Garetien:Die winkenden Mühlen von Reichsforst

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Schon von Ferne vermag der Wandersmann die hellen Segel einer der Windmühlen sehen, die es hier allerorten gibt. Sie erhebt sich meist auf einer frei stehenden Anhöhe, umgeben von den Wirtschaftshäusern der Müllersfamilie. Neben dem Haupthaus des Müllers und einer Scheune gibt es meist noch einen Stall mit einigem Mastvieh, sowie eine Remise für den Ochsenkarren.

© Ch. Jeub

Unverzichtbar ist eine Schmiede, in der die anfallenden Reparaturarbeiten durchgeführt werden können. Diese steht, nach allgemeinem Erlaß der ehemaligen „Kanzlei für Reichsangelegenheiten“, etwas abseits in einem separaten Gebäude, da der Funkenflug weiland zu verheerenden Bränden geführt hat.

Das Mühlengebäude ragt mit einer Höhe von über 15 Schritt über die Firste der anderen Häuser hinaus. Die Flügel, oft vier an der Zahl, sind mit hellem Leinen bespannt, das aus den Segelmanufakturen der Provinz Perricum bezogen wird, da dort das festeste Tuch gewebt wird, das alleine den starken Winden standhalten kann.

Die Mühle selbst besteht zu meist aus Holz.

© Ch.Jeub

Einige der neueren wurden indessen aus dem hellen Bruchstein der örtlichen Brüche gemauert und weisen nur noch einen hölzernen Dachstuhl auf. Allen ist hingegen gemein, daß sie sich in den Wind drehen lassen. Dies geschieht bei den leichteren Holzkonstruktionen mittels eines hölzernen Bockes, der von wenigen Männern verschoben werden kann. Dadurch wird das gesamte Haus um ein Fußgestell gedreht. Die größeren Mühlen verfügen hingegen über eine Konstruktion, die es mit Ochsenkräften ermöglicht, alleine den Dachstuhl zu drehen.

Das Bauwerk beherbergt ein unüberschaubares Wirrwarr an Rädern, Seilen, Achsen, Hebeln und Rollen. Für wahr, ein Loblied auf Ingerimm selbst ist solch eine Maschinerie. Doch nicht nur das eherne Auge des Herrn des Handwerks wacht darüber, sondern auch die fürsorgliche Hege der Herrin Peraine. Zeugen doch etliche Storchennester auf den Giebeln und Rauchfängen der Höfe von ihrem Segen.

Neben der „Gütigen Landfrau“ vertraut man noch auf den heiligen Eboréus, den Schutzpatron der Mühlen und Scheunen. Ihm zu Ehren fehlt auf keinem Mühlenhof ein kleiner Schrein, der eine hölzerne Mechanik aufweist. Diese kann ein symbolisches Viertelmaß Getreide mahlen. Nur selten wird dieses kostbare Kleinod in Gang gesetzt, damit die teure Apparatur geschont bleibt. So zum Beispiel an den „Tagen der eingebrachten Feldfrüchte“, um den Abschluß der Erntezeit zu feiern. Hierzu finden sich die Bauernfamilien bei den Mühlen ein, und begießen den Ausgang der Saison mit Brandwein und starkem Schnaps. Doch nicht nur zur abgeschlossenen Ernte geht man gerne zum Müller, sondern auch nach schwerem Tagwerk, da allen Mühlen im garetischen Reich das Schankrecht ausgesprochen wurde. Daher genießen die hiesigen Müller auch einen weitaus besseren Ruf als ihre albernischen Kollegen, deren eigenbrötlerische Art manch einen Besucher abschreckt. So führen die Müller ein angenehmeres Leben als manch ein Großbauer, ist ihnen doch der Schutz durch den Baron, dessen Eigentum die Mühle ja ist, gewiß. Zudem bekommen sie stets als erster ihr Korn und können selbst in kargen Zeiten auf genügend Vorrat hoffen.

(Ch. Jeub)