Perricum:Für Fremde, Raulsche und Freunde - Vom Reisen abseits der Löwenburg

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Von Menschen, Landschaft und Architektur

Während im „neuen“ Norden der Markgrafschaft sich die ehemals süddarpatischen Ländereien noch daran gewöhnen ihren Weg nach Perricum-Stadt zu finden, reist man südlich des Darpats auf recht gut ausgebauten Wegen innerhalb einer der ältesten Kulturlandschaften Aventuriens. Die Reise und die Eindrücke von Landschaft und Menschen stehen im Jahre 35 Hal noch unter dem Zeichen des Elends der darpatischen Flüchtlinge. In den nachfolgenden Jahren verbessert sich die Situation der Flüchtlinge. Auch wenn die Spannungen zwischen Raulschen und Nebachoten (wieder) und auch mit den Neu-Perricumern zunehmen, schwelt der Konflikt eher in den Köpfen der Hohen und Anführer.

Vielerorts kann man beim Durchqueren von Dörfern und Weilern Flüchtlingswagen sehen, deren Insassen nach den Möglichkeiten der Einheimischen geholfen wird. Die Landschaft steigt südlich von Perricum hügelig zu den Salzbergen an. Diese sind eine karstige Hügellandschaft, die bei der Durchquerung weitaus gebirgiger wirkt, als von weitem erkennbar ist, da sich die Täler tief in die Erde einschneiden. Manchmal bilden sich in den Talsohlen sogar Salzkrusten aus dem eindringenden und verdunstenden Meerwasser.

Zwischen den Salzbergen und den westlichen Ausläufern des Raschtulswalls liegt eine weite, sanft hügelige Ebene. Die Weiler und Dörfer, die sich hier finden, sind in aller Regel im Stil der sie bewohnenden ethnischen Volksgruppe errichtet. So wechseln sich aranisch anmutende Wehrdörfer mit typisch mittelreichischen Straßendörfern und Streusiedlungen ab. Oft genug gewinnen Fremde aber auch den Eindruck, dass raulsche und aranische Stile miteinander verschmolzen sind. So entstehen dem Auge recht wohltuende Baustile, wenn beispielsweise raulsche Perricumer altnebachotische Gemäuer und Ruinen zu zweckmäßigen Gebäuden umbauten. Gelehrte können unter Umständen fasziniert davon sein, dass sich moderne Gebäude auf alte Mauerreste stützen. So ruht etwa der Baldachin einer Schänke auf eckigen, mit uralter Ornamentik versehenen Säulen, um die im Freien liegenden Sitzgelegenheiten zu überspannen. Die Menschen sind Reisenden gegenüber recht aufgeschlossen. Gewöhnungsbedürftig bleibt aber der Akzent der Nebachoten, der auch deutlich auf die Raulschen der Grafschaft abgefärbt hat.

Genauso wie die Sprache hat sich auch die Mode der Menschen zu etwas Eigenem verschmolzen ( Von Trachten, Farben und Architektur ). Obwohl man Ortsvorstehern deutlich ansehen kann, welchem Volksstamm sie angehören, haben sich im Laufe der Jahrhunderte die Trachten der einfachen Menschen zu tsagefälligem Neuem vereint: Wickelhosen, Gehröcke, Pantoffeln und bestickte Leder- und Tuchwesten auf blankem Oberkörper sind bei den Bauern eine fast einheitliche Tracht geworden. Kopfbedeckungen findet man selten und Feze überhaupt nicht, da diese von Raulschen wie Nebachoten als aranisch verschrien sind – und zwar gleichermaßen nördlich wie südlich der Grenze.

Viehwirtschaft

Neben der hauptsächlich von den raulschen Perricumern betriebenen Landwirtschaft, die auf den ertragreichen Böden meist Spitzenernten erzielt, kennt das Land eine umfangreiche Weidewirtschaft. Vor allem große Pferdeherden werden über die Weiden des Landes getrieben. Umzäunungen gibt es nicht. Viele der größten Gestüte Garetiens befinden sich in der Grafschaft Perricum. Es gibt aber zuweilen vorübergehende Verstimmungen zwischen landwirtschaftenden Bauern und weidewirtschaftenden Viehzüchtern. Der in Perricum gezogene Pferdeschlag zeichnet sich durch eine herausragende Robustheit, großen Wuchs und ein ruhiges Gemüt aus. Ganz im Gegensatz dazu steht die Zucht der wilderen und eigensinnigeren Nebachotis oder Brendiltaler, einer kleineren und meist dunkleren Abart des Arania-Pferdes (s. ZBA, S. 153). Der Nebachoti, der wie ein Prestigeobjekt zumeist von einheimischen Edlen gezüchtet wird, ist ein edles Ross. Es ist trotz seiner eigenwilligen Launen unter den Hohen Garetiens wegen seiner Raum greifenden Bewegungen und stolzen Aufrichtung sehr beliebt. Je üppiger der Schweif-, Mähnen- und Fesselbehang bei den jeweiligen Pferden ausfällt, als desto edler gilt das Tier. Besonders kostbar sind die schwarz-kupfernen Kohlfüchse, die der Schlag nur selten hervorbringt. Sie gelten gar als königlich. Selbstverständlich, wie es sich für alle Pferdezüchter gehört, halten die Perricumer ihre Rösser für die besten. Das kann man – rastend in diversen Schänken – vernehmen, während die Pferde der Fremden leise und mit gehörigem Witz als träge Kühe, sture Esel oder lahme Kamele bezeichnet werden. Sollte es zu Wortgefechten zwischen Reisenden und Einheimischen kommen, offenbaren die Perricumer durchaus Selbstironie, nicht aber die Fähigkeit, den Pferden der Reisenden auch nur eine gute Eigenschaft zuzuerkennen. Wenn die Fremden die Vorzüge ihrer Tiere anpreisen, wird dies besonders von den Nebachoten mit einem Lächeln abgewunken und dabei entgegnet: "Wo soll das einem nützen?" – "Wenn man dafür eine Rücküberzüchtung zum Esel in Kauf nimmt ..." – "Also der Unterschied zur Kuh wäre dann doch nur, dass es keine Milch gibt, oder?" Falls sich der Reisende schließlich auf ein Wettrennen einlassen und dieses gewinnen, wird das perricumsche Ross selbstredend gerade "nicht in Hochform" gewesen sein. Dazu ist zu bemerken, dass die Stärken des Nebachotis nicht unbedingt in der Schnelligkeit liegen, sondern eher in Zähigkeit und Nervenstärke.

Gastfreundschaft

Die Gemeinen benehmen sich ehrlich und respektvoll gegenüber höher Gestellten, jedoch auf eine ganz andere Art als im üblichen Mitteleich. Denn die einfachen Menschen scheinen eine eigenartig zwanglosen Umgang mit den Hohen zu pflegen, der mehr auf die Persönlichkeit der jeweiligen Respektsperson Wert legt: So wird man in den Schänken freundlich willkommen geheißen. Die Schankmagd verhält sich bei der Bewirtung weniger unterwürfig. Vielmehr ist sie fleißig bemüht, saubere und manierliche Gäste zu bedienen, solange sie zeigen, dass sie sich herrschaftlich zu benehmen wissen. Beweist ein Reisender Größe, wenn der jungen Magd ein Missgeschick widerfährt, dann offenbart sich die Seele des nebachotischen Gesellschaftsverständnisses: Einem edlen Menschen zu dienen bedeutet Ehre, einem Krämergesellen dienen zu müssen, ist eine Schande für den Nebachoten.

In den Dörfern angekommen, erleben Reisende oftmals, dass die Alten, die morgens von ihren Angehörigen auf die Bänke vor den Häusern in die Sonne gesetzt werden, den Besuchern unbedingt helfen wollen. Dann lassen es sich die Alten nicht nehmen, den Besuchern hilfreich die Pferde zu halten. Nachdem sich sich gebrechlich am Stock erhoben und zu den Reisenden begeben haben, zeigen sie mit zahnlosem Lächeln, dass sie sich immer noch nützlich fühlen dürfen.

(ST/BB)