Geschichten:Schwarzer Weg – Dritte Station: Gut Grafenruh – Phexens Pfade

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Gut Grafenruh, Sitz des Waldsteiner Grafenhof, Innenhof, 25. Hesinde 1038 BF:

Eine dichte Atemwolke stieg in den sternklaren Himmel über den Dächern von Gut Grafenruh und vermischte sich dort mit dem Rauch des Kohlebeckens, das der dick vermummten Wache angesichts der Firunskälte etwas Wärme spenden sollte. Die Glut leuchtete auf und zischte, als eine Böe heranblies, die nadelfeine Eiskristalle von weit aus dem Norden über die Wipfel des Reichsforstes mit sich brachte und den Harfenklang aus der Großen Halle in leise Fetzen riss.

Praiodan von Steinfelde sah dem Wächter nach, der zu einer schnellen Runde aufgebrochen war, wahrscheinlich, um so bald wie möglich wieder ins Warme zu kommen. Ihm dagegen tat der Frost gut. Der Wegevogt merkte, wie der lodernde Zorn in ihm abflaute und eisiger Entschlossenheit wich. Er hatte eine Forderung ausgesprochen, welche die Waldsteiner Landrichterin wohl kaum ablehnen konnte - umso weniger, da die Zweifelfelserin in jüngeren Jahren als gute Fechterin gegolten hatte.

Indes trat unvermittelt eine Person an den Hartsteener Ritter heran und lehnte sich an die Wand neben ihnen: „So sind sie, die hohen Familien. Sie meinen, ihnen gehöre die Grafschaft." Überrascht musterte der Hartsteener den schmalschultrigen, allenfalls mittelgroßen Sprecher, der eine Verbeugung andeutete: "Verzeiht, meine Name ist Aribert von Windenstein-Windenbrück und ich glaube ich kann Euch behilflich sein“, flüsternd sprach er weiter, „ Ich weiß wo Ihr die Person findet die Ihr sucht!“

"Behilflich? Soso. Und wen suche ich denn Eurer Meinung nach?“, brummte Praiodan.

„Wen Ihr sucht?“, Aribert grinste breit, „Ihr sucht den dunklem Reiter, der mit seinen Söldnern durch unsere Lande zieht. Woher ich das weiß? Hier in Waldstein hat der Wald Augen und Ohren.“ Gedanklich fuhr er fort, `Die Wände von Grafenruh im übrigen auch.´

„Wohl nicht nur der Wald, möchte ich meinen“, ein schmales Lächeln huschte über das Gesicht des Steinfelders, dem nicht zu entnehmen war, ob es sich dabei um einen Ausdruck der Verachtung oder der Anerkennung phexischer Tugenden handelte, „Aber Ihr seid doch nicht hier herausgekommen, um mir das zu sagen, oder?“

Windenstein-Windenbrück gab sich lässig: „Ich habe gute Kontakte zum Leihenbutter Hof und kann Euch versichern, dass sich der von Euch Gesuchte in der Baronie Leihenbutt aufhält. Und das ist nicht alles … Es gibt Subjekte am dortigen Hof, die ihre schützende Hand über ihn halten. Wenn Ihr also den Empfang hier als frostig empfunden habt, dann erwartet Euch in Leihenbutt die Grimmfrostöde.“

"Das klingt wahrhaft… interessant. Ich nehme an diese 'Subjekte' sind Euch ebenfalls bekannt."

"Natürlich“, antwortete Aribert mit einem Hauch von Überheblichkeit, „aber wie Ihr wisst, sind die Augen und Ohren des Waldes hier überall. Findet Euch in fünf Tagen im Jagdgut Birkenforst in Leihenbutt ein, dort wird Euch jemand erwarten.“

„In fünf Tagen in Birkenforst also", hakte der Steinfelder nach, „Und warum kommt Ihr damit ausgerechnet zu mir?"

„Ihr habt es gewagt Euch den Zweifelfelsern zu widersetzen, das hat mir gefallen“, breit grinsend drehte sich der Schreiberling ab und verschwand wieder in der Wärme versprechenden Halle.