Geschichten:Umwege - Misstrauen III

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Natternhöh, Zyrpicum, Ende Travia 1037 BF

Selissa ließ ihren Blick zwischen den beiden Männern hin und her wandern, setzte sich dann aber entschlossen neben Hlutharion. Sie schaute ihn beim Hinsetzen kurz fragend an, hub bei seinem Blick dann aber an zu sprechen.

"Schön, dass Mutter und Vater die Einladung der Bleichenwangs doch noch angenommen haben. Sie unternehmen wieder mehr miteinander. Mia meinte, sie hätten sogar die Kutsche ausgeschlagen und wären stattdessen zu Pferd los!" stellte sie mit einem warmen Lächeln in die Stille fest, und schaute Anshelm forschend an. Sie räusperte sich, unglücklich, da auch jener scheinbar nicht willens war das Schweigen zu brechen.

"Ich bin froh, dass Ihr meine Abwesenheit genutzt habt, um einiges anzusprechen, vielleicht sollten wir das noch vertiefen...?" ihr unschuldiges Lächeln und der gutmütige Ausdruck ihrer Stimme ließen ihren Bruder scheinbar bemerken, dass seine guten Manieren ihn scheinbar im Stich gelassen hatten.

"Natürlich...meine Liebe, ich war so...in Gedanken versunken. Wo waren wir? Genau, Euer zukünftiges Heim. Der Hohe Herr von Sturmfels wollte gerade ausführen, wo und wie ihr leben werdet. Die Baronin wird doch sicherlich Ihren ersten Ritter... und seine Frau nicht darben lassen!" Das Lächeln, dass er aufsetzte war keinesfalls echt. Und die Bedeutung der Betonung seiner Worte war eine unterschwellige Anspielung auf Hlutharions und Geshlas Beziehung. Das stand fest.

„Kohlhof.“, gab Hlutharion etwas kleinlaut zur Antwort. Er wollte die Provokationen nicht weiter schüren da er nicht wollte dass Selissa in solch ein Spiel mit hinein gezogen würde, das war nichts für solch zarte Gemüter. Das gewinnende Lächeln Anshelms spürte er kaum, er wusste selber dass Kohlhof sich nach Abschiebung anfühlte, aber wusste er auch um die Aufgaben die Geshla ihm zugetragen hatte, trotzdem würde es keine weiteren Gerüchte mehr geben, wenn er abgeschieden in dem hinterwäldlerischen Köhlerdörfchen wohnte, auch wenn er diesen wohl nur selten sehen würde. Wie Selissa wohl so oft allein dort klarkommen würde? Sie liebte den Wald und die Natur, also war es vielleicht gar kein so schlechter Platz für sie, so fern ab von allem was sie verderben konnte. „Ja…Kohlhof.“, sagte er erneut.

"Ach?" kam zunächst trocken von Anshelm, doch bevor er weiter schlechte Stimmung verbreiten konnte,fiel ihm Selissa ins Wort. "Ist das nicht das Köhlerdorf im Wald?", Hlutharion nickte einfach, "Lustig, und ich dachte immer, dass es dort gar keinen herrschaftlichen Sitz mehr gäbe!" Ihre Grübchen gaben ihr wieder diesen kleinmädchenhaften Anblick den sie bisweilen hatte, wenn sie unbeschwert lächelte.

Doch auch kühle blaue Augen musterten Hlutharion. Anshelms Blick glich dem seiner Schwester auf irritierende Art und Weise. Sie sahen sich ähnlich, zweifelsohne! Doch war der Blick ihres Bruders beileibe nicht so unschuldig wie der Selissas. Hinter diesen Augen steckte eine ganz andere Natur, der große Beschützer der auf einen Fehler lauerte.

"Das ist auch mein Kenntnisstand liebste Selissa. Doch ich nehme an, dass sich daran etwas ändern soll? Es kann ja nicht sein, dass man erst seinen 'Ersten' Ritter für unabkömmlich hält, und ihn dann so weit es nur geht in den kärglichsten Flecken unserer Baronie abschiebt." Er bemühte sich nicht einmal seine Mißbilligung zu verbergen, sondern stellte sie nun offen zur Schau. In früheren Tagen hätte Hlutharion so einem Mistkerl einfach das Maul gestopft, doch das war Vergangenheit und an die erinnerte er sich nicht gern und so zuckte einfach nur sein Auge etwas nervös. Doch bevor er sich sammeln und antworten konnte, kam ihm Selissa erneut zuvor: "Was ist nur mit dir Anshelm? Ich bin wirklich enttäuscht, dass du dich derart im Ton vergreifst. Wenn wir ungelegen kamen, so bitte ich das zu verzeihen, ich dachte dir wäre daran gelegen Hlutharion endlich kennen zu lernen. Aber so kann man sich täuschen!"

Hlutharion wusste es besser, dabei hatte er wirklich keine finsteren Absichten, es hatte sich nur alles so ergeben und es lag ihm fern diesem sanften Ding etwas anzutun.

Doch der groß gewachsene Mistelsteiner hob beschwichtigend die Hand beim Blick des Schmollmundes der zierlichen Brünetten und meinte zerknirscht zu Selissa gewandt:"Du weißt sehr wohl, dass 'Du' mich nie störst. Es sind eher die...'Umstände' dieser... Übereinkunft, die nicht meine Zustimmung finden. Da du aber scheinbar sehr wohl damit einverstanden bist", an dieser Stelle errötete die hohe Dame unvermittelt, "werde ich mich in Zukunft zurück halten mit Äußerungen die dein Gemüt belasten. Es sei denn...wichtige Umstände zwingen mich dazu! Schließlich bist du meine Lieblingsschwester!" Er zwinkerte sie an, und augenblicklich schien das Eis gebrochen, und die ungute Stimmung vergessen.

Sie sprang förmlich aus dem Sessel auf und herzte ihn stürmisch. Lachend wehrte er sie ab. "Bei den Zwölfen, gegen Dich hätte auch kein Troll eine Chance!"