Geschichten:Tiefer gelegt

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Angrid Dommersin war stinkig. Sie schritt um die demolierte „Ferrara Blitz“ herum. Der junge kriegerisch gewappnete Mann, der diese in die die Hundsgraber Stellmacherei gebracht hatte, redete noch immer auf sie ein.

„.. und dann ist sie einfach umgekippt, obwohl ich meine Position der Geschwindigkeit und Schärfe der Kurve so angepasst habe, wie in den Bahnen der Maquammeile. Mit der Troika, die ich dort gefahren bin, gab es nie Probleme, und jetzt…“ lamentierte er weiter.

‚Natürlich‘ dachte sich Amgrid, die selbst bei Ferrara-Eisenherr zu Gareth ihre Lehrjahre hatte, kippt eine dieser leichten Troikas nicht einfach um, wenn diese schnellen Fahrten in einem Hippodrom geschehen, aber bei einem irren Rennen auf der Reichsstraße passiert nun mal so etwas.‘

„Ich bin nur froh, dass meiner Rahjadane, die mit mir gefahren ist, nichts geschehen ist. Ihre blonden Haare flatterten nur so im Wind. Und dann, in dieser leichten Kurve, eine leichte Unebenheit und schon flog das Ding aus der Kurve. Unglaublich, dabei hatte mir der Händler zu Gareth berichtet, es sei eine extra für schnelle Fahrten ausgelegte Blitz mit leichten Verstärkungen, um auch die widrigsten Wegverhältnisse abzufedern.“

„Ja,“ meinte die Meisterin des Wagnerhandwerks zu ihrem Kunden und dachte dabei an die armen Pferde. Eines war nur knapp dem Abdecker entgangen und die anderen beiden sahen auch nicht wirklich munter aus. Genausowenig wie diese „Blitz“ an dem ein wahrer Idiot seine Finger dran gehabt haben musste.

„Bringt sie wieder auf die Räder,“ meinte der junge Mann, „Astralis, mein mittleres Pferd, benötigt eh ein paar Tage, sodass ihr genug Zeit habt“ und legte mit diesen Worten eine veritable Anzahlung auf die Werkbank. „Noch zweimal so viel, wenn der ‚Blitz‘ seinen Namen danach wieder wert ist.“

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Einige Tage später, Angrid und ihr Schüler Muchen Steenmetz hatten den Wagen wieder gut auf die Räder gestellt. Er sah im Grunde wieder taufrisch aus, wenn nicht da noch der besondere Wunsch des Kunden war, der am Folgetag noch einmal kam. Der ‚Blitz‘ solle auch über die Wege ‚driften‘ können, ganz so wie in dem Hippodrom. Er hatte dann einen weiteren Beutel Münzen auf den Tisch gelegt und war gegangen.

Aber wie sollte diese Festigkeit und Stabilität erreicht werden, ohne dass die generelle Tauglichkeit auf Weg und Steg flöten geht? Sie wusste nicht mehr weiter und überließ Muchen den Wagen, der darum bat noch etwas ausprobieren zu dürfen. Am nächsten Morgen, als sie die Werkstatt betrat, war Muchen – anscheinend – immer noch dort. Zudem stieg ihr ein ‚betäubender‘ Duft in die Nase. Hatte der Bengel etwa geraucht? Hier, zwischen all dem Holz? Er blickte ihr glücklich entgegen und deutete auf den ‚Blitz‘ der irgendwie anders, ja ‚tiefer‘ zu sein schien.

„Was hast Du gemacht?“ fragte sie bestürzt. Und Muchen zeigte ihr, was er getan hatte. In den vergangen Tagen zeichnete er Pläne, Konstruktionen und Skizzen. Schließlich hatte der Junge mit Genehmigung des Werkstattmeisters ein komplett neues Fahrgestell – mit Anteilen aus Eisenholz – gefertigt. Ausgerechnet Eisenholz, das teuerste Holz, welches sie auf Lager hatten, das hätte sie ihm nie erlaubt und das wusste er, sodass er sich an den Werkstattmeister gewandt und für seine Idee wohl geworben hatte. Am Ende, klopfte sie ihm auf die Schulter. „Auch wenn Du eigentlich noch zwei Jahre hast, aber dies soll Dein Gesellenstück sein. Du hast eine meisterliche Arbeit abgelegt.“ Der Wagen stand schlicht etwas tiefer und breiter, bei gleicher Stabilität und Weggängikeit auf den Rädern, die Ideen des jungen Muchen waren wirklich wegweisend.