Greifenfurt:Sagen, Mythen, Aberglaube

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Greifenfurter Aberglaube

Einer Katze darf man nichts tun, denn in jeder Katze kann der Geist einer Hexe stecken. Tut man der Katze ein Leid, dann rächt sich die Hex’, tötet man das Tier gar, dann droht einem noch größeres Unheil.

Während der Belagerung weigerten sich abergläubische Gemüter aus diesem Grunde, in ihrer Not Katzen zu verspeisen, weil sie fürchteten, dann den Geist der Hexe zu verschlucken und von ihr besessen zu werden.

In den Feldern, da lebt die Mäusekönigin, Herrscherin über alle Graupelzchen. Ihr muss man täglich des abends ein Opfer kredenzen (ein Stücklein Brot oder eine Handvoll Korn), sonst schickt sie einem ihre gesamte Sippschaft auf den Hals, die Vorräte zu verderben. Auch muss man ihr Abbitte leisten, wenn man eine Maus gefangen hat, sonst schickt sie ein Dutzend andere zum Begräbnis.

Von seltsamen und weniger seltsamen Bewohnern der Mark und des Finsterkammes

Die Wälder Greifenfurts sind wildreich, Rehe, Hirsche, Damwild, wilde Gepürkskühe und Wildschweine haben hier ihre Wechsel, desgleichen Niederwild, wie Wald- und Rebhühner. Rote und blauschwarze Eichhörnchen leben in den hohen Wipfeln, insbesondere letzte sind bei Fallenstellern sehr begehrt. Auch Raubtiere streifen durch das wilde Land, am Waldrand und im Hügelland vornehmlich Rotfüchse, die auf Kaninchen und andere Nager Jagd machen. Im Wald hingegen lauern die gefürchteten Waldwölfe auf Beute, und Sagen über die klugen und gerissenen Jäger kennt jedes Kind. In langen und harten Wintern können die Graupelze zu einer ernstzunehmenden Gefahr werden, wenn der Hunger sie hinab in die Täler treibt, dort Beute zu suchen.

Tiefer in den Wäldern leben vereinzelt Schwarzbären, die in den Höhlen des Finsterkammes Unterschlupf finden. Ein Wanderer wird sie nur selten zu Gesicht bekommen, ist Meister Petz doch als scheu bekannt. Desgleichen gilt für Luchs und Waldkatze oder für den überaus seltenen Berglöwen.

An den Ufern der Breite und ihrer Zuflüsse hausen Otter, flinke Fischfänger, die die Fischer gar nicht gerne sehen, zerreißen sie ihnen doch Netze und rauben die Reusen aus. Seltener einmal trifft man auf einen Damm, Behausung einer Biberfamilie.

Treibt es einen höher in die Berge, wird nicht allein die Vegetation karger. Dort, wo nur noch Kräuter, Gräser und Flechten wachsen, leben Gebirgsböcke und Murmeltiere, stolz kreisen Greifvögel über den Gipfeln, deren höchste bis in den Sommer schneebedeckt sind.

Längst nicht allein Wildtiere tummeln sich in den Wäldern und Bergen. Vor allem ist da immer noch der Ork, eine allgegenwärtige Bedrohung, die nicht zu unterschätzen ist, auch wenn nur noch kleinere Raubtrupps das Land unsicher machen. Doch flammt der Hass der Schwarzpelze auf die Menschen, nicht minder heiß, wenn er nicht sogar durch die Niederlage noch geschürt wurde.

Außer den Orks gibt es noch einige Goblinsippen, doch stellen diese nur eine geringe Gefahr dar. Nur in äußersten Notlagen oder wenn sie sich absolut sicher sind zu obsiegen, greifen sie Menschen an. Lieber begnügen sie sich mit dem, was sie in den Wäldern fangen können, und wenn es sie einmal nach einer Klinge aus Menschenhand begehrt, versuchen sie es lieber mit dem Handel, als dass sie sich auf ein Gefecht einlassen.

Von Trollen berichten die Leute, doch sind diese als friedlich bekannt, so lange man ihnen kein Leid zufügt. Anders steht es um die Oger. Zwar ist keinem Reisenden in den letzten Jahren eine solche Kreatur begegnet. Doch munkelt man, dass seit dem Zug der Schwarzpelze, die auch Oger in ihrem Heerzug hatten, das ein oder andere der mordgierigen Ungeheuer im Finsterkamm verblieben ist.

Eine besondere Plage sind die Harpyien, die in großen Schwärmen in den unzugänglichen Steilwänden der Berge hausen. Grässliche, schreckliche Biester, widernatürliche Schöpfungen, suchen sie den Finsterkamm auf der Suche nach Beute heim, doch geraten sie allzu oft auf ihren Zügen auch in die bewohnten Teile der Mark, wo die gefährlichen Kreaturen Angst und Schrecken verbreiten. Manch Bauer hat schon ein gutes Stück Vieh an das Raubgesindel verloren, doch was kann er mehr machen, als eifrig die Augen nach verräterischen Schatten am Himmel aufzureißen, um gewarnt zu sein. Nur zu gerne würde man den hässlichen Ungeheuern endgültig den Garaus zu machen, doch sind ihre Lagerplätze unerreichbar in schwindelnden Höhen, und nur selten gelingt es einmal einem kühnen Schützen, eine der Bestien mit trefflichem Schuss vom Himmel zu holen.

In den weitverzweigten Höhlen des Finsterkammes leben seit Äonen nun schon einige Zwergensippen, die zum Volk der Ambosszwerge gehören. Dort schürfen sie nach Zwergenkohle und allen Kostbarkeiten, die die Berge tief in ihren Flanken verbergen. Das kleine Volk hat sich die natürlichen Gänge zunutze gemacht, durch harte, zähe Arbeit erweitert und nach der Art ihres Volkes zu unterirdischen Siedlungen ausgestaltet. Kein Mensch weiß zu sagen, wo die wohlverborgenen Eingänge zu den Zwergenstädten liegen, denn Angroschs Kinder hüten dieses, ihr höchstes Geheimnis, gut.

Doch nicht allein Ambosszwerge haben sich die Gänge als Heimstatt auserkoren. Man darf es in Gegenwart eines Väterchens der Angroschim nicht erwähnen, doch geht das Gerücht, dass auch die den übrigen Zwergenvölkern so verhassten Tiefzwerge im Finsterkamm zu finden sind und ihr elendiges Dasein in den Stollen fristen.

Auch von einem Höhlendrachen berichtet manche Sage, der in den Berghöhen seine Beute schlägt. Doch hat ihn seit Jahren niemand mehr gesehen. Wohl aber gehen die Gerüchte von seinem sagenhaften Hort um, und mancher Dummkopf hat sich schon verleiten lassen, die Brutstätte des Wyrmes zu suchen. Ob es je einem gelungen ist, den Hort ausfindig zu machen, man weiß es nicht. Zurückgekehrt ist nie jemand. Ob sie der Drache gefressen hat oder ob sie einem anderen Fährnis zum Opfer fielen, wer kann das sagen.

Dass im Wald und in den Wiesen Wichteln hausen, das weiß in Greifenfurt jedes Kind. Ganze Völker sind in abgestorbenen Baumstämmen oder unter Wurzeln zu Hause, leben in den Wipfeln der Bäume oder unter großen Steinen. Die meisten von ihnen sind harmlos, gutmütige kleine Kreaturen, die in den Tag hineinleben. Einige finden am Treiben der Menschen so viel Gefallen, dass sie nahe ihrer Siedlungen hausen. Diese sind es auch, die bisweilen Kontakt zu den Menschen suchen, immer dann, wenn ihnen ein Haus besonders behaglich oder ein Mensch besonders warmherzig erscheint. Nicht in Worten geben sie sich den Menschen zu erkennen, wohl aber in Gesten. Diese Wichtel, Haulmännchen genannt, machen sich des nachts, wenn alles schläft, im Haus zu schaffen, schlagen Rahm zu Butter, sieben das Mehl, kehren die Stube oder machen sich auf andere Weise nützlich. All diese Arbeiten verrichten sie so geschickt, dass es als ein rechter Segen gilt, die Gunst eines Haulmännchens gewonnen zu haben. Den Dienst hat man ihm mit einer allabendlichen Gabe zu vergelten, einem besonderen Leckerbissen, einem Schüsselchen Milch oder einem Stückchen Stoff, worauf die Haulmännchen ganz besonders erpicht sein sollen, verstehen sie es doch angeblich nicht, Garn zu spinnen. Vergisst man auch nur einmal diese Gabe, hat man es sich mit seinem dienstbaren Geist verscherzt, er wird sich eine andere Bleibe suchen.

Doch gibt es auch solche unter den Wichteln, die nichts als Schabernack im Kopf haben, und allerlei Unsinn mit den Menschen treiben. Sie verstecken Gegenstände, zerbrechen den Milchkrug, zwacken die Kuh just beim Melken in das Euter, kurz und gut, sie sind eine rechte Plage.

Allen Wichteln zu eigen ist es, dass sie unsichtbar sind, es sei denn, man fängt sie ein. Dann muss das Wichtelchen einem einen Wunsch erfüllen, so heißt es. Danach aber sieht man es nie wieder. Und so mag es eine gute Idee sein, wenn man einem übelgelaunten Wichtel eine Falle stellt, man ist den Quälgeist auf ewig los. Doch sollte man seine Neugier tunlichst bezwingen, nach seinem Haulmännchen Ausschau zu halten, will man nicht einen freundlichen Gehilfen aus seinem Haus verbannen.

Einen ganz besonderen Platz in den Sagen und Geschichten über den Finsterkamm nimmt Chrrkrook ein, die grimme Hüterin der Berge. Mannigfache Geschichten berichten darüber, dass sie Jagdfrevler oder andere Übeltäter bestraft, aber auch wie sie einem Wanderer in Bedrängnis aus der Not geholfen hat. Ob Chrrkrook aus Fleisch und Blut ist oder ein Geist, weiß niemand zu sagen. Mal zeigt sie sich als alte Frau, mal als hilfloses kleines Mädchen, mal als furchteinflößendes Wesen aus Eiskristallen und Fels oder als Stimme in einer eisigen Windbö. Manch einer mutmaßt, sie sei eine Gesandte Firuns, über den Bergwald und das Wild zu wachen, andere wiederum behaupten, sie sei die Seele der Berge oder eine Elementarherrin. Allenthalben spricht man voller Achtung von diesem seltsamen Wesen, denn seiner zu spotten, hieße das Schicksal unnötig herausfordern. Denn Chrrkrook kennt keinen Langmut mit jenen, die sie und ihre ungeschriebenen Gesetze nicht achten. Wer aber reinen Herzens ist, hat von ihr nichts zu fürchten.

Weit unheimlicheren Wesenheiten kann man in der Mark begegnen, vornehmlich in den langen, finsteren Nächten, da Mada nicht am Firmament steht.

Viel Blut ist in diesem Land geflossen, nicht erst seitdem die Menschen es besiedelt haben, vor allem aber in den letzten Jahren. Manche Walstatt ist mittlerweile von frischem Gras überwachsen, doch was das Auge nicht sieht, vermag die Seele zu erahnen. Viele Unglückliche sind während des Krieges grausam aus ihrem Leben gerissen worden, ihre Seelen finden keine Ruhe. Und so sagt man im Volksmund, dass einen ein Geist berührt habe, wenn es einen ohne erkennbaren Grund schaudert.

Insbesondere in den düsteren Boronnächten, wenn der Nebel das Land in ein weißes, unheimliches Gewand hüllt, in den Sonnenwendnächten und während der namenlosen Tage gehen die Geister um. Die Geister all jener, die durch die Hand der Orken umgekommen sind, oder jener Unschuldiger, die während der Zeit der Priesterkaiser gemordet wurden, aber auch die der Sünder, Mörder und Verräter, die eine schwere Missetat auf ihre Seele geladen haben.

All die, denen die Aufnahme in Borons Hallen versagt geblieben ist, sie wandeln in solchen Nächten, da die Schwelle zwischen der dritten und der vierten Sphäre durchlässiger ist als in anderen, in unserer Welt, in der Hoffnung, endlich Erlösung zu finden, manche aber auch, um sich an den Lebenden zu rächen, denen sie ihr Dasein neiden. Heulend und klagend ziehen sie um die Hügel, dass einem das Blut in den Adern gefriert und ihre eisige Berührung lässt einem das Herz stocken. Niemand würde in einer solchen Nacht die Walstatt aufsuchen, wo die Thuranische Legion ihr blutiges Ende fand oder einen der Galgenhügel, auf denen vor Jahren Unschuldige als Hexen verbrannt wurden. Wehe dem, dessen Haus nahe einem solchen Ort liegt. Der kann nichts anderes tun als sich in seinem Haus einzuschließen und den Beistand der Götter zu erflehen.

Einen ganz anderen unangenehmen Besucher haben die frischen Schlachtfelder herbeigelockt: die Ghule. In anderen Regionen nur düstere Legende, hier kann man sie in mondhellen Nächten auf den einstigen Schlachtfeldern erspähen, wo sie die Erde mit ihren grässlichen Klauen aufwühlen, sich ihre abstoßende Nahrung zu holen. Genüsslich schlürfen die widerlichen Geschöpfe dann das Mark aus den Knochen, zupfen wonnevoll Fasern vermodernden Fleisches von bleichen Skeletten. Wohl hat man die Boronkirche um Beistand gebeten, doch der ungeweihten, eilig aufgeschütteten Gräber sind seit den Orkkriegen so viele, zumal es den abscheulichen Ghulen ganz gleich ist, ob sie Orken- oder Menschenfleisch verspeisen. Und so stellt es eine bittere Erkenntnis dar, dass es wohl mit der greulichen Plage erst dann ein Ende haben wird, wenn all die notdürftig verbuddelten Leichen zu Staub zerfallen sind.

(M. Schwefel)