Geschichten:Umwege - Im Wald III

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Gnitzenkuhl, Im Wald Richtung Kohlhof, Ende Travia 1037 BF

...Hochgezogene Augenbrauen und ein leiser Seufzer waren daraufhin die Reaktionen auf tumbe Begriffsstutzigkeit. Würde er also klarere Worte finden müssen! Ganz wie er wollte.

"Ich richte diesen Rüden hier ab, ein Freund zog mit einem verendeten Tier eine Spur." kam trocken von Quanion, der aber wohl noch nicht zu Ende war mit seiner Rede.

"Eine sehr überraschende Wendung Euer...Chancen wie ich anmerken darf von Sturmfels. Ich dachte das gemachte Nest auf der Burg sei bequemer!" Er machte zur Untermalung seiner Worte große Augen. Ob dieser Tölpel jetzt verstehen würde? Wenn er schon beständig die Füße Geshlas leckte, könnte dieser Krüppel auch gleich seine Interessen vertreten. Geduldig lächelte er ihn an.

Hlutharion hatte diese Anspielungen satt, erst Selissas Bruder jetzt dieser windige Schönling. Sein Blick verdunkelte sich und er spürte alte Gefühle hochkommen. „Das geht dich einen Scheißdreck an, Isenbrunn.“, harschte er ungemhemmt in alte Muster zurückfallend, Selissa erschrak. Als er das merkte versuchte er sich wieder zu mässigen, doch der Insenbrunner hatte Blut geleckt… Als hätte er Witterung aufgenommen, veränderte sich Quanions Mienenspiel hin zu einem lauerndem Lächeln. 'Oh, das Kerlchen hat Wut im Bauch...!' stellte er amüsiert fest. 'Mal sehen, welcher Funke ausreicht, um ihn zum Narren zu machen, oder Sie heulend die Flucht ergreift diese wandelnde Tugendhaftigkeit!'

"Selbst wenn ich verstehe, dass Euch inzwischen weniger nach einem warmen Platz in der Burg dürstet," hier warf er einen süffisanten Blick auf Selissa, die er dann auch weiter anredete "so kann ich doch nicht umhin festzustellen, dass ich Euch meine Teuerste anders eingeschätzt hätte. Gerade was Travia und Praios angeht, so hättet Ihr doch eine bessere Wahl verdient. Sicher, es gibt geläuterte Seelen, doch welche Narben abgesehen von denen die man sieht" er musterte Hlutharion kurz angewidert, "glaubt ihr hat der Hohe Herr aus der Zeit der Abstinenz noch auf seiner Seele? Da mag mancher seine Verwunderung kaum zügeln mögen über die scheinbare Unbesonnenheit der Familie Mistelstein in dieser Sache. Bislang agierte man zwar auch immer im Sinne der Baronie, doch dass Sie es nötig hätten abgelegte Gespielen neuerdings zu ehelichen verwundert doch sehr. Es muss lohnenswerte Gründe dafür geben, die zweifelsohne ausschlaggebend waren, denn Euer Herr Vater ist ja bekannt als tüchtiger Gutsverwalter..." eine Kunstpause ließ Raum für Spekulationen, " und mehr!" Quanion hatte schnell aber sauber gesprochen, mit einer kräftigen Stimme, so das Hlutharion in seiner Wut nicht hatte dazwischen sprechen können. Auch war ihm eh nach ganz anderen Dingen zu Mute, aber wie Hlutharion es sich gedacht hatte, tauchten nun auch die Handlanger des Isenbrunners hinter ihm auf.

Selissa schien bei jedem der Worte an Farbe zuzunehmen, zuletzt ballte sie ihre Fäuste dermaßen, dass ihre Knöchel knackten. Hlutharion hatte die rechte Hand am Schwert als er dies bemerkte und ließ den knurrenden Hund innehalten in dem er ihm einen harten Blick zuwarf, der klarstellte, dass es eigentlich gerade sein Impuls war dem Vieh – stellvertretend für Quanion – die Klinge in den Leib zu stoßen. „Welcher 12mal verfluchte Dich auch immer reitet, Isenbrunn. Das wird noch böse für dich enden. Solcherlei Boshaftigkeit holt einen immer irgendwann ein.“, dann wandte er sich zu Selissa und kehrte dem Adligen zu Ross einfach ohne weitere Worte den Rücken. Sein Blick klärte sich gezwungen auf: „Kommt Selissa, wir gehen. Diesen Wald machen anscheinend noch andere Dinge unsicher als alte Sagenungeheuer. Aber als sein baldiger neuer Herr werde ich mich um solcherlei Dinge kümmern.“

Mit bebenden Nasenflügeln, aber ohne auch nur ein Wort zu sagen, hakte sich Selissa bei ihm unter, und ging die wenigen Schritte zu den Tieren. Dann ließ sie sich inzwischen weitaus geübter in den Sattel helfen. Dem Isenbrunner und seinen 'Freunden' warf Sie noch einen vernichtenden Blick zu, bevor sie ihrem Ross die Zügel frei gab und es mit einem Mal heftig antrieb.

Sehr zur Verwirrung Hlutharions, der sich gerade mühsam selbst zu seinem Roß begab, hielt sie geradewegs auf Quanion zu. Trotz der Enge des Dickichts schien sie sehenden Auges direkt auf ihn zu zu halten. "WAS...!" hörte man noch, bevor er mehr aus Reflex denn wirklich überlegt, sein Pferd unter die Bäume trieb, um Selissas angaloppierender Stute aus dem Weg zu gehen. Auch seine Gesellen konnten da nur noch zusehen und blamierten sich in ihren Aktionen.

Glockenhell erhob sich daraufhin Selissas Gelächter und vermischte sich mit dem dumpf donnernden Hufschlag der sich entfernenden Pferde, denn auch Hlutharion hatte die Verwirrung genutzt um im Bogen um die Mannen Isenbrunns herum zu reiten und zu Selissa aufzuschließen. Innerlich musste er schmunzeln – sowas hatte er nun wirklich nicht von diesem zarten Ding erwartet.

Und auch Selissa war etwas von sich selbst überrascht, diese Seite von sich kannte sie kaum. Nur Aslan hatte sie früher das ein oder andere mal aus ihr raus kitzeln können.