Geschichten:Simold von Pfiffenstock - Die Worte des Weisen

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Irgendwo in Gerbenwald, Anfang Rahja 1035 BF


„Ahh, Simold, ändlich.“, der Al'Haresh drehte sich nicht um, sondern kochte weiter stattdessen seine Suppe auf einem offenen Feuer, um ihn herum tummelten sich einige Ziegen, die wirkten als würden sie Simold genau beobachten. „Bäachtä si ainfach niächt. Siä sint immär sähr mis’trauisch.“, war das nächste was der alte Mann Simold ungefragt antwortete, immer noch mit dem Rücken zu ihm. Simold setzte sich, in seinem Gesicht stand Skepsis und Verwunderung. Aber das war nicht selten so bei Treffen mit dem geistigen Führer der Nebachoten. Trotzdem lächelte Simold. Der alte Nebachote drehte sich nun zu ihm, beugte sich vor und begrüßte den jungen auf nebachotische Art mit Küsschen auf die Wangen.

Simold war schnell aus Perrcium-Stadt aufgebrochen, nachdem er und seine gelehrten Begleiter die Gesteinstheorie von dem hesindianischen Gesteinskundler Adran Wasserburger bestätigt bekommen hatten. Von der markgräflichen Hauptstadt war er dann zurück ins heimatliche Haselhain gereist, wo man, allen voran seine Vögtin Lyn ni Niamad von Brendiltal, froh war ihn wohlbehalten wieder zusehen. Er hatte zwar ab und an kurze Briefe von seiner Reise aus gesendet, doch waren diese gerade gegen Ende bedeutend seltener und kürzer geworden. Und so waren alle um so erstaunter zu hören, dass er eigentlich möglichst bald schon wieder abreisen wollte. In den Raschtulswall. Aber diesmal hatte vorallem seine Vögtin darauf bestanden zumindest mit einer kleinen Bedeckung zu reisen. Dies hatte Simold nicht verweigert und war einige Tage später wieder aufgebrochen, zusammen mit einigen seiner besten Veteranen der Schwarzen Wölfe. Unter anderem deren Hauptmann Lascorian Al’Duwar, dessen angeschlagener Gesundheitszustand ihn nicht davon abgehalten hatte seinen Baron persönlich zu begleiten. (Nachtrag: Zum Glück hatte ihm niemand von den Geschehnissen auf der Hochzeit seiner Schwester erzählt, da sich sein Schicksal sonst wohl geändert hätte.) Aber so war man gut voran gekommen, bis man dann vor der Entscheidung stand eine genauere Richtung zum Wall einzuschlagen. Doch wusste Simold eigentlich garnicht genau wo er nun suchen sollte. Und wenn er es sich eingestand hatten ihn die Gelehrten in Perricum auch genau darauf hingewiesen, dass es für einen Aufbruch wohl noch einiger Nachforschung mehr bedürfte. Doch er hatte genug Bücher, Steine und Schriftrollen gesehen und war deshalb aufgebrochen, hatte aber versprochen mit den Geweihten in Verbindung zu bleiben. Dennoch hatte er immer noch keine Antwort auf die Frage nach dem Wohin gehabt und sich deshalb entschieden bei dem weisesten unter ihnen vorstellig zu werden, dem Al’Haresh, den er nach einiger Suche hier in mitten seiner Ziegen und nicht etwa an seinem Gerbenwalder Anwesen vorfand.

„Warum sagtäst Du aigentlich „ändlich“? Hast Duä mich ärwartät, Makil?“, kam Simold wieder auf den Ausgangspunkt zurück.

„Wasz? Ach, dasz. Natirlich habä ich Dich ärwartät."

„Abär wohär wusstest Du das ich kommä?“

„Das ist das Geheimnis eines alten Ziegenhirten.“, antwortete der Weise auf urtümlichem Nebachotisch, was er immer gern tat, wenn es mysterös wurde. „Abär nain, großär Al’Hatim, allä sprächän davon, dasz Simold han Fir’Enock said ainäm Jahr nicht mähr in Hassal’han Ammayin wailt und sogar im Härlagär där Gerächtän in Baburistan gesähän wordän ist. Und wänn ain Nebachosya, ägal ob First odär Hirte, auf där Suchä nach ätwas ist, kommt är frihär odär spätär szu mir.“ Ein breites Lächeln in dem faltigen Gesicht des Al’Hareshs, der ihm nun eine einfache Schüssel mit Suppe reichte. „Nach was suchst Du, Al’Hatim?“

Simold stockte einen Moment, was machte seine Reise wohl für einen Eindruck auf die Menschen in Perricum? Dann schüttelte er den Gedanken ab, das war jetzt nicht wichtig, und erzählte dem Al’Haresh seine Geschichte und kam nicht um hin das Gefühl zu haben der alte Mann könnte jedes seiner Worte mitsprechen. Dementsprechend abgelenkt wirkte dieser auch als Simold endete und der Al’Haresh ruhig ein Zicklein auf seinem Schoß streichelte, das sich dort sichtlich wohl fühlte. „Hast Du mir ibärhaupt szugehört?“ fragte er einfach grade heraus, als keine Reaktion nach dem Ende seiner Geschichte kam.

„Natürlich habe ich das, ich lausche deinen Worten nach und den unzähligen Antworten und Fragen die ihnen folgen, die Welt hat viel zu sagen.“, wieder auf Nebachotisch, wieder mystisch. „Du hörst ja selber nicht hin, denkst Du Du findest die Antworten unter diesem Stein da?“

„Nein.“ War Simolds knappe Antwort.

„Aha. Und warum nicht? Hast Du nachgesehen, Simold?“

Simold sah in die trüben, blinden Augen des Al’Hareshs und wusste nicht wie er darauf reagieren sollte.

„Nun mach schon, sieh nach.“, ein Lächeln des Alten.

Simold stand auf, ging zu dem Stein auf den der Weise gedeutet hatte und hob ihn an. Er erschrak etwas als eine kleine Eidechse ihn anzüngelte, nur ihre abgeworfene Haut zurück ließ und davon lief. Simold wusste nicht was das bedeuten sollte.

„Hast du gesehen in welche Richtung sie gelaufen ist? Dort findest du Erneuerung, Simold. An einem Ort wo sich unsere Ahnen schon damals mit den Erzkriegern trafen.“, sagte der Hirte, setzte das Zicklein ab, erhob sich umständlich und drückte dem Al’Hatim einen liebevollen Kuss auf die Stirn.

„Es war schön dich noch einmal zu sehen, Simold…“