Garetien:Von Elfen und Feen

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Einführung

Vor allem im Reichsforst leben einige Elfensippen, die zum Teil auch in die Sagens- und Glaubenswelt der einfachen Bevölkerung Eingang gefunden und dadurch Akzeptanz erlangt haben. So gilt es als Glück bringend, wenn ein Neugeborenes von einem Elfen geküsst wird - und das ist immer noch so, obschon die mächtige Praios-Kirche seit jeher gegen diesen Aberglauben vorgeht.

Einige Elfensippen sollen sich auch in den Wäldern Hartsteens aufhalten, vereinzelt trifft man Elfen jenseits ihrer Sippen an, die nach den Tierkönigen der Goldenen Au Ausschau halten oder die Gebirgswelten des Raschtulswalls oder der Trollzacken bestaunen.

Darüber hinaus finden sich in den Städten Garetiens - Gareth voran - und auf den Reichsstraßen zahlreiche ausgestoßene Elfen, die bei den Ihren als "badoc" gelten und zu einem Abenteuererleben verdammt sind.

Elfen, Feen und Trolle

Die kurzlebigen Menschen übersehen oft, daß sie beileibe nicht die ersten Bewohner Garetiens sind. Lange bevor dieser wundervolle Landstrich überhaupt diesen Namen trug, fanden sich hier andere Völker.

Handfeste Hinterlassenschaften finden sich von den Trollen: noch heute stoßen Bauern in den Rakula-Hügeln in der Grafschaft Reichsforst beim Pflügen mitunter auf die Reste mächtiger Grundmauern von bis zu zwölf Schritt Dicke. Seit in jüngster Vergangenheit glaubhafte Berichte von der legendären Feste Graulgatschthor in den Trollzacken den Weg zu den Menschen gefunden haben, haben gar einige Gelehrte die These aufgestellt, die gesamten Rakula-Hügel seien einst als Vorposten von den Trollen geschaffen worden.

Ähnliches wird von dem Weiler Trollhütten nördlich von Gareth behauptet. Der Ort liegt in einer Mulde auf einem flachen Hügel, der sich schon bald als überwucherter Mauerring von riesenhaften Proportionen entpuppte. Heute ist Trollhütten nicht nur für die Stellmacherei Sabwolf bekannt, die ungemein robuste, wenn auch etwas plumpe Wagen herstellt, sondern auch für die Eigenheiten seiner Bewohner. Das trollische Erbe scheint auf sie abgefärbt zu haben, denn manche Trollhüttener zeichnen sich durch eine bemerkenswerte Langlebigkeit aus - die jüngst verstorbene Dorfälteste wurde zu Kaiser Valpos Zeiten geboren. Dazu kommt zuweilen ein Körperbau, wie ihn sonst bei Menschen nur noch die Thorwaler aufweisen können. Eher spöttisch wird ihnen in der Goldenen Au daneben eine gewisse Bedächtigkeit nachgesagt - "in Trollhütten nachfragen" heißt, eine Entscheidung noch einmal zu überschlafen.

Ein anderer merkwürdiger Ort ist der Wehrturm von Mesenburg östlich von Meilersgrund: an seinem Fuß erheben sich alte Mauerreste, die verblüffend an einen versteinerten Troll erinnern. Das Wesen stemmt sich gegen den Turm - um ihn zu stützen oder ihn umzustürzen?

Während die Trolle die Gegend längst verlassen hatten, bevor die menschlichen Siedler kamen, haben die Elfen erst der lärmenden Menschen wegen den Rückzug angetreten. Dabei soll sich einst irgendwo im Reichsforst die erste Elfenstadt Simyala befunden haben. Nicht nur Gräfin Naheniel von Waldstein sucht nach deren Ruinen, auch viele menschliche Gelehrte versprechen sich davon Erkenntnisse über die Frühgeschichte des Kontinentes und das Wesen der Elementarmagie, bislang ohne jeglichen Erfolg. Kurz erwähnt werden soll nur die hanebüchene These, das Zentrum der Welt der Elfen sei dort gewesen, wo nun das der Menschen sei - in der Stadt des Lichtes.

Heute haben sich die Elfen in kleine Dörfer an Bachläufen und kleinen Seen abseits der großen Straßen zurückgezogen, wenn sie sich nicht an das Leben der Menschen in den Städten angepaßt haben. Zu diesen Ansiedlungen führen meist Pfade, die ein Mensch nicht einmal als solche erkennt, manchmal ist die Existenz eines Elfendorfes schon zehn Meilen weiter völlig unbekannt, oft ist es sogar in der Kanzlei des örtlichen Barons in Vergessenheit geraten. Von den früheren Siedlungen der Auelfen zeugen heute menschliche Ortsnamen wie Alfenmohn, Zauberfeldt oder Fehring, und überall gibt es Sagen, nach denen die Elfendörfer binnen einer einzigen Nacht spurlos verschwanden. Nur selten ist noch einer Dorflinde, einer Blutulme oder einer Ginsterhecke anzusehen, daß sie ihren prächtigen Wuchs wohl auch der Magie verdanken.

Wer hingegen geglaubt hat, daß sich Feen und Kobolde von den Menschen haben vertreiben lassen, der irrt sich gründlich. (Und wer Derartiges im Königreich laut ausspricht, wird sich bald eines Besseren belehrt sehen - solche Aussagen wecken häufig den Ehrgeiz der so Geschmähten.) Sicher, einige der ältesten Zauberwesen haben sich verbittert in ihre Gefilde zurückgezogen, aber die meisten sehen die neuen Umstände eher als spielerische Herausforderung an. Es macht schließlich keinen Unterschied, ob man dem Bauern auf dem Acker bei Hirschfurt einen Streich spielt oder der Kaufherrin in Vierok in ihrem Kontor - alle Menschen ärgern sich gleich, das ist putzig. Allerdings wird der typische Garetier sich nicht lange ärgern. Er wird eher überlegen, wie er aus dem soeben erlittenen Schabernack eine spaßige Geschichte spinnt, die er am nächsten Abend in der Dorfschänke zum Besten geben kann.

Zahllose Tore in die Anderswelt sind nicht etwa verschwunden, weil in ihrer Umgebung menschliche Siedlungen entstanden, sondern nur besser verborgen. Sie können überall liegen; selbst einem versteckten Teich in einem schattigen Hain im Park des Garether Rahjatempels wird ein Feentor angedichtet - mitten in der Stadt. Besonders beliebt scheinen Blutulmen zu sein (von fast jeder behaupten die Anwohner übrigens, sie sei von Rohal persönlich gepflanzt worden), deren knorrige Stämme und mächtiges Wurzelwerk wie geschaffen dafür scheinen, kleinen Wesen Unterschlupf zu gewähren. Kein Mensch würde wagen, sie zu fällen. Es heißt, in diesen Dingen verstünden die sonst so gutmütigen Feenwesen keinen Spaß. In fast jeder Baronie gibt es Geschichten vom gierigen Großbauern oder der unbelehrbaren Vögtin, die Hand an eine Blutulme legten und im selben Wimpernschlag dem Schlagfluß erlagen oder am nächsten Morgen tot in ihrem Bett gefunden wurden.

Aber nicht nur Blutulmen wird diese Nähe zur Feenwelt nachgesagt: Ab und an finden verzweifelte Eltern auch das seit einer Woche verschwundene Kind friedlich schlummernd unter einem Haselnußstrauch im Hinterhof wieder. Wenn der Sprößling dann drei Tage später erwacht, erzählt er die wundersamsten Geschichten von Kobolden und Ladifaahris, von Rilja und ihrem Eispalast voll versteinerter Zauberwesen und von der schelmischen Amsel Cralnfedrac, die sich in ein junges Mädchen mit schwarzem Haar verwandeln kann, und es klingt, als sei er nur ein Stündchen fortgewesen - oder ein ganzes Jahr. In den nächsten Götterläufen wird das Kind dann häufig auf dem elterlichen Zaun hocken, sehnsuchtsvoll den Vollmond betrachten und sich zurückwünschen in das Silberschloß der guten Königin Malvina, das auf einem Seerosenteich schwimmt, oder auf die Wiese mit den kristallenen Glockenblumen, die im Mondschein leise Melodien erklingen lassen. Irgendwann ist es dann ganz verschwunden ...

(O. Baeck)