Geschichten:Alissa auf dem Weg nach Almada - Teil 2

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Noch immer ein wenig verklärt blickte Alissa auf die Praiosscheibe, die über ihr war und schnupperte an einer Rose in ihrer Hand. Sie hatte den Eindruck, sie würde ihre Umgebung ein wenig stärker wahrnehmen, als sonst. Vielleicht täuschte das aber auch nur.

Tief atmete sie ein und seufzte, wie sie es auf dem ganzen Weg bereits getan hatte. Noch immer hingen ihre Gedanken in Almada, wo sie tief von göttlichem Wirken berührt wurde. Niemals hätte sie gedacht, dass sie selbst einmal einen so graoßen Anteil an etwas so Wunderschönem haben sollte.

Wieder seufzte sie, als sie in den Hof der Burg Freudenstein mit ihrem Wagen einfuhr. Dort war emsiges Treiben im Gange, doch jeder sah den kleinen unscheinbaren Wagen mit Alissa auf dem Kutschbock.

Ein paar ihrer Waldläufer liefen auf sie zu und bestürmten sie beinahe mit Fragen, doch Alissa lächelte nur etwas verklärt und meinte, dass sie zunächst mit der Baronin sprechen müsste. Sie stieg vom Wagen, überließ die Zügel einem der Waldläufer und schritt langsam auf die Burg zu.

Belcampo, der sich ebenfalls im Burghof aufhielt, sah Alissa und traute seinen Augen kaum. Vor ihrer Abreise schien sie furchtbar betrübt, doch nun war es das komplette Gegenteil. Sie strahle förmlich vor Glück und Freude. Ziemlich verblüfft blieb er im Hof wie angewurzelt stehen und starrte Alissa an. Doch diese merkte davon nichts und betrat die Burg, um dort ihre Tante aufzusuchen.

Sie stieß beinahe mit Arth Baldus zusammen, der sie jedoch auch nur verdutzt ansah ob der Veränderung, die in Alissa vorgegangen sein musste. "Ach Baldus", seufzte sie. "Das Leben kann manchmal sehr schwer sein, doch letztendlich wird doch jedem das gewährt, was er verdient hat." Sie sog wieder den Duft der Rose in ihrer Hand ein. "Wisst ihr, wo sich gerade meine Tante aufhält?" Immer noch ein wenig perplex doch beinahe wieder gefasst antwortete er: "Sie befindet sich gerade im kleinen Kaminzimmer." "Danke Baldus, ich werde den Weg dann finden", antwortete Alissa verklärt.

Sie ging leichtfüßig, ja fast tänzelnd, zu dem besagten Raum, klopfte kurz an, trat jedoch ein, ohne eine Antwort abzuwarten. Die Baronin befand sich gerade in einem Gespräch mit Hauptmann Ole, welches jedoch durch Alissas Erscheinen jäh unterbrochen wurde. "Kind, du bist zurück?", fragte die Baronin erstaunt. "Ich hatte nicht so früh mit dir gerechnet." Sie drehte sich dem Hauptmann zu und sagte: "Wir werden uns später weiter mit unseren Plänen beschäftigen. Ich werde mich nun erst meiner Nicht widmen." Der Hauptmann nickte, verneigte sich kurz vor den beiden Frauen und verließ dann das Zimmer. "Alissa, setz dich doch. Ich denke, du hast mir einiges zu erzählen." Die Baronin zeigte auf einen bequemen Sessel und Alissa ließ sich darin nieder. Sie blickte ein wenig verklärt aus dem Fenster und seufzte wieder, richtete dann aber den Blick auf ihre Tante und sagte: "Almada war wirklich die Reise wert, auch wenn ich dort nicht das gefunden habe, wonach ich suchte." Die Baronin legte die Stirn in Falten, sagte jedoch nichts und ließ Alissa weiter berichten.

"Ich habe zwar nichts über euren Sohn herausfinden können, jedoch habe ich wahrlich Göttliches erlebt. Der Junker war tatsächlich auf dem Weg nach Almada, war jedoch dort, wo ich ihn hin verfolgte, auf dem falschen Weg. Er scheint ein Gut in Almada geerbt zu haben. Entweder er oder seine Frau, das war mir nicht ganz schlüssig. Sie hatten auch noch einen Ritter dabei. Praioslob ist sein Name und er ist der Bruder der Junkerin. Nun, das Gut, auf dem wir ankamen, schien eine bewegte Vergangenheit zu haben. Dort hatten vor fünf Jahren zwei Zaori, die Domna Esperanza di Montoga und Ludovico Emanuel Castellani, den Traviabund eingegangen, doch wurde er kurz nach der Zeremonie ermordet und sie stieß sich ob des Verlustes einen Dolch in den Bauch. Eine tragische Geschichte." Alissa sah wieder aus dem Fenster und seufzte, fuhr dann jedoch fort: "Nun, das Haus, wo sich diese Tragödie abgespielt hatte, war zunächst verflucht und man hatte es versiegeln lassen, jedoch war der Junker so dumm und ließ die Türe öffnen. Heraus kam ein Bannstrahler des Herrn Praios, doch schien er sehr verwirrt, redete wirres Zeug und verschwand im Wald. Ebenfalls mit vielen anderen Leuten, unter anderem waren Al´Anfaner darunter und sogar Zyklopäer, reisten einige Zaori dort an, um ihr jährliches Familientreffen dort abzuhalten. Wahrlich ein merkwürdiges Völkchen, jedoch sehr gastfreundlich. Die Verwandschaftsbeziehungen derer habe ich nicht ganz verstanden, aber sie waren alle irgendwie miteinander verwand und würden für einander die Hand ins Feuer legen. Bei diesem Völkchen zählt eben das, was das Herz Familie nennt." Wieder ein Seufzen. "Ich unterhielt mich einige Zeit mit den Anwesenden, gab mich jedoch nicht zu erkennen und ich schaffte es sogar, mich im Zimmer des Junkers unterzubringen. Nun, aber zunächst folgendes: Als ich mich hier und da mit den Leuten bekannt machte, tauchte plötzlich eine Gestalt auf. Schweigend, schwarz gekleidet und voller Hass und Trauer. Wie sich später heraus stellte, war das die Seele der Domna Esperanza. Sehr merkwürdig, denn der Boronanger, wo sie und ihr Geliebter begraben sind, war geweiht. Zumindest sagte das der auch dort anwesende Boron-Geweihte. Auch ein sehr netter Mann. Nun, ich legte mich zur Ruhe und als ich mich am nächsten Morgen frisch machte und das Zimmer des Junkers wieder betrat, sah ich plötzlich eine Armbrust auf mich gerichtet. Ein Alchimist, der ebenfalls in diesem Zimmer untergebracht war, lag erwürgt in seinem Bett. Aber nicht nur einfach erwürgt. Ihm wurde mit einer Hand bei der Tat das Genick gebrochen. Nun, auf jeden Fall war der dumme Junker der Ansicht, dass das nur ich gewesen sein könnte. Da fragte ich natürlich, wie er denn darauf käme. Er meinte, dass er selbst es nicht gewesen sei, seine Frau auch nicht und sein Schwager, der Ritter Praioslob auch über jeden Zweifel erhaben sei, ebenso, wie der Boroni, der ebenfalls dort untergebracht war. Für seinen Hauptmann, diesen merkwürdigen Bierbrauer, würde er ebenfalls seine Hand ins Feuer legen. Also bliebe nur noch ich. Nun, ich möchte abkürzen, um euch nicht zu langweilen. Der Boroni ergriff für mich Partei und ich schwor beim Herrn Boron, nichts mit dieser Tat zu tun gehabt zu haben. Das reichte auch dem Ritter und ich war von der Schuld freigesprochen. Zwischendurch verbrachte ich ein wenig Zeit mit den Al´Anfanern. Ich hatte wahrlich sehr viel Freude und denke, dass ich vielleicht dort den ein oder anderen Verbündeten gefunden habe. Zumindest, wenn ich dort auftauchen würde, würden sich die Damen und Herren meiner sicher erinnern. Das ist aber eine andere Geschichte. Ich komme zurück auf die Seele der Domna Esperanza. Zwei Bannstrahler tauchten auf, die wohl geschickt wurden, der Sache mit dem Geist auf den Grund zu gehen. Ich begleitete den Herrn und die Dame zum Boronanger, wo ich Zeuge eines wahrlich merkwürdigen Wirkens wurde. Die Praioten sprachen ein Gebet und plötzlich fiel die Dame um und auch der Herr fühlte sich schwach. Was jedoch am verwunderlichsten war: Der Grabstein der Domna zerbarst. Wir brachten beide zurück ins Haus und stellten fest, dass die Dame auch zu Boron gegangen war, der Herr jedoch noch lebte. Er erklärte, er habe Schmerzen und ihm war, als würde ihm seine Lebenskraft entzogen. Er verstarb ein paar Augenblicke später in meinen Armen. Ich half Bruder Boronian die Bannstrahler aufzubahren und zu segnen und ging dann mit ihm zum Boronanger, um weitere Untersuchungen anzustellen. Dort wurde ich fast von einem Pfeil getötet. Jedoch bohrte er sich nur in meine Schulter. Es war nichts zu finden auf dem Anger und so gingen wir zurück. Ich ließ meine Wunde versorgen und verbrachte noch einige Zeit mit den Anwesenden im Gespräch. Später erschien wieder der Geist der Domna und sprach wirr. Sie meinte, ihr wurde nicht geholfen und es sei nicht so, wie es sein müsste. Sie war noch zorniger als zuvor und meinte, wir würden schon sehen, was wir davon hätten. Sie verschwand und mir blieb ein mulmiges Gefühl. Später am Abend sollte trotz der wideren Umstände das Fest zum Familientreffen der Zaori stattfinden. Wahrlich nicht einfach, mit einer so getrübten Stimmung ein Fest zu feiern. Doch es gab Tanz und ein paar Kunststücke, bis plötzlich vier der Zaori zusammenbrachen und der Geist der Domna wieder erschien. Irgendetwas stimmte nicht, das war mir klar, doch ich folgte ihr, denn der Boroni war dabei und ich dachte, dass es sicher sei, wenn ein Geweihter des Herrn Boron vorangeht. Am Ende des Weges wurden wir einer gar grausigen Szene gewahr. Eine der Zaori vollführte einen Tanz und es waren zwei Seelen zu sehen. Zum einen die der Domna, die noch immer von Hass und Zorn getrieben war und von einer süßen Stimme sprach, die zu ihr meinte, es sei so einfach, wieder zu ihrem Geliebten zu kommen. Im gleichen Moment griff eine verfeindete Sippe die Versammelten an. Alles war so viel und überschlug sich und als ich merkte, dass man die Domna Esperanza auf den richtigen Weg führen konnte, habe ich zusammen mit dem Boroni und dem Ritter auf sie eingeredet. Wir haben ihr klar gemacht, dass der einfache Weg nicht der richtige ist und man für das kämpfen muss, was man verdient. Unsere Worte schienen tatsächlich ihr Herz zu berühren, denn der Ritter versicherte ihr tausendfach, dass sie in Borons Hallen wieder mit ihrer großen Liebe vereint sei. Unterdessen kämpfte die tanzende Zaori um die andere Seele, nämlich die ihrer Tochter. Und Bruder Boronian, möge er doch noch den Weg in Borons Reich finden, opferte seine Seele, um die der Domna und der Tochter der Zaori zu retten. Mit einem Mal war die Tochter in Borons Reich gegangen und ich vernahm die Stimme der Domna, die mir auftrug, ihr Ruhe und Frieden zu schenken. Und zwar am nächsten Tage zur zehnten Stunde. Diese Stimme hörten wohl ein paar Wenige der Anwesenden. Zumindest wusste ich, wo ich die Utensilien des Boroni finden würde. So habe ich Graberde, und weißen Sand gefunden. Auch eine heilige Räucherung war dabei und der Grabsegen. Am nächsten Morgen tat ich, wie mir geheißen. Ich versammelte alle Anwesenden am Grab der Domna und Ludovicos. Wir richteten einen neuen Grabstein her, der für beide auf Dere ein Denkmal sein soll und ich hielt die Anwesenden dazu an, ihre Herzen zu öffnen und mit mir zum Herrn Boron zu beten, damit die ruhelose Seele der Donna endlich den Einzug in sein Reich finden würde und so mit ihrer großen Liebe letztendlich und für die Ewigkeit vereint werde. Als wir die Segnung beendet hatten, erschien ein Licht und mir war, als hörte ich leise Klänge. Die Seele der Domna erschien und dankte uns stumm. Ich könnte einen Weg erkennen, an dessen Ende ein junger Mann stand. Es war ihr Geliebter, der auf sie wartete. Sie schritt an uns vorbei und trat endlich den Weg in Borons Reich an. Als die Beiden nun endlich vereint waren, sah sie sich noch einmal um. Sie lächelte und ich schickte ihr einen letzen Gruß. Endlich waren die Beiden vereint."

Alissa schaute wieder verklärt aus dem Fenster und die Baronin sah, wie sich ein paar Tränen ihren Weg über Alissas Wangen suchten. Alissa seufzte und sagte leise: "Das ist wahrlich wirkliche Liebe und ich habe am eigenen Leib das göttliche Wirken erfahren. Ich habe zwar euren Sohn dort nicht gefunden, aber bin mir gewiss darüber, dass unsere Suche bald ein Ende haben wird. Am Ende wird alles gut." Verstohlen wischte Alissa sich die Tränen aus dem Gesicht. "Und noch etwas", setze Alissa an. "Ich bin mir nicht sicher, ob ihr es vielleicht nicht schon selbst wisst, aber ich bin schwanger."

Die Baronin schaute Alissa eine lange Zeit streng und schweigend an. Dann stand sie auf, schüttelte nur den Kopf und sagte offensichtlich angewidert: "Hast Du vor und während Deiner Reise zu sehr den Rauschkräutern zugesprochen? Ich bin sehr enttäuscht. Ich weiss noch nicht, was ich mit Dir machen soll." Mit diesen Worten verliess sie schnell den Raum.


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Texte der Hauptreihe:
K1. Teil 1
K2. Teil 2
5. Pra 1029 BF
Teil 2
Teil 1


Kapitel 2

Autor: Alissa