Familie und mit der Ausbildung des Jungen zu tun. Jetzt war er zudem gezwungen, sich in die Politik einzumischen. Es musste primär dafür gesorgt werden, dass - mindestens - ein Erbe gezeugt wird, welcher die Zukunft des Hauses Ochs sicherstellt. Zudem sah sich Anaxios aus persönlichem Interesse gezwungen, seine eigene familiäre und politische Situation einer Veränderung zu unterziehen.

Er war jetzt Baron ohne eigene Regierungsbefugnis. So sah es die praiosgefällige Ordnung für Menschen mit der Gabe Madas nunmal vor. Dafür war ihm eine Vögtin vor die Nase gesetzt worden, auf die er keinerlei Einfluss hatte, die viel mehr den Willen Giseldas umsetzte, als auf ihn zu hören. Zu allem Überfluss hatte Giselda bestimmt, dass er, Anaxios der Hofmagus des Hauses von Ochs, eine tumbe Ritterin ehelicht; eine Frau die wahrscheinlich nur ein Viertel von dem verstand, was er von sich gab - und das auch nur, wenn es um Wehrgänge oder ähnlich banale Dinge ging. Sich um all diese Dinge zu kümmern war mehr als anstrengend. Es war allem voran aber auch zeitaufwendig. So manche Nacht hatte sich Anaxios bereits um die Ohren schlagen müssen, indem er verschiedene Permutationen der Situation zu Papier brachte, die Prinzipien des Intrigenspiels nachlas und Anweisungen an Höflinge verteilte.

Mit einem Ruck schnellte Torben aus seinem Sessel. "Ja, Meister." brachte er hervor, bevor er sich daran machte, die Formel des "Flim-Flam-Funkel" neu zu sprechen. Mit einem wohlwollenden Nicken nahm Anaxios zur Kenntnis, dass sein Eleve trotz berechtigter Müdigkeit seine Aufgabe bestens meisterte. Inzwischen war der Kleine so weit, dass er während des Aufrechthaltens eines Zaubers ansprechbar war. Dies zeugte von einigem Potenzial - für sein Alter. Torben sprach: "Meister, wann darf ich die neue Formel ausprobieren, die ich studiert habe ?" Es war bemerkenswert.

Der Kleine war so wissbegierig. Anaxios hatte ihm eine recht schwierige Thesis aufgebürdet. Das Lesen fremder Gedanken war ein sehr schwieriges Unterfangen, selbst für erfahrene Magier. Sicher - der Kleine würde es in den nächsten Jahren sicherlich nicht schaffen, die magischen Barrieren von gestandenen Persönlichkeiten zu durchbrechen. Aber möglicherweise gelang ihm dies in nicht allzulanger Zeit bei schlichteren Gemütern, beispielsweise bei Mägden oder bei Reinigungspersonal - jedenfalls bei Personen, die das eine oder andere Gespräch ihrer Herren mitbekommen hatten. "Wissen ist Macht !" hatte man ihm in Punin immer wieder eingebläut. Und einiges an Macht brauchte Anaxios dringend, wenn er die mannigfaltigen Probleme lösen wollte, die ihm im Weg standen.

Plötzlich klopfte es. "Herein !" rief Anaxios. Ein Botenjunge betrat erhobenen Hauptes die Studierstube. "Herr, entschuldigt die späte Störung, ich habe die Nachricht, die Ihr mir auftragtet, zu besorgen." - "Gero, mein Junge, zeig mir, was du hast." Der Botenjunge hielt Anaxios ein Pergament entgegen. "Lies vor !" befahl Anaxios. Er wusste, dass es dem Jungen schwer fiel, aber er bestand darauf, dass die Menschen in seiner Umgebung sich ein Mindestmaß an Bildung aneigneten. Und dies war eine gute Übung für den eher schlichten Botenjungen Gero. "Da steht drauf:

Mein Lieber Anaxios,

Ich gebe Dir völlig Recht und halte es für eine ausgesprochen gute Idee, dass Du meine geliebte Korhilda und mich bei unserer Queste unterstützt. Falls sie obsiegt, wirst auch Du einiges von Deiner Entscheidungsfreiheit zurück erlangen. Ich bin erfreut zu sehen, dass Du die politischen Zusammenhänge trotz Deiner - Du verzeihst mir - eher wissenschaftlichen Ausbildung erkannt hast. Möglicherweise können wir die Gunst der Stunde nutzen und auch Dir helfen, Deinen Einfluss zu stärken. Ich bin der festen Überzeugung, dass sich Deine Position deutlich verbessern wird, wenn auch Du eine adäquate Gattin findest. Eine, welche dieselben Ziele verfolgt, wie Du.

In herzlichster Verbundenheit

Leobrecht von Ochs

"Gut gemacht, Gero, Du darfst Dich nun zu Bett begeben." Mit sichtbarem Neid blickte Torben dem Botenjungen nach. Er wusste, dass dies für ihn noch eine lange Nacht werden würde.



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Texte der Hauptreihe:
K5. Aurel
K6. Iralda
K10. Alrik
K11. Ingramm
10. Fir 1033 BF
Anaxios
Giselda


Kapitel 8

Bunsenhold
Autor: Anaxios