Geschichten:Schlacht um Waldfang

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Schlacht um Waldfang

Die Waffenmeisterin Korena von Baburin schildert den Beginn der Schlacht folgendermaßen:

Die Baronin von Natzungen hatte hinter einem Hügelrücken vier Meilen südöstlich von Waldfang das Nachtlager aufschlagen lassen und wartete ungeduldig auf Nachrichten aus dem Süden und Norden. Zur ersten Traviastunde des 28. Praios trafen beinahe zeitgleich ein Späher, der von einem großen Zug Aufständischer im Westen berichtete, die gerade aufbrachen, um Richtung des Städtchens Waldfang zu ziehen, und zwei berittene Boten ein. Diese berichteten vom Heranrücken der vereinigten Truppen aus Rabensbrück, Falkenstein, Schwanenbruch und Syrrenholt bzw. dass der Uslenrieder nur noch fünf Meilen nach Norden hin entfernt war. Die Baronin befahl sofort, das Lager aufzugeben und ließ umgehend zum Angriff rüsten. Mit einer gemischten Schwadron und zwei Bannern Infanterie und Axtschwingern zog die Baronin voraus, während ein halbes Dutzend Uhdenberger Zwergensöldner und Waffenknechte die Rotze und zwei Hornissen anspannten und Holz für eine rollbare Ramme und leichte Katapulte schlugen.

Die Baronin führte ihre Kämpfer durch die Hügel bis kurz vor die Stadt, um den heranrückenden Aufständischen den Weg zum Stadttor abzuschneiden. Als von Norden her plötzlich die Uslenrieder und Sertiser Truppen auftauchten, sprengt die Baronin mit der Reiterei voraus. Baron Wulf setzt sich ebenfalls an die Spitze seiner Reiterei und stürmt der Natzungerin hinterdrein, als wär’s ein Wettrennen und keine todbringende Reiterattacke. Beide versuchten, ihre Kämpfer hinterrücks aus der Deckung eines Obsthains vor den Mauern in den Rücken des Feindes zu führen. Als beide längst auf einer Höhe und den übrigen Berittenen ein gutes Stück voraus waren, ließen sich die Reiter urplötzlich vor dem Hain im vollen Ritt vom Pferd fallen. Nur einen Augenblick später sauste ein Dutzend Bolzen und Pfeile durch die Luft und aus dem Gebüsch sprangen der verräterische Weibel Mondan von Greyfenfurt mit bewaffneten Bauern und rotberockten Söldnern des Junkers Boronir. Rücken an Rücken verteidigten sich die zerstrittenen Barone von Natzungen und Uslenried, keiner, der lebend aus dem Kreis zweier meisterhaft geführter Zweihänder entkam.

Als die restlichen Reiter eintrafen, standen Wulf und Maline zittern auf ihre Waffen gestützt im Blute von mehr als neun Erschlagenen, darunter Mondan von Greyfenfurt. Eilig befahlen beide Barone wortgleich, zum Angriff zu reiten. Mit lautem Gebrüll und donnernden Hufen sprengten die Reiter durch den Hain, um dreihundert Schritt vor dem Stadttor den Feindeshaufen mit einem Beilunker Hammerangriff zu überrennen, berittene Schützen vorneweg, die den Aufständischen wieder in den Rücken fielen, nachdem diese sich umgewendet hatten.

Die Aufständischen – nicht mehr ganz ein Banner Söldner und Gardisten des Junkers Boronir sowie gut 200 bewaffnete Leibeigene und Bauern – drängten sich in breiter Reihe vor die Mauern zurück, wo Bogen- und Armbrustschützen Dutzende abschossen wie die Kaninchen, während die Kultisten in der Stadt das Tor für die eigenen Kämpfer nicht öffnen wollten.

Als die restlichen Banner aus Rabensbrück, Schwanenbruch und Syrrenholt von Süden und Baron Brander gemeinsam mit gaugräflichen Reitern und Söldnern mit markerschütternder Schlachtmusik aus Richtung Osten die Stadt erreichten, versuchten die verzweifelten Rebellen einen Ausfall nach Westen. Die Adjutantin des Gaugrafen ließ Signale geben, das Heer neu zu ordnen und eine lange Reihe entgegen dem Feind zu bilden, Schützen und Reiterei an den Flanken. Plötzlich wich die Infanterie in der Mitte vor den Aufständischen zurück, die sofort planlos nachsetzten. Es schlug die Stunde der Reiterei und Schützen, die in die ungeschützten gegnerischen Flanken vorstürmte und diese vernichteten. Nun griffen von allen Seiten Fußkämpfer, Reiter und Schützen an. Nicht eine halbe Stunde währte das Hauen und Stechen, da lagen alle Rebellen tot in ihrem Blute nieder.

Das siegreiche Heer der Befreier wendete sich gegen die Stadt, um das einzige Stadttor aus sicherer Entfernung mit einer Rotze in Brand zu schießen. Wegen der Gefahr eines Stadtbrandes, der Schuldige und Unschuldige gleichermaßen getroffen hätte, wurde dann aber auf den Einsatz von Havener Feuer verzichtet. Stattdessen beschloss der Stab, in der Nacht zum 29. Praios einen Sturmtrupp aus Magiern und Elitesoldaten auszusenden, dieweil die Zwerge mit dem bis zum Sonnenuntergang anhaltenden Beschuss der Burg Waldfang begannen. Auf der turmlosen, niedrigen Mauer der Unterstadt standen gut 60 Kämpfer mit Bögen und Felsblöcken bereit. Auf die Burgmauern und Türme waren zur Hälfte bereits hölzerne Wehrgänge aufgesetzt, so dass sich die Zahl der Besetzer nur ungefähr auf ein halbes bis ein Banner schätzen ließ. Halb verweste Leichen baumelten aufgeknüpft an der Burgmauer. Wie viele Aufständische hinterhalb der Mauer saßen, war ungewiss, Es gelang ihnen jedoch, zwei kleine Breschen, die die Katapulte geschlagen hatten, notdürftig zu schließen.


Aus dem persönlichen Buch der Schlange des Hesinde-Priesters Eldron Lanka:

Kurz vor der ersten Praiosstund des 29. Praios setzte ein Gewitter los, das wie von der Göttin Rondra selbst geschickt zu sein schien. Im Schutz von Donner und Sturmesrauschen schlichen sich die Magier Tibaran, von Bornstein und drei weitere Zauberer und ein Banner zuvor ausgesuchter Fußkämpfer in Begleitung einiger Rondrianer gegen Ende der Rondrastunde bis kurz vor das Stadttor. Magistra von Holdbrucken rief indes am Fuße des Stadthügels einen Elementargeist des Windes. Das im Sturm beinahe unsichtbare, herumwirbelnde Sphärenwesen ergriff den Rammbock, um diesen mit urgewaltiger Wucht den fünfzig hohen und steilen Hügel zu stemmen. Mit hohlen, dumpfen Schlägen wuchtete die Ramme wieder und wieder vor das eisenverstärkte Tor, bis die Holzbretter und Eisenstreben unter der überderischen Wucht brachen. Eine hinter dem Tor aufgestellte Hornisse setzte der Magus Tibaran geistesgegenwärtig mit einer Flammenlanze samt Richtschützen in Brand, dann stürmten die Soldaten im Schutze magischen Nebels und eines Stillezaubers das Torhaus.


Die Schwanenbrucher Landwehr-Weibelin Melissa aus Nadlau

Kurz darauf fielen 200 Fußkämpfer – Axtschwinger, Hellebardiere, Langschwerter und Speerträger, Garetier, Thorwaler, Albernier, Almadaner und Liebfelder, Söldner, Bannstrahler, Rondra- und Hesinde-Geweihte – mit lautem Gebrüll in die Unterstadt. Die Hälfte der Aufständischen war noch im Schlaf, als ein gnadenloser Kampf Haus für Haus und Gasse um Gasse begann. Immer schneller zogen sich die Rebellen in die Oberstadt zurück, auf dem Marktplatz vor dem Burgtor eine schlecht bewaffnete, desorientierte Meute zurücklassend. Von den Mauern der Oberstadt prasselten Pfeile und Felssteine auf die Aufständischen und Befreier gleichermaßen nieder. Magistra von Holdbrucken, Söldnerführer Colonello Guvio di Szarfas und der Ritter Sigbert von Isppernberg kamen mit mehr als 30 weiteren Kämpfern bei den Gefechten ums Leben. Der Uslenrieder Hauptmann Ritter Cern von Aschenfeld wurde schwer verletzt, als er einen heimtückischen Dolchstoß in den Rückens seines Herrn vereitelte, ausgeführt von einem Lakaien des verräterischen Mondan von Greyfenfurt. Es gelang dem Ritter und dem Baron, den Attentäter lebendig festzunehmen.

Im Morgengrauen bot der Marktplatz ein grausiges Bild: Dutzende entstellte Leichen, schwerstverletzt Wimmernde und Waffensplitter lagen über den blutgetränkten Platz verstreut. Todesmutige Feldscher und Rondra-Geweihte bargen unter dem Einsatz ihres Lebens die Verwundeten. Die Bewohner der Unterstadt waren, soweit sie an den Kämpfen unbeteiligt geblieben waren, in die umgebenden Hügel geflohen. Die Richtschützen hatten die Rotze im Schutze des Torbogens des ausgebrannten Ingerimm-Tempels auf das Burgtor ausgerichtet und versuchten, das Torhaus über dem Fallgatter durch gezielten Beschuss zum Einsturz zu bringen. Stündlich forderte ein Herold des Gaugrafen von Mühlingen die Belagerten zur Aufgabe, keinmal erhielt Antwort. Für einen zweiten Angriff bei Nach waren die Zauberer aber zu erschöpft.

Kurz vor der zweiten Wachablösung gab ein Söldling dann plötzlich Alarm. Unbemerkt hatte sich ein Trupp Kultisten aus der Burg geschlichen, und drei Schwarzkünstler und ihre Anhänger begannen, sich an den Leichen der Gefallen zu schaffen zu machen. Ein kalter Wind blies vom Platze und nach und nach erhoben sich einige Leichen. Der Geruch von Tod und Blut hüllte den Platz ein, als ein Dutzend Untote die Stellungen angriff. Nicht wenige Söldner und Landsknechte ergriffen beim Anblick ihrer ehemaligen Waffenbrüder die Flucht, Der Angriff der Untoten war jedoch nur eine Ablenkung, denn nun unternahm ein Banner Söldner der Kultisten einen Ausfall, dessen Ziel das Geschütz war.


Tagebucheintragung der Baronin Efferdane von Gareth, 29.30. Praios 1021 BF

Wieder war es der verfluchte Magier Zachan ibn Ruhal, der die Rotze in Brand setzte und unerklärliche Verwirrung unter den Verteidigern auslöste. Die Thorwaler Söldner des Uslenrieders schließlich trieben die Kultisten zurück in die Burg, nachdem ihr Hetmann Eldgrimm tödlich verwundet worden war. Wie die Berserker erschlugen die ›Feueräxte‹ zwei Schwarzmagier und ihre Lakaien.

Der nächste Tag verlief ohne Kampfhandlungen, von einzelnen Schusswechseln der Scharfschützen abgesehen. Die Thorwaler bestqanden darauf, erst einen neuen Hetmann aus ihren Reihen zu küren und den toten Eldgrimm am Bach zu bestatten. Dass dabei viel beschlagnahmtes Bier und Schnaps in den Thorwalermägen verschwand, war ein weiteres Hindernis.

Der für Mitternacht am 1. Rondra geplante Großangriff musste um einen Tag verschoben werden. In dieser Zeit konnten die Scharfschützen allerdings bereits ein Dutzend Rebellen ausschalten. In den frühen Morgenstunden wurde dann doch Befehl erteilt, zumindest die Oberstadt in Schutt und Asche zu legen, wenn die Kultisten nicht aufgäben. Kurz darauf folgen Dutzende Brandpfeile und Barndsätze über die Mauern, auf Dächer und Türme der Befestigungsanlagen. Pikeniere hatten hinter hölzernen Schutzschilden Position vor dem Tor bezogen, um ausfallende Kultisten auflaufen zu lassen. Durch einen Fluchtstollen gelang fast fünfzig treuen Bürgern die Flucht, ehe die Kultisten den Gang zum Einsturz brachten. Von den Flüchtlingen erfuhr der Stab, dass Baron Waldfangs Gemahlin Adamine schon am 20. Ingerimm vor Gram verstorben war.

Bald saß der rote Hahn auf den Dächern der Burg, und Verzweifelte sprangen von den Zinnen. Bevor der Rammbock und Sturmleitern zum Einsatz kommen konnten, öffneten sich die Torflügel von innen, und eine Hundertschaft Kämpfer versuchte gleichzeitig, dem Inferno zu entkommen. Wer nicht tot getrampelt wurde, den durchbohrten die Pikeniere beiderseits des Tores, Auf dem hohen Bergfried stand der Schwarzmagier Zachan ibn Ruhal im Kreise mehrerer Beschwörer, deren monotoner Singsang im Lärm der Schlacht beinahe unterging. Eine hässliche grün-schwarzgeschuppte und hörnerbesetzte Schlange mit weiten fledermausartigen Schwingen jagte im Sturzflug auf die Turmspitze herab. In Panik stieben die Menschen am Boden auseinander, als das Untier fauchend und Feuer und Schwefel spuckend über den Bergfried fuhr, dessen oberstes Stockwerk zusammen mit den Beschwörern in die Tiefe stürzte.


Die Herold-Berichterstatterin Dana Gerstdorp über die endgültige Einnahme Waldfangs

Bis zum Abend schwelten die Brände und durchsuchten die Soldaten die Gassen und Ruinen, um die letzten Aufständischen dingfest zu machen und Gefangene zu befreien sowie das Beutegut der Kultisten zu bergen. Beinahe jedes zweite Haus der Oberstadt war völlig zerstört. Unter den Trümmern wurden auch die stark verbrannten Leichen ibn Ruhals, des Elenviner Zauberers Tulor von Isenhag und eines unbekannten, kleinwüchsigen Altern in den Überresten einer Brokatrobe – offensichtlich der Anführer der Sekte – gefunden. Der Junker Boronir von Hornbach wurde leicht verletzt in einem Brunnenschacht entdeckt und in Ketten gelegt, ebenso 56 weitere, teils schwer verletzte Aufständische.

Am nächsten Tag traf dann auch der Geheime Inquisitionsrat Yacuban von Creutz-Hebenstreyt in Begleitung des Gaugrafen aus Kravetz ein, um das große Gericht zu halten. Da es sich bei dem Junker Boronir von Hornbach um einen degenerierten Edlen des jüngst verblichenen Barons Tsafried von Waldfang-Waldfang handelte, dessen Titel niemals irgendwo im Königreiche noch der Grafschaft Reichsforst bestätigt oder besiegelt worden war und der falsche Junker den Titel nur durch Mord und Intrige erhalten hatte, war zu vernehmen, dass Seine Eminenz den Delinquenten behandeln würde wie einen gemeinen Aufrührer und üblen Raubmörder.

Am Abend erlag der Therbunit und Peraine-Bruder Sindar Kyndocher an den Folgen einer Bolzenwunde und wurde feierlich bestattet.