Geschichten:Trügerischer Schein - Teil 67: Absprachen I

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Zwischen Baronie Gnitzenkuhl und Baronie Wasserburg, Praios 1034 BF


Schweigend ritt Lyn eine ganze Zeit neben Al’Arik her. Die Straße war breit genug um bequem nebeneinander reiten zu können und aufgrund der Dunkelheit waren die Abstände zwischen den vorreitenden und nachfolgenden Reitern groß genug um sich ungestört unterhalten zu können.

Nach einer Weile sprach die Baroness den neben ihr reitenden unvermittelt an. „Sagt, werter Al’Arik. Ich verstehe sehr wohl Eure Bedenken gegenüber Nedarna von Trollsteige, doch könnt Ihr mir vielleicht noch mehr zu jener unheilvollen Nacht sagen?“

Der Feshavener wurde von dieser plötzlichen Ansprache aus seinem Gedanken gerissen, in denen er die letzten Tage seid seinem Aufbruch aus Feshaven noch ein rekapitulierte. Deshalb zögerte er auch einen kurzen Augenblick um die Worte der Baroness noch einmal für sich zu ordnen.

„Nun, Baronäsz, äs war szo, dasz wir Pärricum-Stadt untär Kampf’handlungän värlassän hattän. Main Ammayin Ri’djeto muszten wir dabai värletzt in ainäm Vär’stäck szurücklaszen. Der Maggus von Käräs war auch angäschlagän und auch där Rest war nicht gänszlich vär’schohnt gäbliebän und szo rittän wir im Ailtämpoh, da wir unsäre Värfolgär hintär unsz wähntän, noch bisz szu ainäm Wailär.

Där Maggus solltä sich dort ärhollen und szo tailten wir die Wache Kor’win, mir und där Räshminianärin auf, in diäsär Raihänfolgä. Alläs vär‘liev ru’hig, Kor’win wurdä durch mich abgälösst und ich wäcktä Nädanra von Troll’staigäh nach mainär Schicht. Als ich wach wurdä hörtä ich bäraits diä Stimmän von Kain und där Räshminianerin, kursz dar’auf brach das Chaosz ausz, alsz diä Damä von Troll’staigäh sich sältsam värhielt alsz siä bai Kor’win hocktä und Kain der Szänär’ie gewahr wurdä, dasz sain Sziehvathär durch dän Dolch där Räshminianärin szu Todä kam und sain Bluth an ihrän Händän klepptä.

Ich waiß nicht ob är szie auf frischär Tath erwischt hattä und szie äs noch zu vertuschän gädachtä, jedänfallsz ging där Jäger glaich zum Angriff übär. Dasz alläs passiertä in Sekundän. Ich und der Maggus, hattän die Szänär’ie diä sich davor abgäspielt hattä nuhr halb mitbäkommän und szo standän wir unschlüssig danäbän als diä Kriigärin sich där Attackä ärwärtä und Kain von ihr geschlagän und Rachä schwörend davon ailtä.

Danach äntbranntä ain Straitgespräch zwischän der Rittfrau und mir, währänd ich mit gäszogänär Waffä vor ihr stand, in dem wir unsz schließlich darauf ainigtän, dasz siä fir diä waitärä Raisä ihrä Waffän ablägän würde und wir siä dann dän Räshminianern übärgäbän, wenn wir auf diesä stoßen würden. Dasz Waiterä kennth Ihr.“

Sie runzelte die Stirn und meinte dann „Ja, das spricht fürwahr nicht für die Ritterin. Und ich respektiere Euren Wunsch, sie unter Arrest zu stellen, bis die Angelegenheit geklärt ist. Aber … „ sie schüttelte den Kopf „… ich kann mir nicht vorstellen, dass sie es getan hat. Ich weiß, jeder Mensch kann für den richtigen Grund zum Mörder werden.“

Trotz der Dunkelheit konnte AL’arik in ihren Gesichtszügen eine gewisse Härte sehen und sie fuhr fort.

„Aber jemanden im Schlaf zu ermorden … Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Ritterin dazu fähig ist.“ Sie schaute den Edlen an und fragte eher rhetorisch, da sie ohne eine Antwort zu erwarten fortfuhr. „Habt ihr schon einmal einen Menschen im Schlaf ermordet? Es klingt so viel einfacher als es ist. Ganz besonders als Ritterin die der Mutter Kors anhängt. Es erfordert sehr viel Kraft und Willenstärke. Und ich denke nicht, dass Nedarna von Trollsteige diese besitzt.“

Unausgesprochen blieb, dass es auch ihr selbst in dem Moment als es galt, Ghuno auszuschalten an eben jener Kraft gefehlt hatte. Die Worte waren ruhig gesprochen und nicht darauf ausgerichtet, Al’Arik zu provozieren.

Der Edle sah Lyn mit einem undeutbaren Funkeln in den Augen an und schien nach zu denken bevor er erwiderte: „Ich denkä äs braoucht nuhr den richtigän Grundh und diesär will sich mir im’mär noch nicht gansz ärschließän. Abär villaicht wird är sich unsz allszbaldh offän’barren.“

Als er endete überprüfte er routiniert abermals seine Reiterlanze in dem er sie in seiner Hand wog. „Ich bin bäraith, sollän diesä Ban’däh und ihr Ungäheuär nur kommän.“ Dabei blickte er herausfordernd zu Lyn hinüber.

Diese nickte grimmig „So sei es.“ War ihre knappe Antwort ehe sie fortfuhr „Sagt, kennt Ihr Euch in der Gegend um Wasserburg aus? Könnt ihr Euch vorstellen, wo ein geeigneter Platz für die Schmuggler ist und wo wir sie am besten stellen können?“

„Nein“, gab Al’Arik als unmissverständliche Antwort, dann stellete sich kurz ein nachdenklicher Blick in seinem Gesicht ein und seine Augen wanderten hin und her als würde er damit einer verbeiziehenden Szenerie folgen, aus dessen Betrachtung er plötzlich wie von der Maraskantarantel gestochen aufschreckte und ein „Wir ha‘bän ätwas ver‘gässän, wir müszän in dän Nor‘dän, die Bandäh wird im Nor‘dän der Baronie zu‘schlagän.“

Lyn sah ihn irritiert und verwundert an. „Im Norden sagt Ihr? Wisst Ihr es ein wenig genauer?“ Dann mehr zu sich selbst „Das müssen wir gleich noch mit den anderen besprechen, vielleicht haben die eine Idee.“

„Nein, nicht sähr’viel gänauär. Im Nor’dän, nicht unwaith där Gränszä szu Garäthiän. Also dasz Gäbiedt nör‘dlich von Was’sär’burgh-Stadt. Kor’wins Ausz’führ’ungän warrän da szu ungänau. Aber ihr habt rächt, laszt uns die andärän hinszusziehän.“, sprach Al’Arik etwas gehetzt und wandte sich dann mi einem bestätigenden Kopfnicken von Lyn ab um sich zu Hamardan von Rotfurt zurückfallen zu lassen. Die Brendilatler Baroness indessen lenkte ihr Ross gen Leomara von Keilholtz.

Leomara ritt in einem Pulk von Reshminianern, mit denen sie sich schon wieder im verbalen Schlagabtausch befand. Ein Reiter, nebachotischer Abstammung hatte eine abfällige Bemerkung über ihren Bogen gemacht, wähnte sich dabei aber in Sicherheit, dass er dies ungehört tat - dass sie Ohren wie ein Luchs hatte, und an seine Seite aufschloss und ihn gefährlich anfunkelte, bevor sie ihn mit einem verschmitzten Lächeln dazu aufforderte, gefälligst den Kampf unbeschadet zu überstehen, damit sie ihm zeigen könne, wie viel besser als er sie damit umzugehen verstand, war wohl typisch für diese Frau. Unswin von Keilholtz schüttelte nur hinter ihr den Kopf, und wechselte ein paar Worte mit seinem Ordensbruder. Chaantreas Miene dazu drückte Spott aus.

Überrascht schaute Leomara auf, als Lyn an ihre Seite ritt. „Seid gegrüßt, Baroness, ist etwas vorgefallen …?“ In der Tat sah es merkwürdig aus, wie der Nebachote, mit dem Lyn gesprochen hatte, zu den anderen Nebachoten preschte, derweil die Adlige aus Brendiltal auf die Gnitzenkuhler Delegation zu eilte.

Lyn schaute die Gnitzenkuhlerin an und entgegnete beruhigend „Nein, vorgefallen ist nichts. Es ist nur so, dass dem werten Al’Arik noch ein Detail eingefallen ist. Es ist keineswegs so, dass wir ganz Wasserburg durchsuchen müssen in der Hoffnung auf die Schmuggler zu stoßen. Die Schmuggler werden im Norden der Baronie agieren, an der Grenze zu Garetien.“

Leomara schnalzte zufrieden und entspannte sich sichtlich. „Das ist für uns sehr von Vorteil - Zumindest fürs Erste …“

Sie zog die Augenbrauen bedeutungsvoll hoch und deutete in Richtung des Wasserschlosses der Baronie.

„Wir sollten unbedingt einmal kurz alle zusammen kommen, nachdem wir Wasserburg passiert haben, und uns absprechen. Am Besten Ihr Hochgeboren, dann noch der Leutnant des Zornesordens, Unswin, der Magister von Keres, sowie Malina von Niederiet-Brendiltal, und meine Wenigkeit. Viel Zeit ist ja nicht, doch um grobe Schnitzer zu vermeiden und die Leute sinnvoll aufzuteilen.“

Lyn blickte Leomara ein wenig überrascht an. „Ich denke zu einem Planungsgespräch sollten wir auch Hamardan von Rotfurt sowie Al’Arik von Feshaven dazu einladen. Meint ihr nicht auch? Wenn Gesichtszüge versteinern könnten, dann, so dachte Lyn, wäre genau das in dem Moment mit Leomaras‘ passiert. Die Ruhe war wie weg geblasen, und an ihre Stelle trat ein sturer und unnachgiebiger Ausdruck in deren Augen, und die Rittfrau reckte ihre Statur ein wenig auf, im Sattel.

„Da Al'Arik von Feshaven ein Vasall Eures Gatten ist, nahm ich an, es reicht, wenn Ihr zugegen seid. Doch wenn Ihr glaubt, dass es nötig ist, ist es Eure Entscheidung. Was den Edlen von Rotfurt angeht … je nachdem, welchem Befehl er sich unterstellt, wird es nötig sein oder eben auch nicht.“ Sie schaute sich kurz nach dem Mann um, und meinte dann: „Ich werde das gleich noch in Erfahrung bringen.“

Lyn seufzte innerlich auf. Die junge Frau ihr gegenüber würde noch viel lernen müssen, vor allem, dass es niemals gut war, aus Stolz auf wertvolle Ratgeber zu verzichten. Doch zog sie es vor, Leomara nur durch ein Nicken zu antworten, da Worte hier nur Verschwendung wären.




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Texte der Hauptreihe:
Pra 1034 BF
Absprachen I
Politik


Kapitel 71