Geschichten:Natzungen im Frühjahr - 2. Firunstunde

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Baronie Natzungen, 13. Tsa 1030 BF


„Euer Hochgeboren? Kommandant?“ fragte der Feldscher. Tanira trat zu dem Mediziner. Hauptmann Zornbold trat ebenfalls hinzu. „Ich konnte die Blutung des Korporals stillen. Aber es liegt in Peraines Händen, ob er die nächste Nacht durchsteht. Er braucht jetzt vor allem Ruhe und am Besten wäre ein sauberes Bett.“ Hauptmann Zornbold schaute missmutig. Seine Miene sprach Bände, als er gerade zur Baronin sprechen wollte. Doch wurde er vom Feldscher unterbrochen: „Der Korporal schläft nun, doch bevor ich mit meiner Behandlung beginnen konnte, musste ich ihm versprechen, dass ich Euch Folgendes ausrichte. Der Baron, Euer Gemahl ist schwer verletzt worden und von den feindlichen Truppen gefangen gesetzt.“

Eberhelm musste sich an einem Stuhl festhalten. „Ihr wollt, dass ich was mache?“ Der schmierige Kerl vor ihm grinste breit. „Ihr habt mich schon richtig verstanden. Mein Auftraggeber verlangt den Tod der Tanira von Natzungen!“ Eberhelms Gedanken rasten. Seine Lehensherrin töten? Wer konnte ein solch grausames Spiel mit der Baronin treiben? Aus welchem Grund? Sein Gegenüber bemerkte seine Zweifel. „Welche Antwort soll ich meinem Auftraggeber überbringen?“

Ludegar stürmte mit Alinde über den Hof. Er hatte nur eine Strecke von fünf Schritt zu überwinden und lange genug gewartet. Er war sich sicher, dass keiner ihren Weg beobachtete, aber sicher war im Moment nichts. Er schloss die Tür zum Stall so leise wie möglich. „Öffne alle Boxen!“ befahl er Alinde. „Wir werden die Pferde über den Hof jagen und das Chaos nutzen, um hier zu verschwinden! Kannst Du reiten?“ Alinde schüttelte den Kopf. Ludegar sattelte mit geschickten Fingern das Pferd Hadrumirs und flüsterte dem Tralloper beruhigend ins Ohr. „Ich weiss, dass ich nicht dein Herr bin. Aber ich bitte dich: Bring mich und sie hier raus und ich bringe dich zu deinem Herrn.“ Ludegar hoffte inständig, dass das Pferd ihn verstanden habe, als er Alinde in den Sattel hob.

Raul fluchte lautstark. Tanira musste sich kurz räuspern, ehe sie mit fester Stimme sprechen konnte: „Ich will, dass sofort Späher ausgesandt werden! Wir müssen wissen, wo er gefangen gehalten wird und wie viele Soldaten ihn bewachen.“ Raul schaute sie verdutzt an. „Euer Hochgeboren, wir sind viel zu wenige für eine Befreiungsaktion.“ Tanira winkte den Hauptmann in eine Ecke. „Hauptmann Zornbold, Ihr mögt ein fähiger Soldat sein, aber wenn Ihr noch einmal einen meiner Befehle in Frage stellt, werde ich Euch dafür auf der Stelle auspeitschen lassen. Habe ich mich klar ausgedrückt?“ zischte sie ihm entgegen. „Sehr klar, Euer Hochgeboren!“ „Ich will meinen Mann befreien, egal wie viele Soldaten wir zur Verfügung haben!“ „Zu Befehl, Euer Hochgeboren!“ sprach der Hauptmann leise.

Eberhelms Miene war starr. „Lasst mir etwas Bedenkzeit!“ Sein Gegenüber zog eine Augenbraue hoch. „Dann habt Ihr aber nicht mehr lange Zeit, Euer Werk zu vollenden.“ Eberhelm setzte sich und seufzte schwer. „Ich weiss.“ „Nun, gut! Ihr bekommt Eure Bedenkzeit!“ Der Kerl wandte sich zum Gehen. „Ich warte in der Küche, wo ich mir in der Zwischenzeit ein reichhaltiges Mahl bereiten lasse! Das muss Euch dann als Bedenkzeit reichen“, sprach der Kerl dreist. Mit einem Wink gab ihm Eberhelm zu verstehen, dass er sein Einverständnis habe.

Zufrieden lächelte er und nahm noch einen Schluck aus der Feldflasche. Egilmar von Blumenau hatte seine Truppe von Lewfist wegzuführen. Diese blöden Windischgrütz würden sich niemals an die Vereinbarungen halten, das war sicher. Aber keiner von denen durfte wissen, dass sich die Truppe mit dem Ziel Natzungen entfernte. Nun hatte Egilmar alle seine Leute wieder beisammen. Sie könnten nun nach Natzungen reiten. Egilmar trat zu seinem Pferd, schaute noch einmal in die Tasche mit den Dokumenten und befahl dann: „Aufsitzen!“

„Gerbald! Benrike! Ihr werdet als Kundschafter losziehen!“ befahl der Hauptmann. Der Brandherr erhob sich. „Wenn ich Euer Hochgeboren einen Vorschlag unterbreiten dürfte, ehe Ihr die Kundschafter ausschickt?“ Tanira machte mit einer Handbewegung deutlich, dass der Brandherr fortfahren möge. „Ich bin kein feiger Mensch, Euer Hochgeboren. Also bitte versteht mich nicht falsch. Ich und die Brandwehr werden hier in Natzungen. Wir sind keine Soldaten und sind Euch hier mehr von Nutzen als anderswo. Daher schlage ich Euch vor, dass wir die notwendigen Informationen für Euch einholen.“ Kurz überlegte Tanira, ehe sie antwortete: „Macht es so!“ Inständig hoffte sie, dass sie dem Brandherrn tatsächlich vertrauen konnte.

Das Tor des Stalles sprang auf und Ludegar trieb die Pferde vor sich her. Er selbst saß auf dem Tralloper seines Herrn, hinter ihm die Zofe Alinde, an einer Führleine zog er die Stute der Baronin mit sich. Auf dem Hof herrschte durch die Pferde in der Tat Chaos. Ludegar musste schwer mit dem Pferd kämpfen, ehe es sich in Richtung des Tores bewegen ließ. Nun hielt er zielstrebig darauf zu, als plötzlich im Torbogen eine Frau mit einem Soldaten auftauchte. Ludegar parierte das Pferd gerade so zum Stehen. „Herrin Aldare!“ entfuhr es ihm.

Nachtwächter Brin begann seine Runde durch Unternatzung, als er den Klang des Praiostempels aus Natzungen herüber klingen hörte.