Geschichten:Spenden für die Ostmarken - Hutt und täglich grüßt Hartsteen I

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Burg Hutt, 8. Hesinde 1040 BF

Die Gipfel des Feidewalds trugen bereits seit einigen Tagen weiße Hauben und eisiger Wind pfiff um die Mauern der altehrwürdigen Burg Hutt. Angesichts der tiefhängenden schier undurchdringlichen Wolken würde der grimme Herr Firun auch das tiefer gelegene Land bald unter seine Herrschaft zwingen.
Am liebsten wären die Begleiter des garetischen Almosenmeisters nach den Ereignissen im Reichsgau wohl in dem Gasthaus unten in dem kleinen Marktflecken eingekehrt und hätten den letzten Teil des Weges auf den nächsten Tag verschoben, aber Voltan von Heiterfeld hatte gerade deshalb darauf bestanden und so hatten sie sich in Begleitung einer gedungenen Führerin noch auf den Weg hinauf zur barönlichen Residenz gemacht. Nein, eine Freude war der Aufstieg nicht gewesen: Wilde Böen zerrten an den Mänteln der Reisenden, welche ihre Reittiere längst am Zügel führten und bei jedem Schritt auf dem abschüssigen Pfad gewahr sein mussten, nicht auszugleiten. Das Rauchen einer Pfeife schien unter diesen Bedingungen undenkbar und der Seneschall hatte es denn auch gar nicht erst versucht, zumal ihm ohnehin nicht so recht danach war. Doch nun hatten sie ihr Ziel fast erreicht. Vor ihnen versperrte ein mächtiger Torbau den weiteren Weg. Durch die verrammelten Fensterläden irrlichterte von ferne nur an wenigen Stellen ein heller Schein in die zeitig einbrechende Dunkelheit hinaus.
Auf das Rufen ihrer Führerin hin löste sich eine dick eingemummelte Gestalt aus dem Schatten der Mannpforte.
„Was denn, was denn? Um diese Zeit noch Gäste?“, murmelte der graubärtige Wächter, als die Frau die Reisenden und deren Anliegen kurz vorstellte, „Na, dann darf ich die hohen Herrschaften erst mal hereinbitten. Travia zum Gruß. Einen Moment noch“, Der Mann verschwand wieder im Mannloch. Ein paar unbestimmte Rufe wurden vom Wind davon geweht. Ketten rasselten und ein hölzernes Ächzen kündete vom Anheben eines Fallgatters. Wenig später öffneten sich die Torflügel mit unerbittlicher Langsamkeit und gaben den vom Wind gebeutelten und frierenden Ankömmlingen den Weg ins Innere von Burg Hutt frei. Der Torwächter schwenkte nun eine Laterne, mit der er das Gewölbe der Torhalle erhellte: „Folgt mir.“
Der Wächter führte sie über einen engen Hof zu einem weiteren Tor und wechselte ein paar Worte mit einer anderen Wache, die daraufhin verschwand. Hinter ihnen wurde das Tor wieder verschlossen und der scharfe Luftzug ließ etwas nach. Fröstelnd von einem Bein aufs andere tretend bemerkte Voltan, dass sich zu seiner Linken eine Kapelle des Götterfürsten befinden musste. Im Schein der schwankenden Lampe funkelten die Reste von Blattgold, das einst die Reliefs um ein Portal geschmückt hatte, in der Düsternis: Die Sonne, Ucuri und Darador, die Greifen Urischar und Schelachar… Fasziniert betrachtete der Junker von Heiterfeld die Figuren, welche im flackernden Wechselspiel von Licht und Schatten wie zum Leben erweckt zu tanzen schienen, sprach dann noch ein kurzes Gebet.

„Verdammt schlechte Jahreszeit für eine Reise, meint Ihr nicht?“, bohrte sich unvermittelt eine Stimme von oben in Voltans andächtige Betrachtung. „Kommt herein! Für eure Tiere wird gesorgt.“ Gesinde tauchte auf, nahm den Reisenden die Pferde ab und führte sie davon, während der Almosenmeister samt seiner kleinen Entourage durch eine schmale Tür und eine ebensolche gewundene Treppe hinauf in eine erleuchtete Halle geleitet wurden. An dem großen Kamin, der fast die ganze Schmalseite des Raumes einnahm, blickte ihnen ein Mann mit dem ersten Anflug von Grau in den braunen schulterlangen Locken im Schwarzgold gespaltenen Waffenrock und dem Hutter Sparren auf der Brust entgegen. Weitere Bewaffnete warteten an den Türen.
„Travia zum Gruß. Ich bin Kastellan Peridan von Allingen. Wir haben nicht mit Besuch gerechnet. Mit wem habe ich die Ehre?“
Voltan von Heiterfeld stellte sich und seine Begleiter vor und skizzierte den Grund ihrer Reise in wenigen Worten, vorsichtig darauf bedacht, den Fehler von Zwingzahn nicht zu wiederholen. Die sauertöpfische Miene des Kastellans verhieß leider nichts Gutes: „Bevor ich Euch bei seiner Hochgeboren vorlasse, darf ich Euch bitten, alle Eure Waffen abzulegen und Eure Taschen inspizieren zu lassen. Der Baron mag keine Überraschungen, selbst nicht an seinem Tsatag.“
Leise entrann es Voltans Mund: „Nicht schon wieder!“
„Wie meinen?“, kam vom Allinger zurück.

Voltan straffte sich, diesmal nur den Hauch eines sonst so typischen Lächelns. „Ach, ich hatte nur gerade nur vor kurzem ein…ach, lassen wir das, Euer Wohlgeboren, dies ist doch eigentlich ein freudiger Anlass, nicht nur, dessen warum ich hier bin, wessen Ihr Euch sicherlich bewusst seid, sondern obendrein der Tsatag Eures Herrn. Dem sollten wir doch nicht mit solchen Reibereien begehen, vor allem nicht weil die Herrin Tsa eine meiner Schirmherrinnen im Geiste ist. Natürlich dürft Ihr, wenn es denn absolut von Nöten sein sollte, unsere Habe inspizieren, es ist ohnehin nicht viel. Auch wenn ich nicht weiß warum dies von Nöten sein sollte, kommen wir doch im Namen der drei gütigen Schwestern“, Voltan wies die Seinen an, ihre Sachen auf den Tisch vor ihnen zu legen und gab auch seine Sachen hinzu. „Doch muss ich Euch von unserem letzten Halt in Reichsgau erzählen, wo man uns, ohne boshaftes Zutun unsererseits, mit gestreckter Waffe und höchst ungastlicher Art der Lande verwies. Ein Verhalten ungebührlich und gefährlich für einen Adligen und Vasallen Ihrer königlichen Majestät. So könnt Ihr eventuell unser Unbehagen bezüglich der Abgabe unserer Waffen verstehen. Doch bevor wir den Tsatag des Barons nun doch mit einem Zwist begehen, mache ich Euch einen Vorschlag zur Güte. Ihr durchseht Euch unsere Habe und wir binden uns symbolisch die Klinge an die Schwertscheiden. Seht es so, im völlig absurden Zweifelsfall wären wir zu wenige um was auch immer dort drin zu veranstalten, doch sollte man einen Ritter niemals um sein Schwert bitten, gerade Ihr als Hartsteener solltet dies verstehen, oder?“
Als der der Almosenmeister schließlich in seinem Redeschwall innehielt, meinte der Kastellan trocken: „Wir befinden uns hier in Hutt und die Gebote der Herrin Travia, in deren Namen ich Euch willkommen geheißen habe, sind uns wohlvertraut. Seit dem vergeblichen Mordanschlag auf unseren Baron im letzten Frühjahr sind alle hier noch vorsichtiger geworden, weshalb ich Eurem gut gemeinten Vorschlag leider nicht nachkommen kann. Ihr dürft allerdings versichert sein, dass wir so für die Sicherheit unserer Gäste sorgen, wie es einem guten Gastgeber wohl zu Gesicht steht."
Voltan seufzte resignierend, denn er merkte wohl, dass er hier nicht durchdringen würde. Nachdem sich die Kaisermärker widerwillig, aber mit klugem Sinn der Besserwissenden, ihrer Waffen entledigt und den Inhalt ihrer Taschen offenbart hatten, brachte sie der Allinger über zwei weitere Höfe in den Pallas, durch dessen geschlossene Fensterläden ihnen Musikfetzen entgegenwehten. Über eine hölzerne Freitreppe ins Obergeschoss betraten sie den Rittersaal. Erhellt nur durch ein paar wenige funzelnde Talgkerzen und ein Feuer im Kamin lauschte dort eine Handvoll Leute vor dem Kamin den Melodien dreier Musikanten. Der Kastellan hieß Voltan erneut warten und trat zu einem jungen blondgelockten Mann in ihrer Mitte, der etwa im Alter Ucurians sein musste und wechselte ein paar leise Worte mit ihm. Daraufhin gab dieser der Kapelle ein Zeichen, dass sie verstummen sollte, erhob sich aus dem schweren Lehnstuhl und wandte sich mit leiser Stimme an die Neuankömmlinge: „Seid gegrüßt, Wohlgeboren von Heiterfeld. Als Herr dieses Hauses heiße ich Euch auf Burg Hutt willkommen. Wir haben zwar heute Abend nicht mit Gästen gerechnet, aber bitte, leistet uns Gesellschaft. Dies“, stellte der junge Baron die anderen Anwesenden vor, „sind meine Tante Halina von Hartsteen, und meine Getreuen Odilbert von Hirschenrode, Praioswald von Steinfelde sowie Firumir von Ibelstein, nicht zu vergessen Ihre Gnaden, Hüterin der Saat Irmelinde Roder.“
Mit einer einladenden Geste forderte Odilbert von Hartsteen den Kaisermärker Spendenmeister auf, sich zu setzen. Während die Klänge von Flöte, Laute und Fidel erneut den Raum erfüllten, hatte Voltan genügend Gelegenheit den Blick schweifen zu lassen und die Eindrücke auf sich wirken zu lassen. Halb im Schatten verborgen hingen altehrwürdige Wappenschilde an den Wänden, doch die wenigsten davon waren ihm vertraut. Darüber hinaus war der getäfelte Saal einfach mit Tannengrün und zu Schleifen gebundenen weißen Bändern geschmückt. Die Kleider eines Teils der Anwesenden folgte definitiv nicht der neuesten Garether Mode und mit dem Blick des geübten Gesellschafters konnte Voltan die besser oder schlechter kaschierten abgetragenen Stellen ausmachen.
Als die Spielleute schließlich ihre Abendmusik beendet hatten und entlassen worden waren, wandte sich der Hartsteener an seinen Gast: „Mein Kastellan meldet mir, dass Ihr mit einem bestimmten Anliegen hierher gekommen seid, Herr von Heiterfeld.“

...



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Texte der Hauptreihe:
K41. Geißel
K50. Im Loch
K64. 2 Selos
Autor: Jan, Steinfelde