Geschichten:Perricumer Ferkinahatz Teil 1

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Auch wenn man diese Witterung, genauso wie in Almada, Frühling schimpfte, konnte Devos sie nicht leiden. Immer wieder blies ihm abwechselnd mal Efferd, mal Firun ins Gesicht. Und während der Herr des Meeres ihm seine Gaben nasskalt den Rücken runterschickte, ließ ihm der Grimmige die Unterlippe lahm werden, wenn er mit seinem eisigen Hauch vorbeizog. Doch der Anführer der Truppe war dennoch guter Dinge, denn es hieß wilde Heiden zu jagen - Ferkinas. Trotz der Abscheu, die er für diese "nackten Orks" empfand schätzte er sie noch aus seinen Tagen in Almada. Er liebte sie, wie ein kleines Kind aus der Nachbarschaft, daß man so schön traktieren und drangsalieren konnte.

"Anscheinend," so glaubte er zumindest, "haben diese Unzivilisierten hierzulande nicht die Erfahrung, wie es die Almadaner mit den Ferkinas hatten," kam es ihm in den Sinn. "Denn nie wäre solch ein dreister und gelungener, hinterhältige Überfall erfolgreich auf die 'Söhne Almadas' durchgeführt worden;" dessen war er sich sicher. Der Ritter wendete sich in seinem Sattel nach hinten, um seine Truppe zu inspizieren, die er so gloreich in den Kampf führen würde.

Verkrochen in die Schals und Kapuzen trotteten sie hinter ihrem Anführer her. Nass, wie ein verfärbtes Laken, hing das Banner die Standarte hinab. Die Stiefel und Hosen der Knechte waren genauso schlammverspritzt, wie die Läufe der Pferde und Maulesel, von deren Mähne das Naß in feinen, aber beständig fließenden Rinnsalen herabtroff. Schnell wandt der Ordensmann wieder den Blick nach vorne, hatte er doch gerade das Geräusch eines nahenden Reiters vernommen.

Mit zusammengekniffenen Augen spähte er durch den Regen, verließ sich mehr auf seine Ohren, denn seinen Sehsinn. "Nein, es sind mehrere Reiter, nicht nur einer," korrigierte er sich. "Viele," schloß er, kurz bevor sie in Sicht kamen.

Aus dem Vorhang von feinen daniederströmenden Fäden schälte sich ein Trupp von 17 Reitern, die gleichfalls wie Devos die Pferde zügelten und im Schritt auf ihn zukamen.

Schnell enthakelte der Bannerträger des Ordens das verklebte Tuch, um deutlich zu machen, wer sie waren. Angetan mit weiten schwarzen Umhnängen, die überbreite Ärmel besaßen, ordneten die Reiter ihre Formation wieder, nachdem sie durchpariert hatten.

"Die streitbare Leuin zum Gruße", hob der Almadaner die Hand, während sich der kleinste der Ankommenden aus der Gruppe löste und auf ihn zugetrabt kam. "Deren Sohne, Kor Grüße ich Euch im Namen meines Herrn Simold, dessen Land Ihr bereist", setzte der kleinere das Pferd neben ihn. Devos sah nun den eigenartigen Schnitt der Kleidung oder besser Uniform, die er eher einem Aranier zugeordnet hätte, denn einem Streiter aus Perricum. "Mein Name ist Yasir, ich bin vierter Sharuth bei den Reitern des Marbens."

Devos verstand nicht ganz, was der junge Mann mit den überaus feinen Gesichtszügen da eben zu ihm gesprochen hatte, auch wenn dieser kein Nebachotisch sprach, doch mußte er zuerst die Förmlichkeiten wahren und den Sharuth, was auch immer das war, mit ," Ich bin Devos Arragondesta, Ritter im 'Orden des Zorne Rondras'," begrüßen. Nicht ohne zu bemerken, daß der junge Krieger kurz zusammenzuckte, sprach er weiter: "Mein Meister schickte mich mit diesen Männern nach Weißbarun, um den Ferkinas wieder Mores zu lehren."

Kurz blickte der Nebachotische auf die Männer des Ritters, schaute aber sogleich wieder zu Devos. "Auch mein Herr schickt mich an den Weißbarun. Ihr könnt Euch uns anschließen, so Ihr das wollt und mein Kapathan nichts dagegen hat", brüllte er durch den lauter werdenden Regen.

"Gut, führt mich zu ihm," fuhr Devos zurück, auch neugierig darauf, wie denn der Rest dieser tulamidisch, will meinen perricumschen Truppe, aussieht... Der Regen hatte nach einiger Zeit aufgehört. Und wenige Stunden und nachdem der Sharuth - ein Weibel, wie Devos nun herausgefunden hatte - die Mehrzahl seiner Männer vorausgeschickt hatte, trafen sie in einer kleinen Stadt ein. Sie durchritten das verwirrend tulamidisch und zugleich garetisch anmutende Portal und hielten auf den Marktplatz zu, von dem hektisches treiben zu hören war, lange bevor man ihn sah.

Als die gemischte Truppe schließlich um eine letzte Ecke gebogen war, wurden ihre Mitglieder unvermittelt Zeuge einer Standpauke, die ein Ranghöherer, großer Krieger einem Untergebenen gab, während sie umringt von mindestens einer Schwadron Reiter waren, die Teils abgesessen waren, Teils locker in ihren Sätteln hingen. Allesamt waren sie in schwarz-gold gekleidet, im gleichen Schnitt - "Nebachotisch", wie Yasir den Almadaner zuvor aufgeklärt hatte. An ihren Sätteln hingen die großen Reitersäbel, wie man sie im Süden bevorzugte, nur daß diese eine höchst merkwürdige Krümmung über dem Heft hatten.

Unruhig scharrten die Rösser die Hufe über das Pflaster, wenn sie nicht gerade beim Gebrüll des Offiziers unterbrochen wurden und auffuhren. Der Offizier, der anders als seine Untergebenen, als einziger einen konisch zulaufenden Helm hatte, der zudem keinen Lamellenschutz vor dem Gesicht hatte, hielt einen Reiter am Ohr und schlug ihm Watschen an die Wange, die sich mit seinem Gebrüll abwechselten.

"WO IS' DAYIN SHARUTH," schrie er ihn an wie ein Stier, wischte ihm an seine rotglühende Backe und schrie wieder, während der Reiter immer wieder etwas murmelte. "WO IS' DAYIN SHARUTH," brüllte er erneut...

"Das ist Kapathan Lascorian Al'Duwar, Herr, der Anführer der hiesigen Reiter", wurde Devos von Yasir aufgeklärt.

Nachdem er nun die x-te Backpfeife eingesteckt hatte, der Kapathan aber noch nicht bereit war von ihm abzulassen, sah der Reiter seinen Sharuth um die Ecke kommen. Zusammen mit dieser Almadanerin, die der Grund allen Übels war. Immer wieder hatte ihm der Kapathan diese eine Frage gestellt und Anfangs hatte er ihm auch noch antworten können. "Is' auf die Weg. Er bringt Värstérkung mit", hatte er ihm gesagt, bevor ihm das Gesicht beim Sprechen noch nicht so schmerzte.

Verzweifelt, in mehreren Anläufen hatte er versucht zu sagen, daß Sharuth Yasir nun eingetroffen war. Aber es war ihm nicht möglich gewesen. Zu beginn der Befragung hatte er noch Hoffnung gehabt, daß Lascurian irgendwann die Hand schmerzen würde, aber der Kapathan hatte sich einen Handschuh angezogen und gleich wieder weiter gemacht. Nun versuchte er den Finger zu heben, auch wenn das am Ende heißen könnte, daß er sich hat wehren wollen. Doch nach dem sechsten oder siebten weiteren Schlag hatte der Kapathan seine Geste verstanden und schickte ihn endlich mit einem ordentlichen Faustschlag zu Boden.

Mit verschränkten Armen und einer finsteren Miene hatte sich der Kapathan den Neuankömmlingen zugewandt, nachdem ihm der Reiter endlich gezeigt hatte, wo sein vierte Sharuth war. Er blieb einfach stehen, in berechtigter Erwartung, daß Yasir gleich auf ihn zukommen würde und ihm erklärt, wieso er wegen einem almadanischen Laffen und eine Lanze Weichköpfe den Aufbruch verhinderte ...

Devos bleibt erstmal ruhig, nur seine Augen begannen sich ein wenig zu verengen, ob dieser recht groben Behandlung. So sollte man seine Untergebenen nicht behandeln. So nicht ...

Nass tropfend tritt der Anfuehrer näher, musterte seinen Gesuchten, den Begleitenden und die folgende Truppe nur flüchtig musternd.

"Ah, Sharrak al´sham, bist Du auch schon da ... wie .. .nett" Der anschliessende Fausthieb trifft den mit kotfressender Hundskopf angesprochenen Yasir ebenso unvorbereitet wie der freundliche Tonfall und der offenkundlich anders gemeinte Inhalt der Worte.

So landet er denn auch auf dem Boden, spritzend fliegt der Matsch. "Verstärkung ? Hä?? Haben wirr das irgendwann gebraucht? Hä? Und ohne mich zu fragen, hä?", knurrt Lascurian den Liegenden an ...