Geschichten:Streben nach Höherem - Ludegars letzter Ritt

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von Ina Strunk

Der Morgen nach der großen Standortbesprechung war angebrochen. Lechdan Raul von Eychgras, sein Vater Ludegar du Bosvani, sowie zum Schutz Adalbert von der Eychgraser Landwehr und Ashim aus der Sippe vom Kalten Bach verließen im Morgengrauen auf dem Pferd die Burg Richtung Rahja.

Ihr erstes Ziel war das Gut Eslamsberge. So war hier vor den Kampfhandlungen noch ein Edler des Raulschen Reiches im Amt.

Auf ihrem Weg gen Westen meideten sie die Straßen. Ashim ritt mit seinem Ferkina Pony meist vorweg und erkundete einen sicheren Weg.

Sie hatten sich alle gedanklich schon auf kleinere Scharmützel eingestellt, doch es blieb ruhig. Nach einiger Zeit erreichten sie ein Dorf, dessen Gutshof so befestigt war, dass er schon fast als Burg durchgehen würde. Ein gelb-grünes Banner mit einem Kämpfer darauf prangte über dem befestigten Gut. Sie entschlossen sich zu nähern.

Der junge Eychgraser erhob das Wort, als er auf die Holzpalisade zuritt: „Bei Praios und Travia, seid gegrüßt. Ich bin ein Bote der Baronin Treumunde von Eychgras und erbitte um ein Gespräch mit Eurem Anführer“.

Nach einigen Nachfragen, öffneten bewaffnete Kämpen die Pforte. Einer von ihnen führte die 2 Adligen in das Haus. In einem spärlich eingerichteten Raum wartete ein stattlicher Mittfünfziger mit langem ergrautem Haar. „Seid willkommen Fremder im Hause des Hagwulf von Eslamsberge, was ist Euer begehr“.

Lechdan erwiderte „Die Baronin Treumunde von Eychgras schickt mich um Euch die Aufwartung zu machen.“ Während er dieses vorträgt, übergibt er ein kleines Präsent an den Ritter weiter. „Ferner lässt meine Herrin fragen, in wie weit ihr die Baronin bei der Befriedung des Landes unterstützen würdet?“

Hagwulf grübelte „Nun mein junger Herr. Hier ist viel passiert in den letzten Götterläufen. Unser geliebter Baron Brander starb bei den Kämpfen und unsere Güter wurden überrannt. Viele Menschen starben und leiden noch immer unter den schlechten Zeiten. Was gedenkt „Eure“ Baronin denn zu tun, um dieses Land zu befrieden?“

„Nun, wir sind angereist mit einer ansehnlichen Truppe, bestehend aus leichter Reiterei, schwerer Reiterei und einem Sappeurstrupp. Unser Ziel ist es diese Varena von Mersingen und diese Simiona di Silastide-Marvinko wieder aus dem schönen Flecken Dere zu verteiben“

„Und wer sagt mir, dass „Eure“ Baronin die echte Baronin ist? Man erzählte mir, dass Gerwulf von Bärenau wieder in seiner Heimat weilt.“

„Treumunde von Eychgras wurde von dem Grafen Geismar in Amt und Würden erhoben. Was Gerwulf von Bärenau angeht ist er ein answinistischer Verbrecher, der seinem Verlies entkommen konnte. Weder Graf Geismar, noch sein Widersacher Baron Luidor haben ihm diese Schuld aberkannt.“

„Dann sagt der Baronin, dass einen Blick auf ihre Taten werfen werde. Sollte sie ihren Versprechungen nicht nachkommen, bin ich auch nicht mehr bereit ihr zu Diensten zu sein. Ich stamme nicht aus dem alteingesessenen Adel, so wisset, dass ich erst nach dem Maraskanfeldzug zu meinem Amt gekommen bin. Mich verbindet keine Treue zum Hause Bärenau.“

Frohen Mutes verabschiedeten sich Lechdan und Ludegar und ritten hinfort.

Eigentlich sollte ihr Weg zurück zur Burg führen, doch Lechdan hatte andere Pläne. Er schickte Adalbert mit einer Nachricht über das Gespräch zurück zu Burg Bärenau. Ashim protestierte ob der Planänderung, fand jedoch kein Gehör. Lechdan war nun schon Wochen in dieser Baronie und so richtig gefährlich kam hier das alles nicht vor, so entschied er mit seinem Vater und dem Ferkinakrieger weiter Richtung Firun zu reisen.


Über verwaiste Bauernhöfe führte ihr Weg. Als sie nördlich von Artsteen in ein Waldgebiet ritten. So friedlich der Wald aussah, so gefährlich war er von Innen. In Mitten des Waldes, krachte hinter der Gruppe ein Baum hernieder. Dann ging alles blitzschnell. Ein Pfeil raste durch die Luft, in den Hals Ludegar du Bosvanis, der röchelnd zu Boden fiel. Lechdans Pferd sträubte sich, es war kurz davor ihm durchzugehen. „Eine Falle“ rief Ashim und sprang vom Pferd „Lauf in den Wald“ schrie er Lechdan zu und machte genau dieses.

Während er in Todesangst lief, schaute er noch über die Schulter zurück. Er sah mehrere stattliche Kämpfer, die Lechdan außer Gefecht setzten und hörte die Worte „Tötet ihn nicht, wir bringen ihn zu unserer Herrin Simiona, vielleicht hat er ihr noch etwas Nützliches zu erzählen...ihr da in den Wald, sucht den Feigling, der davonlief“.

Ashim suchte sich ein Versteck und wartete, in der Hoffnung unentdeckt zu bleiben. Es dauerte nicht lange, als er einen Schatten um seinen Schlupfwinkel suchen sah. Er schien ihn nicht entdeckt zu haben. Ashim nahm leise sein Messer in die Hand und schlich in die Richtung. Gewandt und unbemerkt sprang er auf den Söldner hinterrücks zu, es dauerte nur Sekunden und er zog seinen Dolch durch die Kehle. Fast ohne Geräusche von sich zu geben, ging er leblos zu Boden. Ashim verschwand wieder in ein Versteck. Der zweite Kämpfer verlies schnurstracks den dichten Wald, als er seinen toten Kameraden vorfand.

Ashims weiterer Weg führte, mit der Leiche Ludegars auf seinem Pony, unentdeckt zurück zur Burg Bärenau. Mit Schrecken wurde er empfangen. Er berichtete von den angefallenen Ereignissen, dem Tod Ludegars und der Entführung Lechdans. Treumunde hatte Mühen ihren Tränen zurückzuhalten.

An diesem Tag wurde der erste Eychgraser auf Bärenauer Boden zu Grabe getragen und borongefällig im Innenhof der Burg Bärenau bestattet.

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