Heroldartikel:Namenlose Schatten über den Häusern der drei Schwestern - Das Reinigungsfest in Rashia’Hal

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Namenlose Schatten über den Häusern der drei Schwestern


Das Reinigungsfest in Rashia’Hal


Bericht des reisenden Handwerkers Timshal Grünflaschler aus Roßkuppeln, Gareth. Aufgezeichnet während einer Rast an der Straße von Perricum nach Rommilys.


… Ihr müßt wissen, daß ich in Bälde Vaters Werkstatt übernehme. Er kann nicht mehr so recht und die Leut’ wollen heuer andere Dinge gefertigt haben. Es wird sich einiges ändern müssen. Und so wollten meine Frau und ich zuvor eine Pilgerreise tun, auf das unserer jungen Ehe eine fruchtbare Zeit beschieden sei und ich in Vaters Werkstatt einen tsagefälligen Neuanfang tun kann. Wir haben uns einige Wochen dafür Zeit genommen, wer weiß, wann wir danach wieder eine Reise tun werden. Und daheim wollte mir Vater im Ingerimmtempel das Werkzeug übergeben. …

… Wie soll ich den Ort beschreiben, der in … - das nebachotische Wort will nicht über meine Zunge – der Baronie Haselhain liegt. Wir waren schon zwei Tage vor dem Fest dort, und wahrlich, uns gingen die ganze Zeit Augen und Ohren über. Dieser See mit den herrlichen Ufern, dem Tsatempel in seiner Mitte. Der prachtvolle Rahjatempel mit seinen Wasserspielen und diesen – Rahjaverzeih! - verspielten Figuren. (Tsalinde gingen die Augen über, als sie die Statue mit der Peitsche sah. Seither hat sie diesen einen Rahjageweihten immer so unzüchtig angesehen.) Und am Firunufer liegt das Haus der Herrin Peraine mit seinen Gärten und Hain. Aber was rede ich, es ist überall schön, denn die Geweihten der Peraine pflegen das ganze Umland. Das ist das eigentlich verwirrende in Rashia’Hal. Man findet überall die Geweihten der drei Schwestern Peraine, Tsa und Rahja. Sie verrichten gemeinsam die Dienste. So etwas gibt es in Gareth nicht. Ich gebe zu, es war seltsam befremdlich und gleichzeitig so heilig. Wenn ich mich recht entsinne, sprach die Rahjageweihte mit uns über den tsagefälligen Beischlaf, ... ?

Alles war umgeben von heiliger Ruhe und Fröhlichkeit. Und es waren so viele Edle dort, so daß ich glaubte, wir müßten ein Weilchen warten, bis die hochgeborenen Damen und Herren ihre Angelegenheiten mit den Geweihten geregelt hätten. Jedoch war alles ganz anders, hier nahmen sich die Geweihten für jeden gleich viel Zeit. Als wir das erste Mal in den Thermen dieses wunderbaren Rahjatempels waren, ist gar etwas Ungeheuerliches passiert. Ich ließ mein Weib ein Weilchen allein, da sah ich sie im Gespräch mit einem hohen Geweihten des Herrn Praios, der uns hernach auch des heiligen Herrn Segen erteilte. Doch wie anders wurde mir, als ich erfuhr, daß es gar der Staatsrat Praiodan von Luring selbst gewesen war, der so freundlich zu uns war. Das werden meine Frau und ich mein Lebtag nicht vergessen …

… Das Fest dauerte drei Tage. Am ersten Abend begann mit einem Segen, wir sangen heilige Lieder, bekamen eine Speisung und hörten Geschichten aus dem alten Nebachot. Anderntags haben wir symbolisch unsere Sorgen den Flammen übergeben und haben an den verschiedenen Zeremonien (so heißt das doch, oder?) teilgenommen. Da gab es das Bildnis der Seele im Tsatempel (Mein Weib malte mit sehr viel Rosa. Ihr wißt auch nicht, was das bedeuten mag?), eine Übung in rondrianischen Tugenden mit den anwesenden Rondrageweihten, eine Teezeremonie mit einem Weisen und der Besuch im Dampfbad. Dort konnte einem schon allein von den Wandbildern ganz heiß werden …

… ja, es stimmt schon, was erzählt wird. Wie Licht und Schatten doch so nah beieinander liegen können. Praios schütze uns! Ich will euch berichten, so gut ich kann und so gut ich mich erinnere, auch wenn mir nicht wohl ist, wenn ich daran denke.

Es war von Anfang an ein Fest, das unter besonderen Vorzeichen stand. Ich hatte schon am ersten Abend so ein merkwürdiges Gefühl, doch was soll ich mich mit Vorwürfen geißeln, wenn auch die Geweihten die Dinge nicht zu deuten wußten. Es begann, wie gesagt am ersten Abend. Da waren diese Greifenfurter Edlen. Aus ihrer Mitte trat plötzlich der Baron von Orkenwall hervor und tat den ungeheuerlichen Wunsch, Tsa möge ihm ein neues Leben schenken. Da waren nicht nur seine Greifenfurter Gefährten vor den Kopf gestoßen, auch die Geweihten wußten keinen Rat. Die Nacht über hab ich seltsame Träume gehabt. Wie sich nachher rausstellte, ging es allen so. Einer der Edlen erwachte gar nach seinem schlafwandlerischen Gang mitten im See. Doch war dies längst nicht alles. Bei der Teezeremonie wurde mancher Tee zur Salzbrühe, im Dampfbad ging man sich mit erhitztem Gemüt an die Gurgel und im Verlaufe des zweiten Tages wurde gar der Rahjatempel verwüstet. Als ob dies nicht schlimm genug war: Die Tat konnte nur von einem Geweihten verübt worden sein. Oh ihr Zwölfe, steht uns bei!

Da begann der Hader und Zwist unter den Geweihten. Zu allem Übel tauchten auch noch Ratten auf. Nun wurde klar, daß namenlose Kräfte unsere Sinne trübten und das Fest schändeten. Furcht, ja, ich gestehe, Panik erfaßte mich. Ihr versteht, wenn ich hier nicht genauer werde.

Doch so groß das Übel war, die Zwölfe waren größer. Ein Fingerzeig ihrer Macht ließ uns die erkennen, die sich in Ihren Dienst gestellt hatten. Uns so blieb nur dieser falsche Traviageweihte (Hab ich diesen Wolf im Schafspelz bislang nicht erwähnt? Dann muß ich Boron für den Schleier des Vergessens danken. Möge er wieder über meinen Geist fallen). Doch kaum enttarnt, rief er mit einem unaussprechlichen Fluch Verderben hernieder. Ich warf mich über meine Tsalinde und sah nur noch, wie einige Leute, darunter auch der gute Herr von Luring, getroffen zu Boden gingen. Er ist jedenfalls nicht entkommen. Im heiligen Zorn warfen sich die Unversehrten auf diesen dunklen Priester und rangen ihn nieder. Er wurde fortgeschleift und gleich darauf durch eine der Rondra geweihten Klinge gerichtet.

Meine Frau und ich haben dann geholfen, den Rahjatempel wieder herzurichten. Am Abend dann gab es noch eine Zeremonie im Haus der Herrin Peraine. Dort wurde dann auch die Bitte des Herrn von Orkenwall erfüllt. Doch sollte er nicht allein übers Nirgendmeer gehen, denn ein Geweihter der Tsa wollte ihn begleiten, um bei seiner Herrin für ihn zu sprechen. Mir wird jetzt noch flau im Magen, wenn ich davon erzähle. Wie sehr wollte mir das Herz springen, als den beiden der Giftbecher gereicht wurde. Beide sind dann ganz friedlich eingeschlafen und mir war, als habe ich für einen Augenblick leise Schwingen gehört. Überhaupt war es still. Mir gegenüber standen die Greifenfurter. So sehr diese Leute den Wunsch des Barons verstanden (er hat viel Leid erfahren, wie ich aus Gesprächen hörte), so sehr trauerten sie um ihren heldenhaften Freund.

Tags darauf gab es eine kurze Totenzeremonie für den Baron, bevor man ihn gen Greifenfurt zur letzten Ruhe bringen wollte. Ich erwähne dies jetzt noch, weil plötzlich der blinde Weise, dieser Al'Haresh, eine schreckliche Vision hatte, die ihn wohl augenblicklich zu Boron schickte. Er sah Feuer und einen stürzenden Greifen. Was sind das für Zeichen, was sind das für Zeiten. Vielleicht erkenne man auch nicht die heiligen Momente, wenn man ihnen beiwohnt. Wer ist schon auf so etwas vorbereitet. Ich habe das Gefühl, die Momente dieser Reise reichen ein Leben lang …

Mündlicher Bericht des Glasbläsers Timshal Grünflaschler, aufgezeichnet durch Edorian Blaustein am 13. Peraine 34 Hal.