Geschichten:Späte Einsicht

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16. Praios 1033- Am Morgen

Der Morgen war erfreulich frisch. In der Zeltstadt herrschte schon rege Betriebsamkeit als der Junker von Kelsenstein hörte, dass eine Frau ihn zu sprechen verlangte. Ein kurzer Blick seinerseits in Richtung des Einganges offenbarte, dass es sich überraschender Weise um Leomara von Isenbrunn handelte. Sie kam ihm irgendwie angespannt vor, wie sie ihm in ihrem Gnitzenkuhler Wappenrock gegenüber trat. Aus ihrem Schatten sah er plötzlich wie sich Alexis Colon Darios , der Rondrageweihte des Zornesordens herausschälte und ebenfalls das Zelt betrat. Sie sah sich nur kurz einmal um, bevor sie ihn an sprach. „Seid gegrüßt Junker, ich hoffe Bishdariel hat euch wohlige Träume beschert und ihr seid gut ausgeruht?“ Die Stimme der Ritterin klang ähnlich angespannt, wie ihre ganze Haltung es bereits kündete. „Die Herren kennen sich ja bereits...“

„Seid gegrüßt.“ Alexis nickte kurz bevor Leomara weitersprach. „Wohlgeboren, ich möchte gerne noch ein paar klärende Worte mit euch wechseln. Wenn ihr mir einen Moment Gehör schenken würdet?“ Marnion rieb sich erst einmal den Schlaf aus den Augen. Sein Kopf dröhnte und im ersten Moment konnte er die Betriebsamkeit gar nicht richtig einordnen. 'Das Turnier und Duell mit Leomara! Hatte er verschlafen? Ein wahrhaft schlechter Einstieg in den Tag.' "Seid mir gegrüßt” murmelte er "gebt mir noch einen kurzen Moment, das ich Euch angekleidet gegenüber treten kann.”

Leomara drehte sich etwas weg, sodass er dies unbeobachtet tun konnte. Während er sich rasch anzog kam ihn in den Sinn, das die Turnei ja erst am morgigen Tag stattfinden sollte und er sich schlaftrunken im Tag geirrt hatte, über sich selbst den Kopf schüttelnd sprach er bereits weiter zu den Wartenden. "Gerne will ich Euch Beiden Gehör schenken, ich hoffe Bishdariel hat es heute nicht allzu gut mit meinem Schlaf gemeint.” Wie meint er denn das nun wieder fragte sich Leomara gerade noch, als er auch schon angezogen und mit einem erwartungsvollen und neugierigen Lächeln vor ihr stand.

Sie holte tief Luft und schaute erst auf den Boden, entschied sich dann aber, dass er den Ernst ihrer Worte nur begreifen würde, wenn sie ihm ins Gesicht sah. „Wohlgeboren von Kelsenstein, ich muss ganz ehrlich sagen, dass ich mich irgendwie...schäme für den von mir vorgeschlagenen Einsatz. Keiner von uns beiden sollte noch einmal in die Situation kommen als Knappe dienen zu müssen. Da hat mich wieder einmal mein... äh ...Temperament und wohl auch ein wenig...die Schadenfreude bei dem Gedanken euch als mein Knappe zu sehen, dazu hingerissen diese unsägliche Äußerung zu tätigen.“ Ihre Miene wurde dabei in ein leichtes Rot getaucht.

Marnion seufzte leise, ob Ihrer Worte. Er wollte sich erst einmal in die Wankelmütigkeit dieser Frau fügen, doch offenkundig wollte zwischen Ihnen beiden etwas Ausdruck finden und sie beide kannten kaum ein anderes Ausdrucksmittel als Zwang und Kampf für Ihre Gefühle.

„Zudem ist es so, dass ich eigentlich den Eindruck gewonnen hatte, dass die Geschehnisse nach dem Kampf in Bergthann auf meinem heimatlichen Gut uns eigentlich miteinander versöhnt hatten. Jeder hatte einen Einblick in des anderen Leben und Geschichte und manches Handeln wurde unter diesem neuen Licht...verständlicher.“ Sie sah ihn weiter an. Hier vor dem Geweihten wollte sie nicht ins Detail gehen, aber wäre er damals nicht so überstürzt abgereist, so war sie sicher, dass sie einige Gespräche hätten führen können, die diese merkwürdigen Spannungen zwischen ihnen beseitigt hätten. Unter seinem unerbittlichen Blick war sie immer unruhiger geworden. Sie nahm an, dass er wohl glaubte eine verzagte Ritterin vor sich zu haben, doch sie kam nicht gegen die Zweifel an die sie wegen der Forderung plagten also mussten sie nun auch noch die letzten Worte heraus bringen. Zweifellos die schwersten. So etwas hatte sie noch nie getan und ihre Zunge fühlte sich an, als wäre sie verknotet.

Der Geweihte Alexis stand etwas abseits, behielt beide im Auge und hörte interessiert zu. Es lag nicht an ihm hier etwas zu regeln, dies war eine Angelegenheit zwischen der werten Leomara von Isenbrunn und Junker von Kelsenstein.

„Um es kurz zu machen: ich bestehe nicht auf der Duell Forderung gegen euch. Ich bin inzwischen sicher, dass es keine Punkte gibt, die nicht im Gespräch geklärt werden könnten, denn es war kein Angriff gegen meine Person die in einem rondragefälligen Zweikampf gesühnt werden müsste. Auch ist es nicht meine Aufgabe gegen irgendein anderes Verhalten eurerseits einzuschreiten. Wie man in den Wald hinein ruft so schallt es heraus.“ Sie spielte damit auf die Konversation am Gnitzenkuhler Baronshof ab. Gespannt blickte sie ihn an, da ihr völlig fraglich war wie er reagieren würde.

Der Inhalt Ihrer Worte kam erst spät in seinem Hirn an, mehr als das nachlassende Dröhnen war es der Inhalt, der ihn zunehmend verunsicherte, ein Duell zurücknehmen, so etwas war für ihn ein absolut unerhörter Vorgang und wäre für Leomara eine Ehrenschande, doch dann straffte er sich.

„Seid versichert Werte Leomara, ich bin voll und ganz mit Euch versöhnt. Redet nicht weiter was einen Rückzug der Forderung angeht, Ihr müsst das nicht tun. Ich entschuldige mich hiermit im Beisein eines Geweihten der Leuin, als Vertreter der Öffentlichkeit, bei Euch Wohlgeboren von Isenbrunn für meine ebenso unbedachten wie dummen Worte nach der Feierlichkeit bei der Baronin. Ich hatte kein Recht Euer Privatleben durch meine Worte in den Dreck zu ziehen. Verzeiht mir bitte diese Ungebührlichkeit.”

“Was die Forderung zur Tjoste angeht, so sah ich diese immer vor dem Hintergrund unserer bereits zusammen bestandenen Fährnisse. So entlasse ich Euch aus Eurem und meinem Einsatz, möchte ich Euch doch nichts nehmen, was Ihr nicht geben wollt und Euch nicht beschämen, indem ich mich vor Euch erniedrige. Doch lasst uns den Lanzengang miteinander dennoch bestehen, ich sehe nichts Schlechtes daran, das wir uns rondragefällig aneinander messen und wachsen." Seine Stimme bebte als er fort fuhr, "so wir nun nicht mehr durch ein Band des Zwangs aneinander gefesselt sind biete ich Euch an, lasst uns nicht mehr Raum für Hader geben, sondern dem Nachspüren was zwischen uns nach Ausdruck sucht und an unseren Unzulänglichkeiten hängen bleibt. Lasst uns zusammen einen Tag und Nacht verbringen, auf das wir ins Reine kommen miteinander. Nicht als Knechte des anderen sondern als freie Ritter, wie es uns ansteht.”

Mit gerunzelter Stirne schaute sie Marnion an. Bestimmt hatte sie ihn schon wieder missverstanden und er redete in Bildern, wie es für Vertreter seines Volkes üblich war. Die Isenbrunnerin rieb sich nachdenklich das Kinn, wie sie es häufig tat, wenn etwas sie verwirrte. Im Geiste wiederholte sie nochmals seine Worte, bevor sie unbedacht erneut in einen Fettnapf tappte mit einer unangemessenen Antwort. ‚Am besten von vorne anfangen, da habe ich alles verstanden.’ dachte Leomara so bei sich da sie merkte wie der Blick des Junkers ungeduldig wurde.

„Ich nehme eure Entschuldigung an, denn ich weiß aus welchem Grund eure Äußerungen geboren wurden...“ Sie neigte vor ihm dankbar das Haupt. Damit war er ihr weit mehr entgegen gekommen als er gemusst hätte. Schließlich dachte sie noch einen Moment nach und meinte dann.

„Auch in dem Punkt der Tjost stimme ich Euch voll und ganz zu Wohlgeboren von Kelsenstein. Mir ging es einzig um den Einsatz, der es mir verboten hat gegen euch zu streiten. Doch nun wird es mir ein Vergnügen sein gegen euch zu reiten.“ Hier blitzen ihre Augen schon wieder voller Vergnügen.

„Über den letzten Punkt muss ich zugeben bin ich mir noch nicht ganz im Klaren wie ich ihn verstehen soll. Meint ihr wir sollen einen gemeinsamen... Jagdausflug machen und dabei unsere Unstimmigkeiten bereinigen?“ Sie musterte den Junker nun genau. Sicher, Roderick von Isenbrunn hatte Quanion, ihren missratenen Bruder, schon oft mit auf die Jagd genommen, wenn er es gar zu arg getrieben hatte. Meist kamen Vater und Sohn auch bester Stimmung wieder nach hause. Daher schien ihr dieser Vorschlag noch das am ehesten Vorstellbare zu sein.

Seine Miene hellte sich bei Ihren Worten immer weiter auf, die Anspannung die er im Blick hatte war verflogen. "Eine hervorragende Idee, Euer Wohlgeboren. Es wäre mir eine Ehre noch einmal zusammen mit Euch auf Jagd zu gehen, wenn Euch diese Vorstellung behagt. Dabei wird sich sicher die Gelegenheit für einige offene Worte finden, wenn es dieser noch bedarf. “

Leomara nickte erleichtert. Dann war also alles gesagt. „Wir werden nach dem Tjosten beschließen wann wir uns treffen werden Junker von Kelsenstein.“

Kurz wandte er sich an den wartenden Geweihten. „Hochwürden Alexis, ich freue mich über Euere Anwesenheit. Ihr erinnert uns beiden Heißsporne allein durch Eueren Anblick unsere Worte mit Bedacht zu wählen, wie es die Zwölfe und der Ritterstand weisen.”

Der Geweihte deutete eine leichte Verbeugung an. „Eure Wohlgeboren, ich ging davon aus, dass der Bedacht Eurer Worte, die sowohl Ihr als auch Leomara von Isenbrunn gewählt habt, auch ohne meine Anwesenheit möglich gewesen wären. Dennoch bin ich mitgekommen um dieses Gespräch – wie es für meinen Stand als Geweihter entspricht – zu bezeugen. So gehabt Euch wohl.“

Mit dem Kriegergruß verabschiedete sich die Isenbrunnerin von Marnion. „Möge der Bessere gewinnen!“ meinte sie mit einem zuversichtlichen Lächeln. Der Blick aus seinen Augen verwirrte sie allerdings schon wieder. Er konnte sich nicht fassen, wenn er diese Frau betrachtete. Dieser Enthusiasmus und die Leichtigkeit in ihren Wesen und zugleich diese Lust am Kampf. Zu gerne wäre er mit ihr nicht nur auf Jagd geritten, sondern heim zu sich in die Berge um ihr seine Welt zu zeigen, oder gleich bis zum Ende der Welt.

"Viel Glück Leomara...” er stockte und fing sich mühsam. "Möge der Bessere gewinnen! Und Ehre bringen für sich und sein Haus!” brachte er endlich die rechte Erwiderung heraus. Anschließend verließ die Rittfrau gemeinsam mit Alexis das Zelt. Sie war in Gedanken versunken. Nun blieb ein Tag um sich auszuruhen und sich auf die Spiele vorzubereiten. Der Morgige würde dann ganz im Zeichen des göttinnengefälligen Messens stehen.

Hinter Ihr trat der Junker aus dem Zelt und sah ihr noch lange nach, bevor er sich auf machte nach seiner Schutzbefohlenen zu sehen.

"Verzeiht Hochwürden, ich würde mich hier gerne von euch verabschieden, ich brauche ein wenig Abgeschiedenheit.“

Der Geweihte blickte zu ihr. „So werde ich mich nun auch zurückziehen, gehabt euch wohl, werte Schwester.“ Er nickte ihr zu und ging seines Weges. Jetzt zog es sie in den angrenzenden Wald. Sie musste Ruhe haben und über einiges Nachdenken bevor sie erneut gegen diesen Sayid antrat. Diese Schuld galt es noch zu begleichen, und heute würde er keine Chance gegen sie haben.