Geschichten:Nicht in seinem Grab - Worte aus dem Schweigen

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Bishdaryan von Tikalen antwortet Oldebor von Weyringhaus

Mein Sohn,
 
 
 
 
wie Ihr gewisslich hörtet, hat bereits der ein oder andere Eures Standes

um meine Hilfe dabei ersucht, ähnlich ahnungsvolle Traumbilder zu verstehen. Stets stand das legendäre Korgond dabei an einer Schlüsselstelle des Gesehenen. Ob es mir geglückt ist, die Fragenden ein Stück auf dem richtigen Pfad zur Erkenntnis geleiten, wissen nur jene selbst.

Doch Ihr tut das Richtige daran, Euch mit diesem Anliegen an mich zu wenden: Ich will Euch gerne zur Seite stehen, auf dass Ihr Euch aus eigenem Verstehen und Willen für das im Sinne der zwölfgöttlichen Ordnung Richtige zu entscheiden vermöget.

Denn darum geht es in letzter Konsequenz. Das ist nicht allein ein aus meiner Sendung erwachsender Wunsch, sondern lässt sich direkt aus Eurem Traum ableiten. Folgt meinen Gedanken.

Vier Madamale seht Ihr an einem purpurnen Nachthimmel, ehe Ihr knapp dem Tode durch die (stählerne?) Hand Eures in jener Darstellung zu Boron gegangenen Sohns entrinnt. Vielfältig ist die Symbolik, geboren aus den unerforschten Tiefen Eures Unterbewusstseins, das Euch mit Bildern, die Ihr kennt, Dinge zu vermitteln sucht, die Ihr selbst erst zu verstehen Euch bemühen müsst.

Die Madamale sind deren vier. Und die Vier ist die Zahl des Herrschers, wie der Himmel vier Richtungen und das Haus vier Wände hat. Dies könnte darauf deuten, dass das folgende Geschehen unter den Vorzeichen einer möglichen Veränderung – nicht unbedingt Stabilisierung – einer Herrschaft zu verstehen ist. Um welche Herrschaft oder Hoheit es dabei gehen könnte, ahnt Ihr womöglich. Sagt mir, was Ihr vermutet. Die purpurne Farbe des Himmels, die Farbe des Widersachers der Zwölfe, deutet einen möglichen korrumpierenden, schädlichen Einfluss auf die anstehende Veränderung an. Da es die Götter uns freistellen, das richtige oder aber auch das falsche Tun selbst zu wählen, wird es dem Handelnden obliegen, die Entscheidung zu fällen – hinsichtlich der Ziele, hinsichtlich der Mittel. Ordnung oder Zerfall – nicht die Götter bestimmen dies, sondern das Handeln der Gläubigen.

Worum es dabei gehen kann, scheint Ihr bereits selbst ergründet zu haben, Oldebor. Doch auch ohne Eure Erkenntnisse aus dem Tempel von Korgond (bitte schreibt mir in Eurer nächsten Depesche als Addendum, was genau Euch dort widerfahren ist) wäre bereits aus Eurem Traum folgendes ersichtlich geworden: Es geht um einen Aspekt Eurer Familiengeschichte, und Gefahr droht Euch. Im Traum kann die Abfolge von Ursache und Wirkung genau umgekehrt sein als sie dies ist, wenn wir wach sind. In dem Fall wäre das Wort „Korgond“ das, was Euch erst an den eigentlichen Ort Eurer Prüfung leiten soll. Dass Ihr in jenem Tempel Hinweise auf das Grab Eures Ahnen und dessen möglichen letzten Ruheort gefunden habt, scheint diese Vermutung zu untermauern. Euer weiterer Weg ist damit kartiert – nicht aber Euer Vorgehen und die Folgen.

Womöglich trug der Angreifer in Eurem Traum aus zwei Gründen das Gesichts Sigmans: Zum einen verwiese das Bild darauf, dass Euch Gefahr aus Eurer eigenen Familie droht – das Antlitz Eures Ahnen Thessan kennt Ihr wahrscheinlich nicht? Zum anderen drückt dies eventuell vergrabene Gefühle der Schuld aus, die Ihr Euch womöglich nicht eingesteht, zumindest im Traum aber tatsächlich verspürtet. Sollte Sigman Euch bereits Vergebung ausgedrückt haben – selbst wenn Ihr sagt, dass Ihr nicht wisst, wie Ihr ihn seinerzeit hättet behüten können -, so ist es vielleicht an der Zeit, dass Ihr Euch gegenüber Euch selbst bekennt und Euch selbst vergebt. Womöglich müsst Ihr dies tun, bevor Ihr die anstehende Aufgabe zu lösen vermögt. So Ihr dabei seelsorgerischen Beistand wünschtet, stände ich Euch für Gespräch und Einkehr bereit. Kehren wir von der Traumwelt in die Wirklichkeit zurück – wobei die Grenzen keineswegs so klar gezogen sind, wie manchem scheint (doch dies wäre Thema einer anderen Erörterung); Haben Euch meine Überlegungen ein Stück Euren Weg entlang weitergeführt? Fragt, so Ihr weiterer Deutungshilfe bedürft.

Vergesst aber auch meine Fragen nicht: Welche Herrschaft könnte gemeint sein, um die zu ringen oder die es zu verteidigen gilt? Und was habt Ihr zu Korgond erlebt. So Ihr mir weiter berichten wollt, erwarte ich Eure

nächsten Zeilen mit Interesse und Geduld.
 
 
 
 
Möge Bishdariel Euch leiten .



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29. Ing 1040 BF
Worte aus dem Schweigen
Worte ins Schweigen


Kapitel 3

Mauern überall
Autor: wus