Geschichten:Natzungen im Frühjahr - 2. Perainestunde

Aus GaretienWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
The printable version is no longer supported and may have rendering errors. Please update your browser bookmarks and please use the default browser print function instead.

Baronie Natzungen, 13. Tsa 1030 BF


„Was ist das dort für ein Licht?“ Ludegar ließ das Pferd in lockeren Trab fallen. „Was meinst Du?“ wandte er sich an Alinde. „Dort!“ Ludegars Blick folgte dem ausgestreckten Arm Alindes. Jetzt konnte er es auch sehen. Am Waldesrand schien jemand ein Lagerfeuer errichtet zu haben. „Das sollten wir uns ansehen!“ entschloss Ludegar nach kurzem Überlegen.

Gerade noch rechtzeitig parierte Tanira den Hieb. Mit beiden Händen hielt sie ihr Schwert fest. Mit einem geschwungenen Überkopfschlag holte sie aus. Klirrend trafen die beiden Schwerter aufeinander. Der Blumenauer ließ einen scharfen Hieb an Taniras rechtem Bein vorbei sausen. Tanira ließ sich nicht beirren. Gekonnt traf sie den linken Oberam ihres Kontrahenten und durchtrennte den Riemen einer ledernen Umhängetasche. Schmerzerfüllt holte der Blumenauer aus, doch ging sein Hieb erneut fehlt. Tanira ließ ihr Pferd tänzeln und zog ihr Schwert waagerecht durch. Ihr Schlag traf den Blumenauer an der linken Seite seines Halses. Blut spritzte über den Hof.

Aldare hatte sich gestrafft. „Wie kann diese hinterhältige Usurpatorin es wagen?“ Der Stadtvogt schaute sie fragend an. „Wie meinen?“ Aldare stampfte energisch auf. „Sie hat es tatsächlich gewagt, sich mit Waffengewalt meinen Soldaten zu wiedersetzen!“ Der Stadtvogt schaute ernst. „Sie will tatsächlich einen Krieg! Sie und dieser Schlagetot von einem Schwingenfels wollen sich mit Waffengewalt die Baronie in ihre Krallen bekommen.“ Der Stadtvogt räusperte sich. „Ich habe es Euch gesagt!“ „Hauptfrau?“ fragte Aldare energisch. „Ja, Euer Hochgeboren!“ sprach Jorunde von Gerstungen. „Ich muss zur Burg! Ihr und der Stadtvogt werdet dafür Sorge tragen, dass die Usurpatorin die Stadt nicht verlässt. Wenn sie Krieg haben will, kann sie ihn bekommen!“

„Wollt Ihr dies wirklich tun, Euer Wohlgeboren?“ rief Haldan während sie in gestrecktem Galopp über die Straße ritten. Eberhelm ließ sein Pferd verlangsamen und schaute seinen Adjutanten ernst an. „Was würdest du tun, wenn deine Familie bedroht ist?“ „Ich würde alles tun, um sie zu schützen, Euer Hochgeboren.“ „Dann stelle niemals wieder meine Befehle in Frage!“ sprach Eberhelm barsch und gab seinem Pferd erneut die Sporen.

„Was hast Du vor?“ wisperte Alinde ängstlich. „Ich muss mir das ansehen!“ sprach Ludegar gelassen. In sicherer Entfernung beobachtete er die Szenerie auf der Waldlichtung. Drei Männer spielten an einem Feuer Karten. Im Hintergrund konnte er eine Frau sehen. Ihre Hände waren gefesselt und daran in einen Baum gehangen. Offenbar schienen die Männer am Feuer auf etwas zu warten.

Nur noch wankend hielt sich der Blumenauer im Sattel. Tanira ließ erneut ihr Schwert kreisen und verfehlte ihn nur knapp. Seine Hiebe waren fahrig und nachlässig. Immer weiter konnte Tanira ihren Gegner zurückdrängen. Plötzlich – für Tanira unerwartet – ließ der Blumenauer einen gefährlichen Überkopfspalter niedersausen. Tanira konnte ihre Waffe nicht rechtzeitig heben, doch der Hieb galt nicht ihr, sondern dem Hals ihres Reittiers.

„Wir haben unglaublich viel Glück gehabt!“ sprach Jorunde, nachdem sich die Baronin entfernt hatte. Leomar packte sie. „Bist du noch bei Sinnen? Was für einen schwachsinnigen Idioten hast du da als Schützen engagiert?“ zischte er sie an. Jorunde versuchte zu lächeln. „Zugegeben, der Schuss ging daneben, aber von unseren Leuten hat ihn keiner bemerkt. Das Wichtigste ist doch aber, dass die gutgläubige Aldare nicht mitbekommen hat, wie du, lieber Onkel, ihre Kusine ermorden wolltest.“ Leomar war froh, dass keiner sie hören konnte. „Ich warne dich! Keine weiteren Fehler! Wenn der Plan aufgehen soll, muss Tanira sterben!“ Jorunde straffte sich. „Ich habe noch ein Ass im Ärmel! Vertrau mir!“

Ludegar konnte sehen, dass die Gefangene das Wappen der Familie Greyfentrutz bei sich trug. Das Wappen der Familie seines Vaters! Die ganze Szenerie wirkte auf ihn äußerst merkwürdig.

Taniras Pferd bäumte sich schmerzerfüllt auf und es kostete sie alle Kraft das Tier unter Kontrolle zu halten. Der Blumenauer ließ einen Schlag nach dem anderen auf sie niedergehen. Tanira betete im Stillen zur Kriegsgöttin, dass sie nicht getroffen werden möge, während sie mit ihrem Pferd kämpfte.

Leomar schaute seine Nichte mit gefährlich blitzenden Augen an. „Sieh lieber zu, dass du deine Leute einsammelst und die Verfolgung aufnimmst! Ich kümmere mich um die Verletzten!“

Tanira schaffte es das ihr fremde Tier zu beruhigen und parierte über ihrem Kopf einen weiteren Hieb des Blumenauers. Gekonnt ließ sie die Klinge abgleiten und nutzte die Bewegung aus, um ihr Schwert in die Brust ihres Gegners zu schmettern. Kettenglieder wurden aufgesprengt und Blut quoll aus der tiefen Wunde hervor. Der Blumenauer kippte mit schreckgeweiteten Augen vom Pferd. Tanira sah den brechenden Blick darin. Sie beugte sich aus dem Sattel hervor und griff nach der ledernen Tasche ihres Gegners. Nachdem sie sich Überblick über die Kämpfe um sich herum verschafft hatte und zufrieden feststellte, dass die Schwingen die Überhand behielten, rief sie: „Schwingen! Mir nach!“

Ludegar entschloss sich, gar nicht erst große Fragen zu stellen. Er zog das Schwert, richtete sich auf und stürmte auf das Lagerfeuer zu.

Brin lauschte auf die Geräusche im nahen Natzungen und sang laut: „Ihr Leut in Unternatzung lasst Euch sagen, es hat die Ingerimmstund geschlagen!“