Geschichten:Aidaloê - Teil 27

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[Im Landhaus des Edlen von Weißenhain, Baronie Schwarztannen ]


Es war später Nachmittag, als sich das wohlgeborene Paar Rudegar Ancorian von Immenhort zum Weißenhain und Gunelda Praiowine von Gorsingen-Immenhort zum Weißenhain mit ihrem einzigem verbliebenem Sohne Rothar zum Nachmittagstee traf. Die Dienstboten trugen zartes Gebäck auf, trocken zwar und nicht so fein und zahlreich wie in den ganzen letzten Jahren, aber immerhin frisch zubereitet, und servierten dazu würzigen Kräutertee. Sie genossen den kargen Luxus dieser Tage in vollen Zügen, waren doch Gebäck und Tee einige der wenigen Annehmlichkeiten, die man sich als Adlige nach den harten Dürrejahren erlauben konnte.

„Meine Liebe, genieße doch diesen Tee...“, sprach der alternde Edle zu seiner Gemahlin und deutete mit seiner knochigen Hand auf die Tasse der Jungfer.

Gunelda Edle vom Weißenhain war eine alte und würdige Matrone, hochgewachsen und von kräftigem Körperbau. Man sah ihr das gorsinger Erbe deutlich an, sie war definitiv eine Schwester des verstorbenen Junkers Reto Hagenius von Gorsingen.

Doch seit dem Tode ihres geschätzten Bruders und dem Streit um das Erbe mit seiner Witwe Traviadane von Rothammer-Gorsingen – einer vulgären Nordmärkerin, man stelle sich das vor! - vor mehr als sechs Jahren hatte sie das heimatliche Gut Ferinstein nicht mehr betreten. Sie grollte ihrer Schwägerin immer noch und das würde sich sicherlich auch bis zum Tode einer der beiden Damen hinziehen. Gunelda war vor zwei Tagen nicht anwesend gewesen, als ihre Nichte – zumindest behauptete sie das! - Aidaloê den Edlen von Weißenhain mit ihrer Anwesenheit beehrt hatte. Sie hatte sich entschuldigt und war am Tage vorher zu ihrer Freundin Hesindetta von Riedersbach jenseits der Raller gefahren – Gunelda hatte schlicht diesen Bankert Aidaloê, Kegel einer Elfin mit, angeblich (!) ihrem eigenen Bruder. Sie war sich nicht sicher gewesen und gerade deshalb hatte sie es vorgezogen, dem Treffen fernzubleiben. Doch ihr Gemahl Rudegar hatte die Junkerin von Ferinstein gelobt und ihr tatsächlich einige Ähnlichkeit mit dem Hause Gorsingen bescheinigt. Dies hatte die Edle vom Weißenhain beruhigt – womöglich war sie doch noch zu einem späteren Treffen bereit. Jetzt jedenfalls nippte sie an ihrem Tee.

„Liebes, du siehst so verloren aus?“ drang die leise Stimme ihres Gatten zu ihr vor. „Liegt dir etwas auf der Seele?“

Die Edle schüttelte den Kopf und antwortete nichts, sondern kostete von dem trockenen Gebäck. Es war gräßlich – die Kühe gaben zuwenig Milch für feine Butter und so war auch das Teegebäck trocken und kratzte im Hals. Es waren schreckliche Jahre, es schien als läge ein Fluch auf dem Königreich Garetien. Erst die Dürren, dann der Fall Gareths – die Götter hatten das Herz des Reiches verlassen. Und sie waren...

Ein Diener betrat den kleinen Salon des Landhauses und teilte den wohlgeborenen Herrschaften die Ankunft eines Besuchers mit. Auf eine Gegenfrage antwortete der livrierte Domestik: „Ritter Trautmann von Haderstein. Der hochachtbare Herr ist schwer verletzt und wir schickten nach einem Heiler, Wohlgeboren.“

Gunelda, Rudegar und Rothar sahen sich an, einen Moment lang, und ließen dann Tee und Gebäck stehen, um den Ritter in eines der Gastgemächer bringen zu lassen, auf dass er versorgt würde.



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Texte der Hauptreihe:
K1. Teil 1
K2. Teil 2
K3. Teil 3
K6. Teil 5
K7. Teil 6
K8. Teil 7
K9. Teil 8
K10. Teil 9
K11. Teil 10
K12. Teil 11
K13. Teil 12
K14. Teil 13
K15. Teil 14
K16. Teil 15
K17. Teil 16
K18. Teil 17
K19. Teil 18
K20. Teil 19
K21. Teil 20
K22. Teil 21
K23. Teil 22
K24. Teil 23
K25. Teil 24
K26. Teil 25
K27. Teil 26
K28. Teil 27
K29. Teil 28
K30. Teil 29
K31. Teil 30
K32. Teil 31
K33. Teil 32
K34. Teil 33
20. Rah 1027 BF zur abendlichen Hesindestunde
Teil 27
Teil 26


Kapitel 28

Teil 28
Autor: Nils M.