Geschichten:Trügerischer Schein - Teil 28: Gen Gnitzenkuhl

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Dramatis personae:


Inrgendwo zwischen der Baronie Haselhain und der Baronie Gnitzenkuhl, Praios 1034 BF


Sie hingen jetzt schon seit einiger Zeit ihren Gedanken nach und konnten nicht mehr all zu weit von der Grenze zur Baronie Gnitzenkuhl sein. Seitdem sie aus dem kleinen Fischerdorf in Haselhain aufgebrochen waren hatten sie alle nur wenig mit einander gesprochen, zu viele neue, oder eher aufschlußreiche Erkenntnisse und zu wenig neue Spuren die sich daraus ergaben. Ganz davon abgesehen machten die Eisenbeschlagenen Räder auf der staubig trockenen Reichsstraße einen ordentlichen Lärm.

Lyn und Rash’ijd ritten in langsamen Tempo dicht neben der Kutsche von Sequim in der auch der Golgarit Bruder Thurbold platzgefunden hatte. Kamen ihnen Reisende entgegen wichen sie hinter oder vor das Gefährt aus.

Rash’ijd brannte eine Frage auf der Zunge, doch ihm war nicht so recht danach das Schweigen zu brechen und so ließ er es zunächst dabei und blickte nur mal kurz zu Lyn und dann auch zur Kutsche hinüber.

Lyn ritt eine Weile ebenso schweigsam neben Rash’ijd, doch dann sah sie ihn an und sprach in lautem Ton und mit fester Stimme zu ihm. „Das, was ich im Dorf sagte, meinte ich auch so. Ich bin Eurer Sprache noch nicht so mächtig, als dass ich sie sprechen könnte, doch verstehe ich sehr viel. Ich habe also nichts dagegen, wenn ihr zu mir in Eurer Sprache sprecht, doch verzeiht dass ich nicht in dieser antworten kann.“

Ob des Lärms den die Kutsche und das Treiben auf der Straße verursachten hatte Rash’ijd Lyn, trotz der laut vorgebrachten Worte, kaum verstanden, dazu kam noch das generelle Sprachproblem. Aber das was er verstanden hatte genügte ihm und er nickte es wohlwollend ab und ergänzte (auf nebachotisch): „Dafür gebührt euch mein Respekt, Mar’olum. Leider sehen das offensichtlich andere anders.“ Dabei verzog sich sein Gesicht leicht.

Lyn verzog abwertend das Gesicht als sie meinte „Andere meinten auch, uns Alberniern den Freiheitswillen nehmen zu können. Doch ist dieser fest in uns verwurzelt so wie Eure Traditionen in Eurem Volk. Und auch wenn wir alle der gleichen Krone dienen, so ist es an uns, fest zu unseren Wurzeln zu stehen.“

Rash’ijd bejahte auch das mit einem Nicken. Aber ihm brannte immer noch eine Frage auf der Zunge und da das Schweigen jetzt sowieso gebrochen war hob er an (wieder auf nebachotisch): „Was haltet ihr von diesem Gerücht um die Todeswanderer? Mir scheint, dass es von allen viel zu schnell abgetan wurde.“

Lyn dachte kurz nach, dann antwortete dann „Ich denke, das Kain und Kor’win mehr darüber wissen, als sie erzählt haben. Doch da der werte Al’Arik sowie die Ritterin von Trollsteige sie begleiten, werden wir vielleicht mehr darüber erfahren, was sie wissen. Aber ich denke, dass damit Untote gemeint sein könnten. Und das ist mehr als besorgniserregend.“

Auch das nickte Rash’ijd ab. „Bruder Thurbold tat dies zwar ab, aber trotzdem schien er dem ganzen doch sehr viel Bedeutung zuzumessen. Wir werden sehen was dran ist, denke ich.“

Derweil in der Kutsche. Thurbold war froh dem Wasser entkommen zu sein, als ihm der Platz in der Kutsche angeboten wurde. Darüber hinaus sorgte er so passiv für die Sicherheit der hochgeborenen Dame Lyn, was seiner Rolle als Emmisär des Klosters an Eslams Hof nur dienlich sein konnte.
Ob der Lautstärke der Räder war es nicht möglich sich zu unterhalten, nicht das Thurbold groß der Sinn danach stand und so saß er Sequim gegenüber und war in ein Buch vertieft, als dieser das Wort an ihn richtete.

„So hitzig wie die Straße so waren auch die Gemüter unserer nebachotischen Freunde.“

Sequim von Alxertis lümmelte sich regelrecht in eine Ecke der Kutsche und lächelte versonnen, bevor er wieder zu seinem Reisebegleiter blickte. „Wenn es euch nicht stört werde ich in Großalbur heraus springen, bin nicht versessen darauf auf Burg Friedburg Bericht zu erstatten. Wir haben ja ohnehin nicht viel Neues in Erfahrung gebracht.“

Die Dämmerung tauchte die Landschaft um sie herum in gold und rot. Der junge Ritter genoß scheinbar den Anblick der sich ihnen bot. Man konnte jedoch ahnen, dass in den schattigen Bereichen der Flussauen die Stechmücken ihren Tanz vollführten bevor sie auf Jagd nach ihren Blutopfern gingen. Die Ruhe der Mittagshitze war lange vorbei und statt dessen sah man wieder zahlreiche Schwalben ihre Bahnen ziehen, sowie Wasservögel die ihre Mägen vor der Nacht noch einmal füllten. Frieden und Ruhe herrschte allenthalben.

„Kaum zu glauben was hier den Fluss hoch kommen soll in der Nacht…!“

Nachdem er die ersten Fragen des jungen Ritters eher beiläufig und desinteressiert abnickte, zwang ihm die letzte Feststellung Sequims dann doch eine Regung ab.

„Lasst euch davon nicht täuschen, hoher Herr!“, Thurbold blickte zum ersten mal auf dieser Reise mit einem Lächeln auf und musterte Sequim, „Gerade die ungewünschte Stille mag dem Ungeübten die Sinne zu vernebeln!“

Mit gerunzelter Stirn versuchte der Jungspunt die Worte des Golgariten zu ergründen, doch das weiche Gesicht gab schnell preis, dass es nicht weit her war mit der Fähigkeit diesen weisen Worten zu folgen. „Ähm ich fürchte ich kann euch nicht ganz folgen.“

Der alte Golgarit hob kurz überrascht die rechte Augenbraue, fixierte den jungen Rittersmann alsbald aber wieder und begann ausufernd zu erklären: „Wisst ihr, ich hab Stille immer als ein Geschenk empfunden.“, dabei sprach er recht monoton und langsam, „Doch habe ich die Stille auch oft an Orten vernommen, die nichts anderes als ein Schlund der Niederhöllen war! Was macht uns dann so sicher, welcher Art Stille wir hier begegnen?“ Thurbold blickte kurz grübelnd aus dem Fenster, als er ohne sich Sequim erneut zuzuwenden, weitersprach: „Wartet da draussen die sanfte Stille eines taunassen Sommermorgens, oder am Ende doch das Auge des Sturms, der nichts anderes als das Mahlen der Seelenmühle selbst ist?“

Mit vor Erstaunen geweiteten Augen guckte ein reichlich verwirrter Sequim von Alxertis den in Rätseln sprechenden Golgariten an. Mehrmals hub er an zu antworten, doch schließlich schüttelte er nur den Kopf und schaute ebenfalls nach draußen. Die Gefahr eine noch viel verwirrendere Antwort als zuvor zu erhalten war zu groß, sodass er seinen Wunsch sich mitzuteilen auch wenn es schwer fiel zähmte, und lieber mit seinen Gedanken alleine blieb. Wenn der Golgarit schon nicht die Zeichen zu deuten wusste, wer dann?

Sollten die auf Burg Friedburg doch sehen was sie mit den Informationen anfingen. Seine Frau Mutter würde sicher entzückt sein, dass wenig Greifbares dabei war. Einen Erfolg, der auf die Kappe des Gnitzenkuhler Vogtes und damit der Baronin gehen würde, wäre ihr ein Greuel und würde für ihn ein paar unangenehme Wochen bereithalten. Nichts war schlimmer als seine Mutter wenn sie übellaunig war. Ungeduldig erwartete er die Ankunft im heimatlichen Dorf und begann keine weitere Unterhaltung mit dem in sich gekehrten Glaubenskrieger.

Als Thurbold bemerkte das Sequim das Gespräch als Beendet erkannte, schlug er erneut sein Buch auf und begann darin zu Blättern. Es war ein kleines Buch und zumindest der Einband war in Bosparano verfasst. Ein aufmerksamer Beobachter konnte erkennen dass immer wieder lose Blätter zwischen den Seiten lagen und Randnotizen auf den Seiten, in einer sehr kleinen Schrift geschrieben worden waren.

Thurbold blätterte öfters einmal schnell zwischen den Seiten, als müsste er sich vergewissern, dass das was er gerade las, auch wirklich richtig war.



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Texte der Hauptreihe:
Autor: Jan, Lyn, Nicole R., Eslam, MK