Geschichten:Trügerischer Schein - Teil 88: Reshminianer II

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Baronie Wasserburg, am Ufer des Darpat, später Praios 1034 BF



„IM NAMEN RONDRAS“!, rief Alfred erleichtert auf, als er der Verstärkung gewahr wurde. Die Klingen noch in der den Händen haltend begannen der Zornesleutnant und der Golgarit an seiner Seite wieder ihr tödliches Werk. Ihre Gegner waren noch einen Moment überrascht und diesen nutzte Alfred, um seinen direkten Kontrahenten sofort mit schweren Schlägen einzudecken. Es dauerte nicht lange und die Herrin hatte dem Mann des Zornesordens den Sieg geschenkt. Einem weiteren Gegner war es in dieser Zeit gelungen zwei Stiche bei Alfred zu platzieren, sodass dieser nun durch den Beintreffer nicht mehr so schnell agieren konnte. Doch nun kamen auch hier, dem etwas weiter hinten liegenden Schlachtfeld die Reshimianer hinzu und sorgten für ausgeglichene Verhältnisse. So dauerte es nur noch wenig Zeit, bis die letzten Schmuggler besiegt oder festgesetzt wurden.

Als keiner der Schmuggler mehr stand blieb Lyn noch einen Augenblick stehen um sich prüfend umzuschauen und sicherzustellen, dass der Kampf wirklich vorbei war. Nachdem dies sichergestellt war sank der Adrenalinspiegel ihres Körpers und mit einem Mal überrollte sie der Schmerz förmlich, so dass ihr fast schwarz vor Augen wurde. Benommen ließ sie sich nieder, ihre Hand schützend über ihren Leib haltend. Es glich fast einem Wunder das keiner der Hiebe ihre Leibesmitte getroffen hatte und im Stillen dankte sie noch der Göttin Tsa dafür ehe ihr die Sinne schwanden. Das nächste was sie wahrnahm war Malina, die sich besorgt über sie beugte und sich die schwere Wunde an ihrem rechten Arm besah. Dankbar lächelte sie die Schwägerin an und biss die Zähne zusammen als der Arm bewegt wurde um einen provisorischen Verband anzulegen. Dieser würde reichen müssen, war doch in der Dunkelheit und im Regen eine vernünftige Wundversorgung kaum möglich. Recht geschwächt erkundigt sich Lyn danach, ob es zu Toten in ihren Reihen gekommen ist und wer wie schwer verletzt ist, ehe sie Malina darum bittet, ebenso nach ihrem Bein zu schauen. Als Malina sich dieses anschaut ist es ihr ein Rätsel, wie sich ihre Schwägerin überhaupt noch auf den Beinen halten konnte. Das linke Bein wurde zweimal von einem Schwert getroffen, einmal davon recht stark und eine tiefe Fleischwunde ist durch einen Riss in der Lederhose erkennbar. Zügig schlitzt Malina die Hose auf um auch die Wunde provisorisch zu versorgen, nicht ohne darauf hinzuweisen dass die Verletzung bei vernünftigem Licht genäht werden muss.

Auch Thurbold hatte die Ankunft der Reiterei ersehnt und neuer Mut erfasste ihn, als er das leichte Zittern des Bodens bemerkte. Nichtsdestotrotz war seine Rolle in diesem Kampf bereits zu Ende. Zu schwer machte ihm der Bolzen in seiner Hüfte zu schaffen und zu langsam war er in Anbetracht der schieren Übermacht der Feinde. 
So gut es ging, versuchte er sich taktisch geschickt in den Gruppe der Rondrianer zu integrieren um sowohl ihnen als auch sich Deckung zu geben.
 Mit vereinten Kräften schafften die Ordenskrieger es schlussendlich den Ring zu sprengen und die Schmuggler vor sich her zu treiben, jedoch nicht ohne auch selber erneut die ein oder andere Schramme abzubekommen. Allein sein Glaube hielt den alten Soldaten bei Bewusstsein und er dankte Boron bereits still, ob dessen verwehrter Gnade, als ein weiterer schwerer Schlag von hinten Thurbolds Blick trüb werden ließ.
Die Kämpfe um ihn herum verloren an Geschwindigkeit und die Zeit schien still zu stehen.
Eine lähmende Kälte breitete sich langsam in seinem Körper aus und seine Beine versagten den Dienst, als Thurbold ohne Gegenwehr nach vorne umkippte und das Bewusstsein verlor.

Alfred blickte zu Thurbold, der nun, im Anbetracht der Wunden, die er zu Beginn des Kampfes durch die Bolzen und weiterer Schnitt und Stiche schwer verwundet war, zusammensackte. Zwei, fast zu schnell geführte Schritte, die den von mehreren Prellungen, Stichen und Schnitten gezeichneten Leutnant fast zu Fall brachten, führten Alfred zu Thurbold. „Ein Medicus! Schnell!“, rief er aus.

Doch niemand kam. Der Leutnant blickte sich um; von überall her konnte er das Stöhnen und Atmen, Rufen und Schreien sowie die Klänge der letzten Kämpfe vernehmen. Doch ein Medicus oder Feldscher war nirgends zu sehen. Also begann er selbst, eine Erstversorgung der Wunden des Golgariten vorzunehmen. In einer Gürteltasche führte er immer etwas Verbandsmaterial mit. Dies würde nicht für eine Komplettversorgung reichen aber für die Erste schon. Vorsichtig legte er die Wunden um die beiden Armbrustbolzen frei und säuberte mit einem Tuch die schwersten Verschmutzungen. Die Bolzen ließ er zunächst dort wo sie waren. Ein herausziehen, ohne geeignetes Material die Wunde danach zu verschließen, gegebenenfalls zu nähen, wäre der sichere Tod des Mannes gewesen. So nahm er das wenige Material, was er hatte, um die Bolzen an Ort und Stelle zu fixieren und um die Einschussstelle herum zu verbinden. Zum Schluss legte er Thurbold mit seinem Mantel etwas zu, sodass dieser etwas Wärme bekommen würde. „Ich hole jemanden, der Euch komplett versorgt oder hole selbst Material, um die Wunden richtig zu versorgen!“, sagte der Leutnant, sich selbst nicht sicher, ob er alles gehört hatte.

Der Zornesleutnant schritt über das Schlachtfeld, gemessenen Schrittes, um nun selbst einmal zu sehen und zu fühlen, wie es um ihn stand. Rondra hatte ihn behütet, stellte er fest. Zwar hatte er einige Schnitte und weitere kleinere Verwundungen abbekommen und sein weißer Wappenrock hatte auch einen Farbton von rotbraun-rot angenommen aber es schien ihn nicht ernsthaft erwischt zu haben und so dankte er in einem stillen Stoßgebet der Herrin Rondra.

Ein Reshimianer beugte sich zu Gerion hinab, der im nassen Sand lag und stellte fest, dass er noch lebte. Dieser brachte noch die Worte „Gift“ über die Lippen und seine Hand deutete schwach auf seine rechten Seite. Feisal – so hieß der Reshimianer - entfernte das Hemd und stellte erschrocken fest, dass der Magier bereits eine alte Wunde besaß, das die Haut darum schwarz verfaulen ließ. Und zu allem Überfluß war sie wieder aufgebrochen. Feisal drückte einen Verband auf die Wunde um die Blutung zu stoppen. Anschließend begutachtete er die Wunde auf den Gerion gedeutet hatte. Es war ein unscheinbarer Kratzer. Aber für eine vergiftete Klinge mochte es schon genug sein.

Der Reshimianer hatte ein wenig Erfahrung in der Giftheilkunde und versuchte das Gift aus der Wunde zu saugen, doch hatte sich das Gift bereits zu sehr im Blut verteilt. Feisal versuchte etwas anderes. Er brannte die Wunde mit einer Fackel aus und verband die Wunde anschließend mit einer Kräutersalbe, die er noch schnell anrührte. Die Salbe soll das Gift noch heraussaugen und dafür sorgen, dass sich die Wunde nicht entzündete. Feisal behandelte auch die Verletzung die der Magier am Rücken davongetragen hatte und betrachtete noch kurz die Wunde, die wieder aufgebrochen war. Hier konnte er nicht viel tun als es selbst wieder verheilen zu lassen.

„Ich kann nicht mehr für ihn tun, Rittfrau“, antwortete Feisal auf Malinas Frage, wie es dem Magier ging. „Es ist fraglich, ob er die Nacht übersteht. Doch sollte er am besten in eine trockene Unterkunft gebracht werden.“

Mit einem Mal überkam auch Al’Arik eine Welle des Schmerzes. Jetzt wo sein Gegner tot im Schlamm lag und auch die letzten versprengten Schmuggler von den Reshminianern zusammengetrieben wurden. Der Schmerz war so stark, dass er ihn fast in die Knie gezwungen hätte aber mit sprichwörtlicher nebachotischer Sturrheit hielt sich der Edle auf den Beinen und liess es sich nicht nehmen zwei Reshminianern dabei zu helfen einen Schmuggler vor sich her, in die Mitte des Platzes, zu treiben. Gerade dahin wo sie alle bis vor kurzem noch gestanden hatten. Als Al’Arik so da stand und das erste Mal frei durchatmete, den Schmerzen zum Trotz, ließ er den Blick schweifen, der Regen hatte ein wenig abgenommen, die Sicht war geringfügig besser. Die Dozman hatte gerade eben im Kampf über das Schmugglerschiff die Überhand gewonnen und die letzten Kämpfe wurden auf dem von Feuer erleuchteten Schiff gefochten. Links von ihm waren die Reshiminianer damit beschäftigt, die meist stark verletzten übrigen Schmuggler zu separieren und fest zu setzen. Einige waren damit beschäftigt die Streiter der „Vorhut“ zu verarzten, einige von ihnen hatte es sehr schwer erwischt. So sah er, wie der garether Magier von einem Reshimianer untersucht und wie Lyn durch ihre Schwägerin und eine weitere Remishianerin versorgt wurde. Die Baroness schien es sehr schwer erwischt zu haben, und sie war kaum noch bei Bewusstsein.

„Lyn! Bist du dir sicher, dass wir nicht einen Heiler oder eine Amme aufsuchen sollten …?“ fragte die Gemahlin Aurel von Brendiltales besorgt ihre Schwägerin. Die offensichtlichen Wunden waren versorgt und mehrere Augen hatten sich besorgt auf die Frau gerichtet. Doch natürlich konnte die Kriegerin im Angesicht so zahlreicher Zweifler kaum zugeben wie schlecht sie sich tatsächlich fühlte. Malina hatte schon dafür gesorgt, dass man der Schwangeren eine trockene Decke gegen die Kälte brachte, doch sollten sich Wehen einstellen, waren die Chancen schlecht- für Kind und Mutter!

„Es geht schon … Es ist alles in Ordnung …“ waren die Worte Lyns, die nicht nur ihre Schwägerin sondern auch sie selbst beruhigen sollten. Doch merkte sie auch, dass irgendetwas nicht so war, wie es sein sollte, war das Kind in ihrem Leib ungewohnt ruhig.

Auch Al’Ariks Krieger Rash’ijd war unter den Verletzten, doch kümmerten sich um ihn gleich drei Reshminianer. Und ihren Rufen zu Folge stand es nicht gut um ihn. Schnell eilte Al’Arik zu ihm um zu sehen ob er etwas tun konnte. Überall war Blut, das Blut von Rash’ijd, er hatte offenbar mehrere Bolzen, Hiebe und anscheinend sogar einen Pfeil aus den eigenen Reihen einstecken müssen und sein stark in ramponierter Arm ließ folgern, dass ein Pferd darauf herum getrampelt war. Al’Arik verstand sich nur wenig auf die Heilkunst und in einem solch harten Fall kam er sich völlig machtlos vor. Stattdessen herrschte er die helfenden Reshminianer auf Nebachotisch an seinem Krieger und Schwager doch zu helfen. Einer der drei, ein Nebachote, liess sich das jedoch nur kurz gefallen und fauchte zurück, dass man sich um ihn kümmere so gut es ging, aber man dafür gewiss keine lautmalerische Unterstützung bräuchte. Als Al’Arik sich daraufhin aufplustern wollte, verschwamm ihm plötzlich die Sicht auf dem rechten Auge und der nebachotische Reshminianer starrte ihn entsetzt an. „Euer Auge, euer Edelgeboren“, sprach er nur kurz auf nebachotisch. Bei diesen Worten verfärbte sich sein Blick am rechten Auge rot und wurde dann schwarz und Al’Arik bemerkte nur wie etwas dickflüssiges aus seiner Augenhöhle, durch das Loch in seiner Wange in seinen Mundraum floß und dort einen widerwertigen Geschmack hinterließ.

Benommen, immer wieder zwischen Bewusstsein und Unbewusstlosigkeit hin und her schwankend, taumelte Al’Arik rückwärts und wurde von irgendwem aufgefangen, konnte aber nichts mehr wirklich erkennen, nur noch wie mehrere Gestalten auf ihn zu kamen und auf ihn einredeten. Dann versank die Welt um ihn herum in einem Meer aus Rot und dumpfen Geräuschen.

Etwas abseits tauchte der Söldner Kraven gerade ins sachte Wasser ein, als mit einem Mal auch der Darpat hell erleuchtet war. In einiger Entfernung konnte man schwach ausmachen, wie zwei Schiffe im Kampf verwickelt waren und das kleiner der beiden Schiffe gerade Feuer fing. Die Dozman hatte ebenfalls sein Opfer gefunden, während hinter ihm die letzten Schmuggler niedergemacht oder gefangengesetzt wurden.

Der Söldner schwor sich, dass ihm dieser Verrat irgendjemand büßen würde, er wußte nur noch nicht genau wer. 
So verschwand er in Mitten der Dunkelheit und gefangen in seine eigene trüben Gedanken ...



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Texte der Hauptreihe:
Pra 1034 BF
Reshminianer II
Politik


Kapitel 92