Geschichten:Turm auf Dame - Rochade mit zwei Türmen, oder: Alles Verschwörung!

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01. Boron 1036 BF, Rommilys, im Turm der Firunslichts in Aldeburg


Der nahezu runde Raum wurde von einer Tafel und einem Kamin eingenommen. Um beide waren jeweils eine Gruppe dunkler, hochlehniger Stühle gruppiert. im Kamin brannte ein gemütliches Feuer und die bunten Glasfenster malten mit trübem Licht farbige Flecken auf die schweren Steinplatten des Bodens. Auf einem Teppich nahe des Kamins saß eine junge, hübsche Frau und spielte mit ihren Kindern. Nur mit einem Ohr hörte sie zu, was unter den drei Älteren am Tisch besprochen wurde. Ihr Gemahl saß dort mit seinem Bruder und dessen Gattin zusammen, die beinahe zu spät zur Hochzeit der Markgräfin in Rommilys angekommen waren, um die Grußworte des Nachbarn zu überbringen. Ziemlich gehetzt noch dazu. Das etwas schwerwiegendes vorgefallen sein mußte, wenn ihr Schwager eine so wichtige Aufgabe durch Unpünktlichkeit gefährdete, wußte Tsaraja zur Genüge. Er war doch immer so korrekt und formell.

Edric schenkte sich noch einmal etwas von dem Wein ein, den Aldron und Leodane mitgebracht hatten und griff nach einem der Gebäckstücke, die auf dem silbernen Teller neben der Karaffe standen. "Ehrlich gesagt verstehe ich nicht, was du mit Cravolds Haag willst, wenn ihr doch im Süden ganz formidablen Wein habt." Dass der Ältere Bruder des perricumschen Heermeisters ganz im Gegensatz zu ihrem Vater den Wein des Stammgutes nicht sonderlich schätzte, war nichts Neues. Seine Maxime in diesem Punkt war, wenn schon sauer und Bitter, dann Bier.

Abwehrend hob er die Hand. "Nein, ich weiß es ja. ich habe auch schon bei Kanzlerin und Markgräfin vorgefühlt. Freimütig gestanden stoßen wir offene Türen auf mit der Idee, die Lehen zu tauschen. Wir haben einen Audienztermin, bei dem ihre Erlaucht dich von der Bürde als Lehnsnehmer von Nirsengrund und Nirsenbruck entbinden wird zu meinen Gunsten. Damit wäre was unser Haus angeht die Trennung zwischen Darpatien und Perricum perfekt." Wehmut lag in der Stimme Edrics. Nach fast einem Jahrtausend wäre der Junker von Cravolds Haag nicht zugleich auch das Haupt der Firunslicht. Nach all den Umbrüchen der letzten Zeit schien es, als wenn vieles der Vergangenheit angehören würde. Sein Bruder hatte sich besser und schneller arrangieren können. Es war nicht leicht gewesen für den Älteren, ihm das zu verzeihen - aber die Zeit war reif dafür.

Nachdenklich maß er Aldron, der in seinen Wein stierte. Lange Jahrzehnte hatten ihn in die Lage versetzt zu spüren, dass mehr im Busch war. Selbst sein Bruder würde nicht so ins Grübeln verfallen, wenn nichts ernstes anlag. Sein fragender Blick fiel auf Leodane. Die lächelte etwas gequält.´Dann schließlich gab seine Schwägerin sich einen Ruck und fragte: "Hast du von den Geschehnissen in Eslamsgrund gehört?" Edric nickte. Wer hatte des nicht? Die Gerüchteküche brodelte - angeblich sei der Geist Yesatans wieder erwacht und in den Mob eingefahren. Es hieß, sie hätten Traviageweihte auf den Scheiterhaufen gezerrt. "Ja. Und ich bin ganz froh, dass solcher Unfug bei uns nicht passieren wird. Wir haben ganz andere Probleme und das wissen die Leute. Und was sich gehört." Leodane nickte. "Ja, das ganze scheint sich auf die Grafschaft Eslamsgrund zu beschränken. Allerdings haben wir auf dem Weg hierhin auch gehört, dass mehrere Nandusgeweihte in die Sache verstrickt sein sollen." Edric nickte. "Rechte Freigeister zumeist und recht unbedarft. Aber was hat das mit deiner Miene zu tun, werter Bruder?"

Aldron sah auf und erwiderte knapp: "Sie haben Angareth sabotiert." Leodane ergänzte: "Fakt ist dabei, dass unter den Trümmern eines letztlich eingestürzten Turmes eine Nandusgeweihte gefunden wurde. Zugegeben muss sie sich wohl irgendwo nahe der Fundamente aufgehalten haben. Mein Gemahl ist seitdem der Überzeugung, dass die Kirche Haffax' Angriff vorbereitet." Die letzten Worte hatte sie dabei mit einem leicht mißbilligendem Tonfall und der Andeutung eines Augenrollens untermalt. Offenbar teilte sie seine Meinung nicht. Knurrig ließ sich der Krieger unter den Dreien vernehmen. "Zumindest kommt ihm das sicher alles sehr gelegen. Wenn nicht mit Verrat, so haben wir es hier mit einer gefährlichen Unbedarftheit zu tun, die das Reich destabilisiert."

"Interessante These, fürwahr." Edric rückte seine Brille etwas zurecht. "Das ganze will sich mir noch nicht ganz erschließen, aber ich sehe, was dich umtreibt. Was habt ihr nun vor?" Leodane hob kurz die Schultern. "Aldron muss weiter. Die Regentin hat ihn zum garetischen Cantzler geschickt. Wenn ich darf, würde ich gerne derweil hier bei euch in Rommilys bleiben."

"Aber nur unter einer Bedingung!" Tsaraja hatte inzwischen die Kinder in die Obhut der Amme übergeben und war hinter den Stuhl Edrics getreten. "Ich will in diesem Haus die nächsten Tage kein Wort von Rebellion, Dämokratie und Verschwörung hören!" Edric legte zärtlich eine seiner Hände auf die Finger seiner jungen Gemahlin, die auf seinen Schultern ruhten, und strich beruhigend darüber. "Einverstanden. Laßt uns den Nachhall der schönen Feierlichkeiten angemessen zur Geltung kommen lassen."