Geschichten:Widerliche Würmer

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
The printable version is no longer supported and may have rendering errors. Please update your browser bookmarks and please use the default browser print function instead.

Burg Oberhartsteen, Ende Peraine, an einem Nachmittag bei mildem und gutem Wetter

Zwei Kammerdiener haben sich in eine weniger einsehbare Ecke der Burg verzogen und geniessen die ersten warmen Strahlen des Praiosmals:

"Der Alte war ja heute wieder deutlich klarer bei Sinnen als in den letzten Wochen. Hat sich ja mächtig aufgeregt über den infamen Schrieb aus Greifenfurt, den die häretischen Pfaffen dort seinem Vetter in die Schuhe schieben wollen."

"Ja, als ob der gute Herr Hilbert überhaupt in der Lage gewesen wäre, so ein ausgefeiltes Flugblatt zu verfassen. Und wie in dem Wisch den tumben Greifenfurtern Honig ums Maul geschmiert wurde. Also jeder Mensch mit einem Funken Verstand ist doch klar, dass das eine böse Fälschung ist und ein Versuch den guten Namen der Hartsteens in den Dreck zu ziehen."

"Mich würde es nicht wundern, wenn den Greifenfurter Praiosdienern, die jetzt so laut aufheulen, das ganz klar wäre. Aber dann müssten sie halt zugeben, dass hinter den sogenannten Bekennern mehr steckt als nur ein paar verirrte Bauern und flegelhafte Gessellen, sondern sich aus ihren eigenen Kreisen speist. Das wollen die feinen Herren natürlich nicht zugeben!"

"Genau! Und überhaupt weiss ja jeder, wie der gute Herr Hilbert über die Hinterwäldler gedacht hat. Die einzige Person aus der gesamten Markgrafschaft, die er nicht verflucht hat, wenn er hier am Hof bei seinem Vetter von ihnen gesprochen hat, war die Dergelsteinerin. Der hat er noch Anstand, Tugend und Götterfürchtigkeit attestiert. Alle anderen hielt er immer für halbe Orks, die den Gong nicht gehört haben. Und dann soll er von den Greifenfurtern als tapfere und unverfälscht Seelen geschrieben haben. Zu komisch. Hahaha!"

"Was den Alten heute aber so richtig verärgert hat, war der Reklamebrief aus St. Ancilla. Richtig rot ist er geworden, das Grafenhaupt."

"Laut hat er gerufen, was das elende Schlangengezücht sich herausnehme, die Führung eines Lehens und die Auslegung der Gesetze besser zu verstehen als diejenigen, die es seit Jahrhunderten erfolgreich und unbestritten jeden Tag aus praktischer Sicht unter der Führung des Götterfürsten begehen. Gesetzesauslegung seien keine Rätselspielchen oder verwinkelte Theorien zur Erbauung des Geistes."

"Und unter den Lehrenden nichts als minderwertige Denker, ohne jegliches Renommee und praktische Kenntnisse. Die Kirche habe den Wink wohl nicht verstanden, als man die Nandus-Anhängern in Garetien unmissverständlich auf ihre Plätze verwiesen habe."

"Und mit deutlichem Groll hat er sich über seinen entfernten Vetter Raulbrin ausgelassen, was er für eine Schande über seine Familie und den Schlund brächte. Das wird Folgen haben!, hat er sehr deutlich gesagt."

"Glaubst Du, der Adel wird den Ruf der neuen Schule positiv aufgreifen und seinen Nachwuchs nach St. Ancilla schicken?"

"Ach, ich denke, es wird am Anfang den Reiz des neuen haben. Der Alte war der Meinung, es werden die üblichen Verdächtigen hingehen, alle diejenigen, die eh schon heimlich mit den Einhörnern sympathisiert haben. Das Gute sei dann aber, dass es dadurch ans Licht käme, wer auf der Seite der Aufwiegler stehe und die bestehende Ordnung ablehne."

"Und dann ist der Alte in dunkles Grübeln verfallen und Peraidina Storchenhain hat ihn zur nächsten Egelkur vorbereitet."

"Widerliche Würmer."

"Ja. Widerlich."