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Aventurisches Alltags-Allerlei

Eine Abhandlung aventurischer Alltagssituationen –

so wie sie einem reisenden Abenteurer widerfahren können

Die folgenden Szenen sollen sowohl dem Meister als auch dem Spieler vor Augen führen, dass sich manche als Normalität angenommene Situationen in der Spielwelt Aventurien bisweilen erschreckend anders darstellen. Der Autor will das typische Bild einer mittelaventurischen Region wiedergeben, erhebt jedoch keinen Anspruch auf allumfassende Verbindlichkeit.


Aventurisches Alltags Allerlei

Das Vademecum des reisenden Meisters

Eine Abhandlung aventurischer Alltagssituationen – so wie sie einem reisenden Abenteurer widerfahren können von Christian Jeub

Die folgende Zusammenstellung soll sowohl dem Meister als auch dem Spieler stimmungsvoll vor Augen führen, wie vermeintlich Alltägliches und Gewohntes aus dem Blickwinkel eines Aventuriers einen gänzlich anderen Stellenwert erfährt. Der Autor will das typische Bild einer mittelaventurischen Region wiedergeben, erhebt jedoch keinen Anspruch auf allumfassende Verbindlichkeit. Zur besseren Übersicht sind die prägnantesten Stichworte hervorgehoben. Daneben finden sich diverse kleinere Anregungen zur Umsetzung im Spiel, die bisweilen in verschiedenen Publikationen bereits veröffentlicht wurden und hier nur der Vollständigkeit halber zusammen gestellt und ergänzt wurden.


Aventurische Impressionen

Das Leben eines Landmannes oder einer Krämerin ist durch eine grundlegende Eintönigkeit geprägt – nicht im Sinne der Lebensfreude, sondern vielmehr im Bezug auf die Farben- und Werkstoffvielfalt der eigenen Gebrauchsgegenstände.

Es herrschen braune, beige und graue Farben vor, da diese entweder als naturgegebene Farben vorliegen oder durch den steten Gebrauch in solche Töne wechseln. Farbige Materialien sind äußerst rar und kostbar. Sie finden sich zumeist in erlesener Kleidung, kostbaren Teppichen oder seltenen Gemälden wieder, so dass bereits ein einzelnes Stück roten Stoffes in einer Menschentraube hervorsticht. Doch auch ein reines weiß oder ein tiefes schwarz zeugen von Reichtum und Macht.

Als Werkstoffe finden sich vorrangig Holz, Leder und Leinen, mithin verderbliche Materialien, die stetig erneuert werden müssen. Eherne Gegenstände bilden daher eine begehrte Ware, versprechen diese doch eine robuste und haltbare Anwendung. Doch auch eiserne Gerätschaften bringen aufgrund ihrer Rostanfälligkeit keine Farbvielfalt in den Alltag. Als begehrliche Rarität dürfen daher wohl all jene Gegenstände angesehen werden, die dauerhaft eine glänzende Oberfläche aufweisen, seien es polierte Metalloberflächen in Form von Spiegeln oder gar Edelmetalle. Letztere sind zumeist als Münzen verbreitet, wobei bei einem Handwerker nur selten genügend Wechselgeld vorhanden ist, um eine mit einem Golddukaten bezahlte Dienstleistung auszugleichen.

Als zweites markantes Merkmal beherrscht die Sorge um die Nahrung das Leben des gemeinen Mittelaventuriers. Insbesondere die Verderblichkeit der Viktualien verlangt ein stetes Augenmerk auf Lagerung und Verarbeitung. So bestehen nur einige wenige Möglichkeiten, frische Nahrungsmittel dauerhaft einzulagern. Neben dem gemeinen Aufbewahren in trockenen Schobern und kühlen Kellern ist es möglich, Obst und Gemüse mittels Dörren, Säuern und Brennen, Fleisch und Fisch mittels Pökeln, Trocknen und Räuchern und die verschiedenen Getreide als Tränke mittels Brauen und Vergären zu behandeln. Diese Verfahren verändern jedoch alle mehr oder weniger gewollt den Eigengeschmack der Ware. Es ist daher ein seltener Festtag, so frisches und vor allem geschmacklich unbehandeltes Fleisch und Gemüse auf den Tisch kommt. Dies geschieht zwangsläufig nur während der Erntezeiten im Spätsommer und Herbst bzw. unmittelbar nach einer Schlachtung. Ein frischer Fleischeintopf in einer Wegherberge stellt mithin einen Gaumenschmaus ungeahnten Ausmaßes dar.

Überlandreisen leicht gemacht

Ein reisender Geselle bewegt sich in zivilisierten Gegenden zumeist auf den mehr oder weniger gut ausgebauten Karrenwegen oder Landesstraßen. Doch um das Ziel nicht aus den Augen zu verlieren, ist es oft unumgänglich einen ortskundigen Führer anzuheuern, da es ungemein schwierig ist, ohne Wegweiser den rechten Weg zu wählen. Auch der Besitz einer Karte bewahrt nicht davor, in die Irre zu gehen, geben jene doch oft nur die grobe Zuordnung größerer Städte zueinander wieder, ohne deren wegemäßige Verbindungen oder hinderliche Landschaftsformationen zuverlässig anzuzeigen.

Unterwegs sind die Reisenden gezwungen sich über die notwendige Verpflegung für Mensch und Tier Gedanken zu machen. Während generell das Problem besteht, dass Nahrung verderblich und Jagen zeitaufwendig ist, schränken in den zivilisierten Regionen zudem weitreichende Jagdprivilegien des örtlichen Adels die Proviantierung ein.

Jedem Reisenden sollte zudem bewusst sein, dass sich eine mehrtägige Reise nicht immer unter dem strahlenden Praiosauge abspielt, sondern bisweilen auch Efferds Segen den Reisenden begleitet, so dass man unter Umständen stundenlang in regennasser Kleidung einher zieht und sich des Abends meist vergeblich an einem Feuer zu trocknen versucht. Dass diese zusätzliche Strapaze an der Konstitution zerrt ist offensichtlich. Krankheiten bleiben da oft nicht aus, wobei der Flinke Difar wohl noch zu den leichtesten zu zählen ist. Kommt es jedoch zu einer schwerwiegenden Erkrankung mit Fieber und Kräfteverlust steht oft die Weiterreise in Frage. In diesem Fall ist es gut, wenn man sich mit eigenen Kräutern zu helfen weiß, denn eine örtliche Suche nach nützlichen – und vor allem wirksamen – Heilkräutern ist oft vergebens, da neben der Standortwahl meist die Jahreszeit nur in den seltensten Fällen zur Ernte passen will.

Das Stadtleben in der Fremde

Helden sind Reisende, die nur selten ein ‚Auftrag‘ in ihren Heimatort führt. Vielmehr ziehen sie durch die Lande und verweilen oft nur wenige Tage in einer für sie unbekannten Stadt. In dieser werden sie zumeist direkt als Fremde erkannt – sofern es sich nicht um eine Großstadt mit mehr als 5000 Einwohnern handelt. Die Helden werden daher durch die ansässigen Bürger mehr oder weniger stetig beobachtet – je nachdem, wie viele Ortsfremde die Stadt üblicherweise durchqueren. Von den Reisenden, die weder Leumund noch Bürgerrechte ihr Eigen nennen können, wird ein erhöhter Respekt gegenüber der örtlichen Obrigkeit erwartet, während offenkundige Vaganten ohnehin rechtlos sind – und entsprechend behandelt werden: Auffällige Vorfälle und Gaunereien werden meist unmittelbar mit den unliebsamen Durchreisenden in Verbindung gebracht. Ohne den Besitz der Bürgerrechte oder eines angemessenen Standes ist es in den meisten Städten sehr schwer, ungehindert seiner Arbeit als Held nachzugehen. Hinzu kommen noch die verschieden strengen Waffen- und Aufenthaltsrechte, denen sich die Reisenden beugen müssen.

Der einfache Bürger erkennt indes recht schnell – manch einer könnte auch denken zu schnell – von wessen Stand der Reisende ist, gibt es doch drei unverkennbare Erkennungsmerkmale, die über das Ansehen entscheiden: Neben der Art und dem Zustand der Kleidung als augenscheinliches Merkmal zeugen auch das Benehmen und die Wortwahl von der Kinderstube, der man entstammt. Daneben nennen es gerade fahrende Helden ihr Eigen, eine deutliche Wehrhaftigkeit an den Tag zu legen, die ebenfalls über das Ansehen entscheiden kann. So wird ein elegantes Schwert weit eher einem ehrbaren Manne von Stand zugeschrieben als eine wuchtige Hiebwaffe, die vielmehr dem grobschlächtigen Kriegshandwerk eines Söldlings zugerechnet wird. Infolgedessen wird stets die am besten gekleidete Person einer Gruppe als deren Anführer gesehen und entsprechend behandelt. Daher fällt es weder dem einfachen Bürger noch einem Herren von Stand schwer, einen Geadelten als solchen zu erkennen – auch ohne das jener ein Wappen offen führt. Doch in manch zivilisierten Städten kann es unter Umständen von Vorteil sein, in einem weniger hohen Stand geboren zu sein, um seine Ziele zu erreichen. Das Vortäuschen eines fremden Standes scheitert indes oft bereits an der Wahl der rechten Worte, die sich zwischen Vertretern des Adels und des gemeinen Volkes stark unterscheidet

Verkleiden:

Regeltechnisch sollten Verkleidenproben mit einem Malus in Höhe der Differenz des eigenen Sozialstatus zum vorgetäuschten Sozialstatus belegt werden.

Der Sozialstatus birgt zudem die Verpflichtung, einen angemessenen Lebensstandard zu führen, der es oft mit sich bringt, dass das sauer verdiente Geld schneller zwischen den Fingern zerrinnt, als es einem lieb ist.

Lebenshaltungskosten:

Je Monat Aufenthalt in einer zivilisierten Gegend verursacht pauschale Ausgaben in Höhe von mindestens SO x10 Silbertaler.

Manch ein Nachtschwärmer sieht sich auf seinem Weg durch die nächtlichen Gassen unvermittelt einer Gruppe Straßenräuber gegenüber – vielmehr er hört den Zuruf, denn sehen kann man sein Gegenüber nicht, sofern es nicht gerade eine wolkenlose Vollmondnacht ist, oder man wohl weißlich seine eigene Laterne bei sich trägt. Andernfalls herrscht von Sonnenuntergang bis Sonnenaufgang eine bleierne Dunkelheit vor, die nur sehr selten durch vereinzelte Lichtpunkte aus Klappläden unterbrochen wird. Eine nächtliche Suchaktion oder gar Verfolgung ist daher nur mit äußerster Mühe zu bewerkstelligen. Doch auch das Mitführen von passendem Beleuchtungsmaterial hemmt eine effektive Aktion ungemein, da besagte Lampen nur selten einen einigermaßen passablen Lichtschein weiter denn fünf Schritt wirft.

Fackelschein:

Regeltechnisch sollte ein Malus zwischen 2 und 8 Punkten auf alle optisch relevanten Talente erhoben werden.

Hilfreich bei einer Spurensuche ist hingegen, dass neben den wenigen Hauptstraßen die vielen Gassen und Hinterhöfe nur selten gepflastert sind, sondern oft eher einer schlammigen Suhle gleichen, die durch frei laufende Schweine und versickernde Jauche aufgewühlt und glitschig ist.

Neben den erwähnten Fährnissen bietet eine Stadt die einzigartige Gelegenheit, Waren und Dienstleistungen zu erstehen – oder anzubieten. Für Letzteres ist jedoch Vorsicht geboten, da ein stadtfremder Geselle oft als unzünftiger Pfuscher durch die ortsansässigen Zünfte und Gilden beschimpft, bedroht und im schlimmsten Fall gar davon gejagt wird. Zünftige Handwerker können indes recht einfach an der örtlichen Zunftkleidung erkannt werden.

Wohin mit den Devisen?

Manch ein Held ist es vergönnt, ein wenig seines hart erarbeiteten Salärs – nach Abzug von Zöllen, Tempelzehnt, Wechselkursverlusten, Kost und Logis – zu horten, so dass es bisweilen recht schwer in dessen Geldkatze werden kann. Doch Phex zum Gefallen hat man die lobenswerte Einrichtung des Bankenwesens erfunden. Hier ist es möglich – oft gegen eine kleine Gebühr –, die schweren Geldstücke im Austausch gegen einen Einzahlungswechsel einzulagern und gegebenenfalls in einer weit entfernten Filiale wieder abzuheben. In wie weit das Kreditinstitut Filialen unterhält ist unterschiedlich, ebenso wie die Anerkennung eines Fremdwechsels.

Das Prozedere sieht dabei vor, den Einzahlungswechsel als Legitimation vorzulegen. Dieser weist lediglich die Menge und den Ort der Einzahlung aus, nicht jedoch den Besitzer des Geldes. Daher ist der Wechsel prinzipiell wie Bargeld zu verstehen – abgesehen von der Einschränkung, dass man keinen Krämer finden wird, der eine Bezahlung mit einem Stückchen Papier akzeptieren würde. Von der Form her ähneln sich die verschiedenen Wechsel. Gemein ist allen, dass sie aus einem großformatigen Pergament oder Büttenpapier gefertigt, kunstvoll beschriftet und mit mehreren Siegeln versehen sind. Dies führt jedoch dazu, dass diese kostbaren Schreiben sehr anfällig für die Fährnisse einer Reise sind. So können von herber Witterung, über Unfälle bis hin zu Überfällen unzählige Ereignisse zu einem schmerzlichen Verlust führen, obschon man sein Gold in sicherer Verwahrung wähnte. Ohne einen intakte Einzahlungswechsel wird es indes ungemein schwierig sein, den Kontoristen zu einer Auszahlung zu bewegen. Ebenso kann es zu unschönen Szenen kommen, wenn ein äußerlich heruntergekommener Bankkunde eine Auszahlung mehrere Golddukaten gegen Vorlage eines schäbigen Wechsels fordert. Auch hier entscheidet das äußere Erscheinungsbild über das Ansehen und die weitere Handhabung.

Autor: Ch. Jeub