Geschichten:Spenden für die Ostmarken - 2 Selos

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Baronie Haselhain, Festung Haselhain, 23. Tsa 1040 BF

Der Haselhainer Baron Selo von Pfiffenstock beäugte noch einmal die Listen vor ihm, die Abschrift einer Abschrift einer Neuzählung der Bestände. Die Erstanfertigungen waren verfälscht, verzögert oder entwendet worden, er wusste wem er dies zuzurechnen hatte. Diese traditionellen Starrköpfe ließen nicht locker, wussten sie doch wie wichtig ihm diese Sache war. Und irgendwie konnten sie sich immer Zugang dazu verschaffen, man musste es dem alten Ramaro, aber vorallem seinem Sohn - dem Kastellan - lassen, sie kannten diese verwinkelte Festung wie kaum andere. Selo grinste, schade eigentlich, dass sie seine Gegenspieler waren, zusammen könnten sie hier "Großes" bewegen.
Bei diesen Großtumsgedanken musste er breit grinsen. Doch sie und eben auch die Gedanken um die Umtriebe der ihn hassenden Traditionalisten musste er beiseiteschieben. Wichtiges stand an und dafür brauchte er einen klaren Kopf und diese Listen.

Er wusste dass die Spendendelegation der Almosenmeisterin nur allzu bald hier auflaufen würde um die Spenden für die Ostmarken, die er in Beilunk mitinitiert hatte, einzutreiben. Und er wollte gut vorbereitet sein und keine Fehler machen. Einerseits um den Traditionalisten - die er gerade besonders beobachten ließ - kein Feuerholz zu liefern, andererseits weil ihm diese Sache Boden gewinnen lassen würde. Er könnte sich mit einer wohl gesetzten Spende und weiterer Unterstützung dieses Werks einen besseren Stand in Perricum - und auch darüber hinaus - verschaffen. Er schob angestrengt die spöttischen Kommentare dazu in seinem Kopf beiseite und konzentrierte sich, stieß den "golden blinkt das Scheitern"-Gedanken beiseite und machte Platz für stringentere Gedanken. Er besah, sondierte und wählte aus, bis er zufrieden war und es sich nur selten selber einen Narren scheltete, ein gutes Zeichen - die Delegation konnte kommen.

Trenner Perricum.svg

Selo von Alxertis hingegen schob die ernüchternden Ereignisse in Sebarin beiseite, hatte er sie doch ohnehin kaum anders erwartet. Stattdessen genoss der den Frühlingstag in Haselhain, das sich offenbar anschickte den Monat Tsa auch im Sinne der jungen Göttin zu nutzen. Es herrschte Aufbruchstimmung in der Baronie. Der Junker von Eslamskesh schien - trotz der Zwistigkeiten zwischen den Nebachoten - offenbar den Pfad ins Aranische wiederbeleben zu wollen, der gleichnamige Marktflecken wurde herausgeputzt und der in die Jahre gekommene, eher zwielichtig wirkende Pfad wurde in Stand gesetzt und ein Händler Namens Nasmir Basleibur hatte der Delegation berichtet, dass Junker und Baron diese längst überfällige Entscheidung - zu seinem Wohlgefallen - zuletzt getroffen hatten. Der Wegfall des nördlichen Junkertum Gaulsfurt wäre somit ein Segen für ihn gewesen, da - wie er meinte - dies dazu geführt hatte, dass der Baron nach neuen Wegen des Handels suchen musste - in diesem Fall eine alter Weg.

Das darauf folgende Junkertum Speerspitz fügte sich dem zwar nicht direkt an, dennoch war auch hier die Stimmung zu spüren, die Wege wurden ausgebaut und man war bemüht die Beziehung zur hier liegenden gräflichen Feste Armeenspalter zu verbessern, die Teil der Sieben Waisen war. Dazu gehörten anscheinend auch Kontrakte bezüglich der Versorgung mit Nahrung, Pferden und Schmiedewaren aus dem üppigen Rest Haselhains. Baron Selo von Pfiffenstock schien ganze Arbeit zu leisten und würde, wie schon verkündet, aus den vollen Pfründen schöpfen können, auch wenn der Almosengesandte Selo von Alxertis immer wieder deutliche Verstimmung bezüglich des "raulschen Gebarens" des Barons vernahm, einige Mal sogar handfeste Tumulte oder öffentliche Reden. Und nicht immer wurden diese unterbunden, ein Zeichen, dass auch der örtliche Niederadel nicht immer ganz einverstanden war mit den Entscheidungen des "garetischen Gockels", wie er hier bisweilen geschimpft wurde. Die grundsätzliche, tsagefällige Aufbruchstimmung war also fein durchzogen von einer ganz gegensätzlichen.

Dies änderte sich auch im Edlentum Altmark nicht, wo man offensichtlich einen alten Zwist mit der barönlichen Familie Haselhains über eine Diskussion um ein Hesinde-Kolleg wieder aufleben ließ und man hartnäckig gegen die Vereinnahmung dieser Idee durch den Baron gegenhielt.
Erst im Junkertum Haselflur war die Stimmung weniger gereizt, war man doch weniger involviert in die Streitigkeiten der Nebachoten untereinander. Zudem hatte der Baron den Hauptort des Junkertums entsprechend seiner vielen Neuerungen gerade in den lukrativen Marktstatus erhoben und anscheinend auch die hiesige raulsche Junkerin, die Selo selbst ab hier begleitete mit weiteren Privilegien und Pflichten bedacht, was dem ohnehin reichsten Lehen der Baronie wohl noch weiteren Aufschwung geben würde. Nur ein weiterer Stich in das gekränkte Herz der Nebachoten Haselhains.

Doch für Selo war Dana von Ruchin eine willkommene Abwechslung, auch wenn sie noch recht jung war, war sie doch eine äußerst eloquente Gesprächspartnerin und konnte ihn gut ins Bild setzen über die Bemühungen des Barons und die momentanen Probleme und Hürden. Aber auch über die Vorbildhaftigkeit des Barons in Sachen der Spenden, so sollte dieser schon alles genauestens vorbereitet haben und der Almosiar müsste nur noch einstreichen, der Pfiffenstocker hatte - seitdem er das Projekt mitinitiert hatte - wohl nicht aufgesteckt, trotz aller Widrigkeiten.
So war Selo von Alxertis bester Dinge, als sie den Rest des Weges durch die frühlingserwachenden, freiherrlichen Lande des Barons fortsetzten und bald schon, in Mitten von sanft welligen, erblühenden Feldern und Weiden die beeindruckende Festungsstadt Haselhain Armeenschild erreichten, die ihrem Namen alle Ehre machte. Die Tore wirkten als wären sie für und von Giganten errichtet, die Mauern waren Gespickt mit Bildnissen, Bannern, Fahnen und Wachen. Und die zwei großen gekreuzten Säbel über dem mächtigsten dieser Tore machten jedem gleich klar wer hier das Sagen hatte. Innen wechselten sich raulsche wie nebachotisch-tulamidische Bauelemente - mal mehr mal weniger gekonnt miteinander ab und vereinten die Architektur zu einem Gesamtbild aus schwerer Wehrhaftigkeit, leichter Verspieltheit und dem Glanz zweier Hochkulturen. Selo und seine Gefährten staunten als sie durch die Gässchen der Stadtartigen Festung schritten, auch wenn der ein oder andere schon einmal hier gewesen war. Der neue Baron hatte die Festung noch einmal ordentlich aufpolieren lassen und seine eigenen Kommentare hinterlassen, nicht selten spotteten Bildnisse und die Hängung von Fahnen in Nischen und Gewölben ihrer Bestimmung und man merkte eindeutig die Handschrift zweier Kulturliebhaber, welche der Baron und vor allem seine Gemahlin waren. Doch vollends entzückt war die Gesandtschaft als man in die ehrwürdig-riesige "Nebachot-Halle" im Alt-tulamidischen Stil eingelassen wurde, wo der Baron und ein Großteil seines Hofstaates sie mit einer ordentlichen Festivität empfing.
Huldvoll und mit einem undeutbaren Grinsen lud er die Gesandten an die großen, flachen Tischreihen in Hufeisenform ein, dort auf den Kissenmeeren Platz zu nehmen. Dieser selbst saß nebst Gemahlin auf einem Divanartigen Thron. Der Almosiar Selo nahm direkt neben den beiden am Kopfende Platz während eine Mischung aus raulschen und tulamidischen Kunstwerken auf sie herabsahen und weitere Künste vorgetragen wurden.

Erst nach einiger Zeit kam Selo von Alxertis selbst auf den eigentlichen Grund seines Kommens:"Euer Hochgeboren, ich bin hocherfreut hier so willkommen geheißen zu werden. Auf meiner Reise konnte ich sehen wie gesegnet eure Lande sind und dass eure Spenden diesem Fest sicherlich in nichts nachstehen. Wie steht es ..."

Der Baron besah weiter das Treiben vor sich, ein amüsiertes Lächeln auf dem Gesicht, welches vornehmlich wohl einem alten Mann in traditionell tulamidisch-nebachotischem Gewand galt und winkte eine nahe stehende Dienerin heran. Die - serviert auf einem Silbertablett mit Hahnenwappen - dem Almosiar ein sorgfältig gerolltes und gesiegeltes Schriftstück überreichte. Dieser nahm es - ob der seltsamen Geste - etwas irritiert, aber dennoch dankend an, brach das Siegel und warf einen Blick auf die kunstfertig angefertigte Liste, der ein Vers voranstand.

"All das blinkend Gold,
all das fruchtreich Korn,
es soll schmückend deine Krone zier'n.
Schwer wird sie auf dem Haupte glänzen.
Bis das Gold stumpf,
bis das Korn versiegt.
Doch lächelnd sitzt du da,
sprichst: Bis jetzt lief's doch ganz gut."

Der Alxertiser belächelte freundlich, verlegen und unkommentiert die seltsamen Zeilen, aber kam ins Staunen über die Auflistung, Haselhain, die fruchtbare würde spenden, üppig. Nicht nur viel Gold und Saatkorn...

"Mir war besonders auch die Gesundung und Bereitung des verseuchten Landes in den Marken von großer Wichtigkeit, Alxertis, so traf ich eine Absprache mit dem Schoße der drei gütigen Schwestern - Rashia'Hal - es werden den Zug je ein Geweihter jeder Kirche der Schwestern begleiten, wie ihr seht, sie werden selbstredend nicht alleine reisen. Akoluthäre Diener der Kirchen werden sie begleiten, ebenso wie eine Handvoll ausgesuchter Krieger Haselhains. Dies könnt ihr dort, dort und dort nachlesen. Es wird euch freuen zu hören, dass einer unserer fähigsten Krieger den Zug in die verfluchten Lande begleiten wird, Asaman, sein Name, seines Zeichens Sohn unseres geliebten Kastellans. Alles weitere findet Ihr auf den Listen, ich denke Ihr und die Almosenmeisterin werdet zufrieden sein, wie auch ich." Dabei sah der Baron Selo kaum zu dem Junker Selo hinüber, sondern prostete dem genannten Kastellan süffisant zu, der anscheinend nicht wusste wie ihm geschah und den Tost nur widerwillig erwiderte und sich alsbald darauf zu einigen ihn umgebenden wendete, mit denen er undurchschaubare Worte wechselte.



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Texte der Hauptreihe:
K41. Geißel
K50. Im Loch
K64. 2 Selos
Autor: Jan