Geschichten:Ritterturnier nach Perricumer Art

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Burg Friedburg, Baronie Gnitzenkuhl, 03. Travia 1040 BF, spätabends:

Geshla blickte ihrem letzten Gast, der Junkerin von Gaulsfurt zunächst noch lächelnd nach, bis jene begleitet vom Hauptmann Deredan von Zillingen, ebenfalls aus dem Thronsaal gegangen war. Kaum war die Tür in die Falle geschlagen, sackten ihre Mundwinkel auch schon nach unten und sie atmete tief aus. ‚Bei Travia, war das anstrengend, darauf noch einen letzten Schluck, bevor mir Bishdariel hoffentlich einen ruhigen Schlaf beschert!‘ Laut rief sie dann nach ihrer kleinen Pagin: „Mara, ich brauche dich!“

Müde rieb sie sich die Schläfen, die leicht pochten. Vor allem die laut polternden Stimmen von Eslam von Borstenfeld sowie die temperamentvolle Ardare von Taunig hatten sie als Gastgeberin auf Trab gehalten. Ihr Kopf dröhnte noch vom kaskadierenden Stimmengewirr der letzten Stunden. Erschöpft und mit schweren Schritten ging sie hinüber an die Feuerstatt. Rechtschaffen müde ließ sie sich in den bequemen Sessel fallen, und reckte dann die Hände in Richtung Wärme, derweil sie ihren Blick auf das Feuer richtete. Sie musste ebenfalls früh zu Bett, morgen würde endlich die Turney beginnen. Ein Ereignis, dass die ganze Baronie auf Trab gehalten hatte in den letzten Tagen. Heute war nur eine kleine Zusammenkunft einiger Auserwählter gewesen. Leise öffnete sich die Tür und schloss sich sogleich wieder. Almara von Hengisford hatte wohl nebenan im Gesinderaum geruht. Sie lächelte das junge aufgeweckte Ding an. Die Kleine sah wirklich müde aus. „Einen Schlummertrunk bitte, und sei so gut, hilf mir noch bei den Schuhen, und putze sie morgen als Erstes. Den Rest erledigt die Zofe!“ Eilfertig nickte die junge Pagin, und in kindlichen Eifer, brachte sie erst den Trunk, bevor sie sich anschickte die Bänder der Schnürschuhe zu entwirren. Geshla ließ derweil wieder den Blick in den Kamin schweifen.

Die Flammen züngelten gierig nach den Scheiten, fast so, wie der Kreis der versammelten Raulschen begierig gewesen war die Abgesandtschaft aus Dürsten Darrenfurt näher in Augenschein zu nehmen. Natürlich kam im Verlauf des Abends auch die Sprache auf Ihren eigenen, persönlichen Erfolg, gegen diese unzivilisierten Eseltreiber aus Haselhain. Die Mitglieder der Liga hatten sich teilweise richtig in ihm gesonnt. Das Junkertum Gaulsfurt wieder im Schoß der Raulschen zu wissen, galt in jenen Kreisen fast als Husarenstück, doch sie agierten besonnen. Der Baron aus Dürsten-Darrenfurt hatte sich bewußt bedeckt gehalten, was er davon hielt. Auch er war trotz seiner jungen Jahre schon recht geschickt diplomatischen Fallstricken aus dem Weg zu gehen und gerade in Dürsten-Darrenfurt hielt er gut daran nicht offen eine Seite zu ergreifen. Zufrieden nahm sie einen Schluck des Brandes. Heiß rann er die Kehle hinab. Ingramm der Zwerg, der seine Waren auf dem Markt feil bot einmal im Mond, hatte nicht zuviel versprochen.

Dann nahm sie den Schürhaken, und schob die Scheite zurecht. Sie hatte damals einfach die Chance genutzt. Wer das nicht getan hätte, wäre ein Dummkopf, und kein fähiger Herrscher seiner Lande. Diese Worte hätten fast von ihrem Gemahl, Boron möge seiner Seele gnädig gewesen sein, stammen können. Das sie jetzt mit ihrem Tun so ins Interesse jener Leute gerückt war, konnte ihr eigentlich nur recht sein. Allerdings, die Ansichten so mancher bereiteten ihr Unbehagen. Nebachoten hin oder her, wer sich an Gesetze hielt, durfte in Frieden leben, so wollten es die Götter. Das Knacken des Holzes ließ ihre Gedanken langsam wieder den Weg ins Hier und Jetzt finden. Auch weil sie mit einem Mal deutlich den Geruch des jungen Barons wahrnahm, der lange hier gesessen hatte. Sie erkannte undeutlich den Geruch von Zedern, aber da war auch ein Hauch Honig sowie eine Note Rosen hinzugefügt. Welch ungewöhnliche Kombination für einen Mann!

„Ich wäre dann soweit!“ sagte Almara und lächelte scheu zu ihr hinauf. „Natürlich mein Kind, du darfst dich zurückziehen. Wir sehen uns morgen, schlaf gut.“ Sie strich ihr dankbar eine Strähne aus den zarten Gesicht und lächelte sie an. Die Kleine war so ruhig und still ihrem Tun nachgegangen, sie hatte sie fast vergessen. „Auch Euch Hochgeboren eine gute Nachtruhe.“ Dann eilte sie sich aus dem Saal zu kommen. Die Baronin musste lächeln. Die Jugend war zu beneiden. Noch so viele Überraschungen, die das Leben für einen bereithielt. Genüßlich reckte sie die nun befreiten Füße in Richtung des prasselnden Feuers und leerte den kleinen Becher in einem Zug. Wohlige Wärme machte sich in ihr breit.

Thorondir war zu einem hübschen Kerlchen geworden, musste sie in der Nachschau feststellen. Noch immer kein stattlicher Ritter mit breitem Kreuz und dem Schritt eines Bären. Nein, viel eher ein listiger Fuchs und Herrscher seiner Baronie, mit dem Lächeln eines Schwerenöters, das war aus ihm geworden. Vermutlich für die Situation in der sich der Adlige befand die bessere Feste, auf die er aufbauen konnte. Er befand sich nicht nur politisch, sondern auch geografisch im Spannungsfeld der Nebachoten und Raulschen. Was Leomara wohl dazu sagen würde? Knisternd flog ein Funkenregen hinauf in den Abzug des Kamines, und verschwand in der Dunkelheit, so wie auch viele Adlige damals in den Fluten des Darpats verschwunden waren.

Thorondir hatte sich dann auch angeregt mit Samia von Gaulsfurt unterhalten. Die anpackende und durchsetzungsstarke Frau, hatte scheinbar den rechten Ton gefunden dem jungen Mann die Lage, die dazu geführt hatte, dass man den Markgrafen um Überstellung des Junkertums bat, zu erläutern.

Die Entwicklung, dass nun auch Unswin von Keilholtz hier die Geschicke der Ritterherrschaft seiner Schwertmutter weiter betrauen würde, hatte sie selbst dem Baron dann erzählen können. Der Gedanke an vergangene Tage mit der so lebendigen und herzlichen Rittfrau, hatte sie beide viel lachen, aber zuletzt auch schweigen lassen. Sie hätte die Turney geliebt, darin waren sie sich absolut einig. Schließlich hatten sie den Pokal erhoben, und auf Leomara von Keilholtz angestoßen. Das Flackern in ihren Augen kam dabei nicht allein durch den Wiederschein des Feuers.

Die Sentimentalität des Augenblicks nutzend, hatte sie den jungen Mann angefragt, ob er sich in der Lage sähe einen ihrer Söhne als Page an den Hof zu nehmen, so er denn alt genug war. Der überraschte Baron hatte nach kurzem Überlegen mit Stolz und Ernst in der Stimme, ihrer Anfrage feierlich zugestimmt. Thorondir betonte förmlich, dass er sich der Ehre bewußt sei, die Sie ihm damit gewährte. Sie musste dann aber doch noch augenzwinkernd anmerken, dass sie natürlich davon ausginge, dass er bis dahin sicher eine gute Gemahlin gefunden hätte, die sich ebenfalls des Kleinen annehmen würde. Momentan zumindest, war für sie die Vorstellung wichtig, dass ihr Sohn in eine geeignete Familie käme, die ihm eine gute Ausbildung gewähren würde.

Ihr fragender Blick wurde mit einem feixenden Grinsen beantwortet. Da war er wieder der Schalk fast vergessener Knappentage, als er noch im Schatten seiner Schwertmuttert geritten war. „Ich werde mich redlich bemühen!“ war dann seine Antwort gewesen, doch mehr hatte er sich nicht entlocken lassen.

Ein Räuspern riß sie aus ihren Gedanken. „Almara schickte mich, sie sagte, Ihre Hochgeboren würde zu Bett wollen.“ Die Zofe stand in der Tür, und schaute fragend in ihre Richtung. Langsam stemmte sich Geshla aus dem bequemen Sessel hinauf.

„Ja, ganz richtig, ich komme!“



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3. Tra 1040 BF
Gnitzenkuhl- Wohin des Weges?


Kapitel 1

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Autor: Nicole R.