Geschichten:Trügerischer Schein - Teil 61: Kerkergespräche

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Dramatis personae:


Baronie Gnitzenkuhl, Praios 1034 BF


Während Unswin sich daran machte, die Abreise vorzubereiten und die Depesche an den Baron auf den Weg zu bringen, folgten Lyn und Malina Leoamara und Alfred in die Kerker der Burg. Es war zwar sicher keine einfache Kammer, doch man hatte der Hohen Dame von Trollsteige in einen Raum gebracht, der mit einem ordentlichen Bett ausgestattet war, und einen Tisch mit einem Stuhl besaß.

Nedarna war noch nicht lange in dem Zimmer, als sie hörte wie sich der Schlüssel im Schloss drehte und sich die Tür öffnete. Herein traten Leomara von Keilholz und Alfred Beradje, sowie Lyn und Malina. Als Lyn die Kammer betrat lag ein abschätzender und fragender Blick auf Nedarna und sie erhob auch sofort das Wort. "Ist es wahr, was Euch zur Last gelegt wird" fragte sie ohne Umschweife.

Unruhig war Nedarna im Zimmer auf und ab gelaufen. Das Geräusch des Schlüssels ließ sie innehalten und sich der Tür zuwenden. Die letzten Ereignisse waren nicht spurlos an ihr vorübergegangen. Blass mit Augenringen blickte sie den vier Ankömmlingen entgegen und entegnete mit ernsten Blick: "Nein, Baronessa."

Ernst blickte Lyn zu Nedarna "Dann erklärt mir mit Euren Worten wie es dazu kommt, dass diese Anschuldigungen gegen Euch erhoben werden."

Ruhig und konzentriert berichtete sie von den Geschehnissen: "Wir wollten unser Nachtlager abbrechen, denn die Zeit zum Aufbruch war gekommen. Der Edle von Feshaven und Kain waren bereits auf den Beinen. Ich hatte die letzte Nachtwache gehalten, wobei mir gegen Ende hin der junge Nebachote Gesellschaft leistete. Während wir anderen uns auf den Aufbruch vorbereiteten, machte Kor’win noch immer keine Anstalten sich von seinem Nachtlager zu erheben. Ich wollte ihn wecken. So kniete ich mich hin, während Kain noch seine anzüglichen Scherze darüber machte, um ihn an der Schulter zu rütteln. Was ich erreichte war, dass sein lebloser Körper auf den Rücken kippte und sein Blut über meine Hand floss. Mein Dolch steckte in seiner Brust. Kain stürzte sich sofort auf mich, er war außer sich. Ich verteidigte mich in dem Bemühen ihn nicht zu verletzen. Allerdings ist uns durch den Kampf jegliche Möglichkeit genommen worden, Spuren zu finden."

Malina schüttelte unglücklich den Kopf. "Ihr meint, Ihr konntet am Leichnam keine Spuren identifizieren, die davon kündeten, wer der Täter gewesen sein könnte ...?" Bevor sie antworten konnte, meinte sie noch: "Habt ihr Kain im Verlauf des Handgemenges verletzt?"

Die kleine schwarzhaarige Frau schüttelte den Kopf: "Rittmeisterin, ich selbst konnte keine Spuren am Leichnam ausmachen. Vielleicht ist den Edlen von Feshaven und Keres etwas aufgefallen. Es wäre verständlich, wenn sie dies mir gegenüber nicht geäußert haben. Eventuelle Spuren in der Umgebung waren bereits zerstört worden. Was Eure zweite Frage angeht, so kann ich Euch versichern, dass ich ihn trotz der Vehemenz seines Angriffes nicht ernsthaft verletzt habe. Er war etwas benommen, als ich meinen Ellbogen gegen seine Schläfe stieß. Er ließ nicht mit sich reden, aber zumindest brach er den Kampf ab und ritt unter Androhungen von Rache davon."

„Nun, das es Eure Waffe war, die Kor’win getötet hat spricht nicht gerade für Euch?“ Die Worte waren durchaus provakant gesprochen, wollte Lyn doch an der Reaktion der Frau registrieren.

Die Hauptfrau blickte abwartend auf Nedarna, während Leomara von Keilholtz hinzu fügte: "Wer hätte Gelegenheit gehabt diesen Dolch zu entwenden?"

Deren Augen verengten sich ein wenig, während sie die nächsten Worte klar und deutlich sprach: "Das ist mir durchaus bewusst. Aber nicht nur ich bin in der Lage diese Waffe zu führen und auch ist diese Waffe nicht an meine Hand gebunden. Aber bei meiner Ehre als Ritterin von Matlakur und Angehörige des Ordens der Reshminianer, ich habe nichts mit diesem feigen, hinterhältigen Mord an dem edlen Kor'win zu tun. Wenn dann hätte ich ihn zu einem fairen Zweikampf herausgefordert, aber dafür gab es meinerseits keine Veranlassung."

Zu Leomara von Keilholtz gewandt: "Diese Frage habe ich mir auch schon gestellt. Jeder hätte den Dolch entwenden können, in der Zeit als ich geruht habe."

"Doch dann müsste es jemand aus Eurer Reisegruppe gewesen sein? Wollt ihr jemand anderen dieses feigen Mordes beschuldigen?"" fragte Lyn nach.

Den Kopf schüttelnd verneint die Rittfrau: "Nicht ohne Beweise, Baronessa."

Lyn blickte Nedarna an und keine Miene verriet ihre Gedanken "Ihr wisst schon, dass vor dem Gericht Ihr schuldig seid, bis Eure Unschuld bewiesen ist?"

Der Rondrianer stand während des Wortwechsels an der Wand und beobachtete die Szenerie ausdruckslos.

Die Angesprochene nickte: "Ja, das ist mir bewusst."

Lyns Tonfall wurde hart und ernst als sie weitersprach "Ihr wisst, Kor'wain war ein Verwandter meines Mannes und somit meiner Familie. So wie auch ihrer ..." sie deutet auf Malina. "Meine Familie wird nicht eher ruhen, ehe der Mörder nicht seine gerechte Strafe erhält. Doch wenn ihr auf Rondra schwört, dass Eure Worte wahr sind, und ihr nichts mit dem Mord zu tun habt, dann werdet ihr die Gelegenheit bekommen, Eure Unschuld zu beweisen und mit mir nach dem Mörder zu suchen. Wer auch immer es getan hat, er wollte nicht, dass Kor'wain erzählt was er weiß und so gehe ich davon aus, dass der Mörder im Umfeld der Schmuggler zu finden ist."

"Moment, nicht so schnell! Ob sie die Gelegenheit bekommen wird zu beweisen, dass sie unschuldig ist, darüber habt ihr hier nicht zu befinden. Ich finde es schwierig sie an unserer Seite zu wissen im Gefühl ihr nicht ganz vertrauen zu können. Wer will garantieren, dass sie keinem von uns in den Rücken fällt?" fuhr Leomara von Keilholtz der Baroness aus Brendiltal erbost ins Wort.

Da mischte sich Alfred Beradje von Schwertwacht ein, der bisher Zurückhaltung geübt hatte. "Ich verstehe Eure Bedenken, Leomara. Jedoch, wenn sie im Namen der Sturmleuin schwört diesen Mord nicht begangen zu haben und sich jemand findet, der für Ihre Worte bürgt, so sehe ich keinen Grund darin, ihre Worte anzuzweifeln." Bedächtig sprach er die Worte, sich seiner Stellung als Akoluth der Herrin Rondras durchaus bewusst.

Hitzig mischte sich nun auch Nedarna in die Debatte ein: "Ich werde nicht ruhen bis der Name meiner Familie reingewaschen ist und lege nur zu gern meinen Schwur bei der Sturmleuin ab." Ernsthaft, aber aufgebracht blickte sie Leomara an: "Vorausgesetzt ich habe ihn getötet, warum habe ich Kain nicht auch gleich ermordet. Ich hätte nur auf seine Avancen eingehen brauchen und es hätte mir ein leichtes sein können ... aber das bin ich nicht! Ich habe meinen Treueeid geleistet und zu dem stehe ich." Gedanklich fügte sie hinzu: 'Aldron wird mir den Hintern versohlen, wenn er erfährt in welche Schwierigkeiten ich diesmal geraten bin.'

Leomara von Keilholtz stemmte ihrerseits die Hände in die Hüften. "Bisweilen ist es der Zufall, der so manches ans Licht bringt, doch ich möchte hier weder in die eine noch in die andere Richtung argumentieren, da ich selbst das Gefühl habe, dass man so nicht weiter kommt." Sie überlegte einen Moment und drehte dabei gedankenverloren einen Ring, den sie am Finger trug. "Angenommen, der Mörder ist unter den Schmugglern und frei ... wie sollte man ihn enttarnen? Dies wird eure Aufgabe sein, denn die Beweislast mit eurem Dolch wiegt schwer. Wenn ihr hier bleiben wolltet, könntet ihr mit dem Geweihten Tempelvorsteher des Haus Schelachar sprechen, der sich von eurer Unschuld überzeugen könnte ...? Andernfalls, würde ich darauf bestehen, dass zwei Wachen aus unserem Haus an eurer Seite abgestellt sind, die euch nicht von der Seite weichen."

Lyn sah Leomara bei deren Worten an und Respekt lag in ihren Augen. Dann blickte sie ernst zu Nedarna und schien ihre Worte gut abzuwägen. Mit fester Stimme sprach sie zu dem Ordenskrieger „Ich bürge für sie.“

Respekt zollte auch die Hohe Dame von Trollsteige indem sie ihr Temperament zügelte und nun sanfter sprach: "Habt Dank für diese wohl gesprochenen Worte. Und so …“

Nun trat der Ordenskrieger vor und hob die linke Hand. „Haltet ein!“ In dem kleinen Moment der Ruhe blickte Alfred ernst von Nederna zu Lyn. „In Abwesenheit eines Geweihten der Herrin Rondra nehme ich Euch in meiner Eigenschaft als Akoluth der Sturmleuin, Ordenskrieger und Ritter von Schwertwacht diesen Eid im Namen der Sturmleuin ab. Dame von Trollsteige, Baronessa ni Niamad von Brendiltal, tretet vor!“ Als die beiden Damen der Aufforderung des Leutnants Folge leisteten zog dieser das horasische Schwert an seiner Seite und führte es bedächtig zwischen die beiden. „Umfasst diese Klinge mit Eurern Linken Händen und sprecht Euren Schwur!“

„Ich schwöre ich bei Rondra, der Sturmleuin, dass ich den edlen Kor'win nicht ermordet habe. Ich möchte mit Euch reiten." sprach Nederna.

„Ich bürge mit meinem Namen für diesen Schwur!“ schloss sich Lyn an.

Ruckartig zog der Ordenskrieger die Klinge aus den Händen der Frauen, welche damit einen sich vermengten, feinen Blutstreif auf der Klinge hinterließen. Alfred umfasste nun seinerseits die Klinge mit der linken Hand und presste fest zu. „So nehme ich den Schwur an und habe keine Einwände gegenüber der Anwesenheit der Dame von Trollsteige während der weiteren Queste. Bedenkt, dass Ihr im Namen der Herrin Rondra frevelt, wenn einer von Euch jetzt die Unwahrheit gesagt hat oder in Zukunft wider dem Schwur handelt!“ Die blutige Klinge nun noch in der rechten Hand haltend sagte er nun, „Geht nun! Ich werde Euch sogleich folgen.“

An Leomara gewandt sagte er noch kurz bevor diese ging, „Wachen werden nicht notwendig sein nach diesem Schwur!“

Leomara schien immer noch nicht ganz begeistert vom Verlauf der Dinge und entgegnete "Vergesst nicht, die zwei Wachen werden Euch im Auge behalten, bis Eure Unschuld eindeutig bewiesen ist." Mit diesen Worten verließ sie die Kammer, um sich für die Abreise fertig zu machen. Auch Lyn und Malina schicken sich an zu gehen, als sich Lyn noch einmal zu Nedarna wandte. "Und außer den zwei Wachen, werde ich Euch im Auge behalten. Nicht weil ich an Euren Worten zweifele, sondern auch zu Eurem Schutz. Nicht jeder der Mittreisenden wird die Entscheidung Euch mitzunehmen gutheißen. Wir reisen in einem Stundenglas ab. Ich denke es ist das Beste, wenn ich Euch dann hier abhole."

Die Rittfrau war erleichtert, endlich war die ihr auferlegte Untätigkeit vorbei: "Ja, habt vielen Dank, Baronessa."



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Texte der Hauptreihe:
Pra 1034 BF
Kerkergespräche
Burg Friedburg III


Kapitel 66

Nebachoten unter sich
Autor: Lyn, NR, CK, Nedarna,