Geschichten:Verräter und Getreue - Absagungsschreiben

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Burg Ebenhain, 10. Rondra 1033 BF

Der Türmer hatte das Nahen des Reitertrupps, etwa ein Dutzend an der Zahl, beizeiten mit einem Stoß in sein Signalhorn gemeldet und sofort waren die Torwächter auf ihre Posten geeilt. Vorsicht war überlebensnotwendig in diesen Tagen, zu nahe lag die Wildermark. Der Kastellan Ludegar von Schwingenfels war benachrichtigt worden, und der quälte sich nun, gestützt auf seinen Leibdiener, mühsam die Treppe zum Wehrgang hinauf. Die Wappen auf den Schilden der Näherkommenden waren jetzt deutlich zu erkennen, Hartsteener Ritter allesamt: die apfelhaltende Adlerkralle, die grüne Tanne hinter rotem Einbruch und die gerissene Krallentatze auf Gold. Einer der Reiter hielt ein eingerolltes Banner. Einen Steinwurf vor dem geschlossenen Burgtor hielt die Schar an, doch zwei der Reiter lösten sich aus der Gruppe und kamen etwas näher.

„Halt! Wer seid Ihr und was ist Euer Begehr?“ schallte es ihnen schließlich entgegen, woraufhin sie ihre Rösser zügelten. „Zum Gruße. Wir sind Thalacker Bardo von Gneppeldotz und Praiodan von Steinfelde. Wir wünschen zu erfahren, wer Herr dieser Burg ist.“

Ludegar von Schwingenfels gab dem Wächter ein Zeichen und trat selber vor an die Brüstung, wo er sich leichter abstützen konnte und rief hinunter: „Warum wünscht Ihr dies zu wissen, hohe Herren?“

„Wir haben möglicherweise eine wichtige Nachricht für den Burgherrn.“

Möglicherweise? Ludegar wurde trotz des Gefühls der Bedrohung, das ihn beim Anblick der gerüsteten Kämpfer gepackt hatte, neugierig: „Herr von Burg Ebenhain ist Hadrumir von Schwingenfels und ich bin Ludegar von Schwingenfels, sein Kastellan.“

„Dann sind wir hier richtig, denn die Nachricht ist für den Schwingenfelser bestimmt.“

„Gut. Ich werde sie entgegen nehmen lassen.“ Ludegar winkte Alrik, der sich sofort auf den Weg hinunter machte.

„Warum kommt Ihr nicht selbst herunter?“

„Ihr mögt mir verzeihen, aber ich bin dazu nur schwerlich in der Lage.“

Die Ritter unten sahen sich kurz an und zuckten mit den Schultern. Schließlich wurde das Mannloch geöffnet und der Soldat nahm eine geschlossene Lederrolle entgegen. Ungeduldig wartete Ludegar auf dem Wehrgang. Alrik reichte ihm das Gefäß, dessen Inhalt in einem pergamentenen Brief bestand und an dessen unterem Ende vier Siegel an Fäden baumelten.

„Habt Ihr sie erhalten?“ Erkundigte sich der Ritter.

„Ja.“ Ludegar wunderte sich zuerst über die Frage, aber dann begann er zu lesen.


So wisset denn, Hadrumir von Schwingenfels, der Ihr den ehrenwerten Gerbald von Windischgrütz, unseren Standesgenossen, anmaßend und wider alles Recht wie einen Hund davon gejaget und so der Schande preisgegeben und damit die Ehre der Hartsteener und insbesondere der Hutter Ritterschaft aufs Schändlichste beschmutzet und in den Dreck gezerret, dass wir, Praiodan von Steinfelde, Ritter zu Steinfelde, Thalacker Bardo von Gneppeldotz, Ritter zu Gneppeldotz, Volkhardt von Gnisterholm, Ritter zu Finsterstein, Falk Wahnfried von Gneppeldotz, Ritter zu Bogenbrück, Euch den Unfrieden ansagen. Vom dritten Tage, an welchem dies Schreiben Eurem Sitze zugestellt, werden wir Euch und die Euren an Hab und Gut und Leib und Leben mit aller Kraft zu schädigen trachten und keinerlei Gemeinschaft mit Euch und den Euren halten, als bis Ihr für Eure Taten Genugtuung geleistet. Das Band ist zerrissen, die Fehde ist erklärt.

Gegeben zu Hutt, am Zehnten Tage des Praiosmondes im 1033. Jahre nach dem Untergang des vielthürmigen Bosparan

Zeichen und Siegel

Praiodan von Steinfelde, Thalacker von Gneppeldotz, Falk von Gneppeldotz, Volkhardt von Gnisterholm


Ungläubig starrte Ludegar auf das Schreiben. Ein Ruf von unten ließ ihn wieder aufblicken: „Bis in drei Tagen dann, Schwingenfels!“ Die Ritter wendeten ihre Pferde. Dabei entrollten sie ihr Banner. Es zeigte die Windischgrützer Farben: Grün und Silber im Geviert.