Geschichten:Aidaloê - Teil 32

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[ Im Landhaus des Edlen von Weißenhain ]


Jedenfalls nutzte Trautmann die Gunst des Augenblicks und lief in wenigen Schritten von der Hecke zum Haus, denn dort an der Rückseite des Nebengebäudes hatte er eine Hintertür entdeckt, im Schatten des überhängenden Daches. Immer noch tat seine Seite vom Schwerthieb weh, es zog unter seinem Hemd. Doch er ignorierte diesen Schmerz und untersuchte die Tür.

Das dunkle Holz war zwar alt, aber immer noch fest – doch was den Ritter in seinen Bann zog, war eine zerfetzte und lang getragene Lederweste, die achtlos in die dunkle Ecke geworfen war. Er betrachtete sie genauer und hob sie an – sie stank. Trautmann rümpfte die Nase. In solch einem Kleidungsstück hatte er noch keinen Dienstboten des Landhauses Weißenhain gesehen, nicht einmal die Pferdeknechte oder den Kutscher.

Trautmann runzelte die Stirn – wickelte dann die Jacke zusammen und nahm sie mit. Schnell eilte er wieder zur Hecke, wickelte das Kurzschwert darin ein und verbarg das Bündel unter seinen Armen, während er unter dem Baum auf den Hofmeister Wiederkehr wartete.

Der kam bald wieder mit einem Krug Wasser, den er Trautmann reichte. Dankbar und diese Dankbarkeit auch ausdrückend trank der Ritter das kühle Nass, während der Hofmeister wartete. Den leeren Kelch an den Hofmeister zurückgebend, sprach Trautmann ihn an: „Hofmeister Wiederkehr, schlimme Zeiten herrschen und unser geliebtes Königreich wird heimgesucht durch vielerlei Gefahren. Gestern zeigte sich eine Dienerin sehr beunruhigt, ob der Raubüberfälle und des Schicksals der Junkerin Aidaloê.“

Während Trautmann sprach, sah er den Hofmeister an und versuchte etwas in dessen Gesicht zu lesen – doch Hofmeister Wiederkehr war viel zu lange Verwalter von Gut und Haus Weißenhain als dass man leicht die Gedanken aus seinem Gesichte zu lesen vermochte.

„Bitte, sagt mir ob das lichtscheue Gesindel das Gut Weißenhain auch heimsuchte?“

Er versuchte ernsthaft besorgt zu klingen und hoffte, es gelang ihm. Der Hofmeister zögerte einen Moment zu lang, womöglich sogar bewusst – denn es vergingen einige Augenblicke, bevor er antwortete.

Dann kam die Antwort über seine rauhen Lippen, leise, lauernd, vorsichtig: „Bei Travia, hoher Herr, die Räuberbanden verschonten uns.“

Hofmeister Wiederkehr dachte nach, überlegte wohl, was er wie sagen konnte – was er überhaupt irgendwie erzählen konnte.

„Mein Herr, der Edle Weißenhain, bot Ihnen sogar Obdach an!“

Er wartete, suchte eine Reaktion in Trautmanns Gesicht. Trautmann vernahm die Worte und schien seinem Ziel näher zu sein.



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Texte der Hauptreihe:
K1. Teil 1
K2. Teil 2
K3. Teil 3
K6. Teil 5
K7. Teil 6
K8. Teil 7
K9. Teil 8
K10. Teil 9
K11. Teil 10
K12. Teil 11
K13. Teil 12
K14. Teil 13
K15. Teil 14
K16. Teil 15
K17. Teil 16
K18. Teil 17
K19. Teil 18
K20. Teil 19
K21. Teil 20
K22. Teil 21
K23. Teil 22
K24. Teil 23
K25. Teil 24
K26. Teil 25
K27. Teil 26
K28. Teil 27
K29. Teil 28
K30. Teil 29
K31. Teil 30
K32. Teil 31
K33. Teil 32
K34. Teil 33
20. Rah 1027 BF zur abendlichen Tsastunde
Teil 32
Teil 31


Kapitel 33

Teil 33
Autor: Nils M.