Geschichten:Schwager und Schwägerin

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Schwager und Schwägerin

Auf dem Weg zurück zu den Feierlichkeiten fiel Lyn ein, dass sie Ra’oul noch gar nichts von ihrer Begegnung mit Quanion von Isenbrunn erzählt hatte. Interessiert fragte sie daher bei Ra’oul nach „Sag einmal, die Regeln der Tjoste hier, sind die auch anders als ich sie kenne? Wird per Los entschieden gegen wen man antritt oder ist es auch hier üblich, dass man einen Gegner speziell fordern kann?“

Ra’oul von Brendiltal verzog bei dieser Frage das Gesicht. „Ährlich gesagt waiß ich nicht auf wuas sich die Härolde ge’einigt haben. Ich vermute einmal, duass beides meglich ist. Zuärst kuann gefordärt werden und wär dann noch ibrig ist, wird per Los gezogen.“ Jetzt sah er sie etwas schelmisch und breit grinsend an. „Ich habä gesehen, duass Du Dich schon hast angemäldet für das Lanzänpieksän.“

Sie lächelte ihn verschmitzt an „Ja, das habe ich. Und ich weiß auch schon, wen ich fordern werde. Ich denke es ist Zeit, dass ich den anwesenden Gästen zeige, mit wem sie es zu tun haben.“

„Oho, was hörä ich dän da?“ Fragte er sie neckend, wobei sie die Ironie aus seiner Stimme heraus hörte. „Will main Waib ätwa aufbegähren und zaigen, duass äs nicht als stilläs Mitterlain änden will, sondern mit däm Wind um die Wätte und mit dän Ammayins davon raiten will??“

Ebenso neckend entgegnete sie „Oh ja, genau das habe ich vor.“

Übertrieben stark stieß der Nebachote einen Seufzer aus. „Megen uns die Getter beistehen. Aber sag, wuän willst Du fordärn? Dän Gallstainer wirdä ich Dir nicht ämpfählen.“ Die letzten Worte sprach er mit offener Besorgnis aus.


Bei den Gedanken daran, den Baron von Gallstein zu fordern, wurde auch Lyn ganz unwohl. „Nein,“ entgegnete sie mit einem leisen Schaudern „das hatte ich nicht vor.“ Dann fuhr sie leicht amüsiert fort „Mein Gegner übermorgen wird Quanion von Isenbrunn werden.“ Ihre Stimme klang noch amüsierter als sie hinzufügte „Mögen die Götter ihm beistehen.“

„Suo?“ Überrascht frage Ra’oul nach. „Wieso ausgerächnet diesän Isänbrunnär?“ Der Baronett durchforstete bei diesen Worten seine eigenen Erinnerungen. Irgendwie sagte ihm der Name Isenbrunn etwas, doch was, konnte er zunächst nicht sagen. Erst als Lyn ihm antwortete, fiel es ihm ein. Die Isenbrunner waren eine kleine Ritter- oder Edlenfamilie – so ganz genau war Ra’oul dies nicht klar – in Gnitzenkuhl und hatten irgendetwas mit der Zicke Geshla zu tun. Ra’oul war sich fast sicher, dass der ‚alte‘ Isenbrunner der Vogt der Marbena war, während Quanion, dessen Sohn, das Familiengut verwaltete.

„Er war so freundlich mir zu erklären, wo seiner Meinung nach mein Platz als Deine Gemahlin wäre.“ Lyns Stimme hatte immer noch einen belustigten Unterton als sie fortfuhr „Und bot mir sogar einen Ort als Rückzugsmöglichkeit an, sollte mir die nebachotische Lebensweise nicht zusagen. Ich habe es vorgezogen, ihn in zwei Tagen auf dem Turnierplatz zu zeigen, wo mein Platz ist, und wo der seine. Ich denke doch, das findet Deine Zustimmung?“ Mit fragendem, schelmischem Blick schaut sie ihren Gemahl an. Bei jedem Worte Lyn wurde das Grinsen des Nebachoten breiter. Er konnte sich gut vorstellen, wie sie Quanion bereits jetzt verständlich gemacht hatte, was sie von derartigen Aussagen hielt, doch da dieser anscheinend noch lebte und fähig sein sollte in den kommenden Tagen noch zu tjosten, schien es nicht zum Ärgsten gekommen zu sein.

„Natirlich, tuä nur immär wuas Du nicht lassän kannst.“ Ra’oul hielt kurz inne und sah seine Gemahlin von der Seite an. „Wobai ich nicht weiß, waribär Du Dich genau aufrägst? Magst Du die nebachotischä Küchä nicht.“ Die Doppeldeutigkeit seiner Worte war wohl beabsichtigt, wobei er das Lachen kaum unterdrücken konnte.

Mit gespielter Wut funkelte sie ihn kurz an, ehe sie einen Lachanfall bekam. Sie ließ sich von ihm halten bis sie sich wieder etwas beruhigt hatte. Dann sah sie ihn zärtlich an und sagte leise. „Ich weiß wirklich nicht, wann ich das letzte Mal so sehr gelacht habe. Es tut wirklich gut, hier zu sein. Hier bei Dir.“


Als sie schließlich die Festgesellschaft wieder erreichten, bemerkten die beiden auch zwei Amazonen die mehr oder weniger zwar ‚dabei‘ standen, aber zumindest die ältere von beiden so ausschaute, als gehöre sie nicht hierher. Die jüngere Amazone dagegen strahlte neben ihre jugendlichen Kraft auch eine gewissen Vertrautheit auf Lyn aus. Die Albernierin mußte zugeben, dass die rothaarige Kriegerin attraktiv aussah mit ihrem rondragefälligen Leib in ihrer Amazonenrüstung, doch das alleine war es nicht, was ihre Aufmerksamkeit fesselte. Erst als Ra’oul sie direkt zu ihnen führte, wußte sie, an wen die Jüngere sie erinnerte. Irgendwie hatten ihre Gesichtszüge eine gewisse Ähnlichkeit mit denen ihres Mannes und auch die Haltung oder manche Bewegungen waren dem Ra’oul sehr ähnlich.

„Lyn, darf ich Dir maine Schwäster An’kara vorställen. An’kara von Keshal Rondra, sowie Jo’äll von Keshal Rondra. An’kara, Joelle von Keshal Rondra, dies ist maine Gemahlin Lyn a’Niamar han Beshir a’Danal.“ Joelle versteifte sich bei der Vorstellung, schlug Lyn gegenüber aber ihre Faust auf ihre Brust und begrüßte sie zackig. „Rondra mit Euch edle Lyn. Von Ankara habe ich bereits erfahren, dass ihre eine große Kämpferin sein und der Herrin alle Ehre machen sollt.“ Die jüngere dagegen musterte Lyn erst offensichtlich, bevor sich ein Lächeln auf ihr Gesicht zauberte. „Willkommen in der Familie, Schwägerin!“ Lyn und Ankara waren in etwa im gleichen Alter und so wie sie ihren Bruder ansah, hatten sich beide schon im Vorfeld begrüßt.

Lyn wandte sich zuerst an die ältere der Beiden in dem sie diese direkt ansah und mit den Worten „Rondra auch mit Euch.“ begrüßte. „Ich bemühe mich so gut es geht, meinen Schwertarm der Leuin zu leihen.“ Dann wandte sie sich An’kara zu. Da sie sich so langsam daran gewöhnt hatte, zumindest bei Familienangehörigen das eher vertrauliche Du anzuwenden – auch wenn es ihr immer noch ein wenig seltsam vorkam - entgegnete sie dieser mit einem herzlichen Lächeln „Hab Dank. Ich freue mich sehr, Dich kennen zu lernen. Dein Bruder…“ ein liebevoller Blick traf Ra’oul „… hat mir schon einiges von Dir erzählt, doch spiegeln Erzählungen doch immer nur einen Teil der Realität wieder.“

„So?“ Fragte sie gespielt ungläubig. „Hat er das?“ Freundschaftlich legte Ankara ihren Arm unter Lyn uns versuchte sie etwas abseits zu ziehen. „Davon mußt Du mir erzählen. Ich fürchte mal, dass ich da so einiges richtig stellen muß.“

„Ankara.“ Knurrte Joelle hinterher und wollte die jüngere Amazone davon abhalten, sich ohne sie zu entfernen.

„Wertä Jo’äll, ich hoffä die Faiär trifft eurän Geschmack.“ Ra’oul versuchte die ältere Amazone davon abzuhalten, seiner Schwester und Gemahlin nachzusetzen, doch als sie nur mit einem kurzen und barschen „nein“ antwortete, wußte er, dass er schon stärkere Gewichte in das Gespräch werfen mußte, um seiner Schwester ein paar ruhigere Augenblicke, ohne den tadelnden Blickes Joelles zu verschaffen.

„Und dännoch hoffä ich, duass Ihr mir von Euräm hädenhaften Ainsatz gägen die Mänschenfresser im Wall berichtän wärdet.“ „Was meint ihr?“ Etwas verwundert, aber augenscheinlich auch geschmeichelt, hielt die Amazone inne. „Ihr wißt davon? Keshal Rondra liegt nicht einmal in der Nähe der Küste und eurer Baronie.“

„Sichär, aber ich blaibe gärne auf dem Laufendän, wuenn sich sich im solche Tatän handelt.“

Damit führte Ra’oul Joelle genau in die entgegengesetzte Richtung, in die Ankara mit Lyn verschwunden ist.


„Puh!“ Meinte diese schließlich zu ihrer Schwägerin. „Es scheint geklappt zu haben. Jetzt kann ich mich endlich etwas freier bewegen ohne gleich das Gefühl zu haben, Rondra würde mir persönlich einen Blitzschlag auf mein Haupt werfen.“

Während die beiden Frauen durch die Gesellschaft schlenderten und sich von einem der umherschwirrenden, mit Tablettes voller köstlichen Getränken beladenen Bediensteten, einen Becher mit dunklem Wein nahmen, drehte sich so manche(r) nach ihnen um. Eine Amazone und eine Albernierin… Beide mit rotem Haar, war schon ein seltener Anblick, selbst in dieser Gesellschaft. Lyn musste bei diesen Worten schmunzeln und versuchte so diplomatisch wie möglich zu sagen „Deine Begleiterin scheint sich hier nicht so wohl zufühlen?

„Hach ja, sie meint, sie müsse auf mich Acht geben, damit ich nur nicht zu viel Spaß hier habe. Aber ansonsten kann sie ganz umgänglich sein, ich habe schon viel von ihr gelernt.“ Als die beiden Frauen am anderen Ende der Gesellschaft angekommen waren, blieben sie schließlich stehen und nippten ab und zu an ihrem Wein. Ankara schmunzelte dabei, als sie Lyn erneut musterte.

Lyn sah in ihrem bodenlangen Kleid aus blauer und weißer Seide zumindest auf den ersten Blick nicht nach der Kriegerin aus, die sie nun mal war. Und Dank der Bemühungen ihrer Stiefmutter Sylmada bewegte sie sich auch im Kleid relativ anmutig. Doch die wachen Augen und der durchtrainierte Körper, der durch die vielem Meter Seide zu erahnen war, sprachen eine eigene Sprache. Sie deutete mit einem Kopfnicken in die Richtung der Feiergesellschaft.

„Nun, ein wenig Spaß muss auch einmal sein. Vor allem doch, damit man nie vergisst, wofür man kämpft, oder?“ Die Antwort der Baroness ließ die Amazone nur noch breiter schmunzeln. „Genau daher will sie mich ja hier ‚schützen‘. Ihrer Meinung nach sind hier zu viele, die mit dem Denken, was uns zwischen den Beinen fehlt. Du verstehst?“ Mit einem aufmerksamen Blick musterte An’kara die Gesellschaft. „Was meinst Du, wer wäre es wert?“

Ein verständnisvolles Lächeln huschte über ihr Gesicht, dann wandte sie sich an An’kara. „Nun, unter dem Aspekt habe ich die anwesenden Gäste noch nicht betrachtet.“ Sie ließ ihren Blick kurz über die anwesenden Gäste schweifen und entdeckte in einiger Entfernung Ra’oul der sich mit Joelle unterhielt. Ein Lächeln trat auf ihr Gesicht als sie fort fuhr „Und habe das auch nicht vor. Aber…“ ihr Blick kehrte zu der Amazone zurück. „… ich kann Dir sagen, dass Quanion von Isenbrunn es definitiv nicht wert ist.“

„So?“ Jetzt musterte die Amazone ihre Schwägerin verwundert. „Hast Du denn schon eigene Erfahrungen mit ihm gesammelt?“ Dabei ließ sie es offen, ob das vor oder nach der Hochzeit mit Ra’oul gewesen ist. „Vielleicht hast Du da noch weitere Erfahrungen und kannst mir einen Rat geben, wer es denn Wert ist von dieser Gesellschaft, das Lager für eine Nacht zu teilen?“ Ankara war offensichtlich verwundert und dachte nicht im Traum daran, dass sie Lyn soeben missverstanden haben könnte. „Was ist zum Beispiel mit den Baronen von Gallstein und von Höllenwall? Beide scheinen starke Ansichten zu vertreten, wobei mir der eine zu kalt und zu leidenschaftslos und der andere einfach zu langweilig vorkommt.“


„Ob ich…?“ Leicht entsetzt ob der Annahme sah sie An’kara an. „Nein, natürlich nicht!“ Sie sammelte sich und suchte nach den richtigen Worten als An’kara sie fragend anschaute „Ich habe mich nur vorhin mit ihm unterhalten und ob seiner ständigen Beleidigungen meiner Person für das Turnier gefordert. Er hat… Ansichten den Platz Frauen betreffend die ich nicht ganz teile und ich habe vor, ihm deutlich zu zeigen, wo mein Platz ist und wo der seine.“ Lyns Augen waren wieder vor Wut leicht verengt und An’kara konnte deutlich erkennen, dass die Frau neben ihr eine ernst zu nehmende Kriegerin war.

Fast wirkte die Amazone enttäuscht, auch wenn sie wieder zu schmunzeln anfing. „Nun , dann bin ich ja umso mehr auf das Turnier gespannt.“

„Wer der geeignete Herr hier ist um mit ihm das Lager zu teilen? Ganz ehrlich habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht. Ich kann Dir vielleicht zu den Charakterzügen einiger der hier anwesenden Herren etwas sagen.“ Sie dachte kurz nach „Der Gallsteiner? Ich bin ihm schon einige Male begegnet und ich denke dass ist kein Mann, dem man zum Feind haben sollte. Soweit ich weiß, ist er es gewohnt, Macht zu haben und … „ Sie schüttelt den Kopf als es sie leicht fröstelt. „Mit ihm würde ich mich nicht einlassen wollen.“

„Und sonst so?“ Ankara von Brendiltal wollte gerne mehr erfahren. Was dachte ihre Schwägerin über die Anwesenden. Gab es jemanden, der es Wert war eine Tochter Rondras zu zeugen?

Lyn sah An’karas fragenden Blick und musste entschuldigend mit den Schultern zucken. „Verzeih, ich bin auch noch nicht so lange hier. In Albernia, ja da kenn ich viele mutige und gestandene Krieger. Doch warte…“ Ihr Blick fällt auf etwas, dass ihr bekannt vorkommt. Sie schaut genauer hin und erkennt die weiß-blau gestreiften Wappenröcke jetzt deutlich. „Sind das nicht Krieger des Heiligen Zorn der Göttin Rondra?“ Lyn deutet in die Richtung in der einige Krieger in einiger Entfernung von ihr und ihrer Schwägerin zusammen stehen. „Ich kenne einige ihrer Ordensbrüder in Albernia und auch ihren Großmeister, Adran Bredenhag von Aarenstein. Ich habe mit einigen von Ihnen schon Seite an Seite gekämpft und kann nur für ihren Mut und ihre Entschlossenheit sprechen.“ In diesem Moment drehte sich Alexis Colon Darios, der bis dahin mit dem Rücken zu Lyn gestanden hatte, sich zur Seite, so dass sie sein Profil sehen konnte. „Oh, wenn ich richtig sehe, dann ist das dort Seine Gnaden Alexis Colon Darios. Ich hatte bereits das Vergnügen ihn in Albernia kennen zu lernen.“

„Ahm.“ War alles was die Amazone dazu sagte. Sie hatte die Zornesritter bereits kurz kennen gelernt. „Wie findest Du den dort?“ Wie alte Freundinnen gingen die beiden Frauen damit jeden der anwesenden Mannsbilder durch. Lyn war es dabei manchmal schon fast peinlich wie offen Ankara von Keshal Rondra so manche Dinge ansprach, gerade von höheren Persönlichkeiten. Auf der anderen Seite wiederum war sie auch froh, dass sie etwas abseits standen und man sie damit zwar sehen konnte, aber wohl kaum einer die Unterredung verfolgen könnte.

„Ach, da ist er ja wieder.“ Wieder war dieses Schmunzeln auf Ankaras Lippen zu sehen, was sicherlich so manchen Mann um dessen Verstand bringen würde. Kurzerhand hakte sich die Amazone wieder bei ihrer Schwägerin ein und zog sie in Richtung des Buffets, gerade auf eine Gestalt, in einer dunkelgrünen Robe zu. Lyn dachte zunächst, dass es sich dabei wohl um einen Geweihten der hiesigen Perainegeweihten handeln könnte, doch passten dann wiederum die goldenen, arkanen Muster, sowie der Stab mit der Storchenfigur nicht hinzu.

Während sie recht zielstrebig in Richtung des Mannes gingen, musterte Lyn diesen interessiert. Da sie wusste, dass ihr Schwager Fe’asian auch anwesend war, vermutete sie, dass sie nun im Begriff war eben diesen auch kennen zu lernen. Ein freundliches Lächeln lag auf ihren Zügen als sie bei ihm ankamen und sie darauf wartete, dass An’kara sie dem Mann vorstellte. „Fe’asian, schön, dass Du doch noch ein wenig geblieben bist.“ Den Worten nach mit denen die Amazone den Magier ansprach konnte Lyn erkennen, dass sie Recht hatte und dass sich beide bereits auf der Feier begegnet waren. „Kennst Du Lyn schon, die Gemahlin Ra’ouls?“

Der Mann schreckte fast zusammen, als Ankara ihn ansprach, fing sich dann aber auch wieder recht schnell. „Oh ja… Ähm nein gesehen zwar schon aber vorgestellt wurden wir einander noch nicht.“ Als Lyn das Gesicht Fe’asians von Norburg-Brendilal – den Namen, den sich der Magier nach Abschluß seines Studiums verliehen hatte, kannte sie bereits von Ra’oul – musterte konnte sie einen hellen, aber auch feinfühligen und vor allem sanftmütigen Geist erkennen, gänzlich anders als bei den übrigens Brendiltalern, die sie bisher kannte. „Es freut mich Euch endlich persönlich kennenzulernen.“ Der Magier verbeugte sich höflich vor Lyn, achtet dabei aber auch, dass sein Gesicht vom Groß der Personen der Feierlichkeiten abgewandt blieb.


„Auch mich freut es sehr, Euch endlich kennen zu lernen.“ Sie nickte ihm freundlich zu. „Ich hoffe ihr hattet eine gute Reise? Von wo aus seid ihr angereist?“ Lyn hoffte, dass ihre Fragen nicht zu aufdringlich waren, doch war sie ehrlich daran interessiert, mehr über ihren magiebegabten Verwandten zu erfahren.

Fe'asian von Norburg-Brendiltal schaute seine Schwägerin skeptisch an. „Wie man es nimmt. Reise gehört eigentlich zu den Dingen, die ich als notwenige Übel ansehe um von einem Ort zu einem anderen zu gelangen, aber sicher nichts, was ich als eine ‚gute Erfahrung‘ bezeichnen würde.“

„Ach Fe’asian, so ein paar Muskeln auf den zerbrechlichen Knochen würden Dir ganz gut tun.“ Zog Ankara ihren Bruder auf. „Dann fällt Dir auch das Reisen leichter.“

Ein übertriebenes Lächeln war das Einzige, was Ankara als Antwort erhielt. Lyn konnte die Gedanken des Magiers allerdings von dessen Gesicht ablesen und mußte ein Lachen unterdrücken. Diese Diskussion hatten die beiden Geschwister wohl nicht zum ersten Mal.

„Ankara!“ Unterbrach ein Ruf die drei und ließ Fe’asian zusammenzucken. Fast ängstlich wand sich der Magier von den Frauen ab und verschwand geschwind zwischen den Bäumen. Ein gemurmeltes „bitte entschuldigt mich!“ war alles was Lyn noch von Fe’asian hören konnte, bevor der Mann, der nach der Amazone gerufen hatte auch schon bei ihnen war. „Ankara, kuomm ich will Dich ain paar mainär Freundä vorstellän.“Eslam von Brendiltal hatte den hageren Mann, der soeben zwischen den Bäumen verschwunden war entweder nicht bemerkt oder diesem keine Aufmerksamkeit weiter zugestanden. Wie selbstverständlich stellte er sich zwischen die beiden rothaarige Frauen und bot ihnen seine Arme an, so dass sie sich bei ihm einhaken konnte und er sie zu seinen Freunden führte. Als Lyn sich nochmal nach Fe’asian umschaute, war dieser bereits verschwunden.