Geschichten:Natzungen im Frühjahr - 2. Phexstunde

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Baronie Natzungen, 13. Tsa 1030 BF


„Stadtvogt!“ Aldare und Leomar drehten sich herum. Die Stadtkommandantin, Jorunde von Gerstungen, eine Nichte Leomars, hatte nach ihm gerufen. Sie kam schnellen Schrittes heran. „Die Orbetreuer Schwingen sind aus ihrer Garnison entkommen und greifen jetzt das Ratsgebäude an!“ Leomar fluchte. „Ist die Usurpatorin bei dem Angriff anwesend?“ fragte Aldare kalt. Jorunde nickte. „Dies steht zu vermuten.“ Aldare überblickte die kleine Schar Gardisten und sprach dann gelassen: „Gut! Hauptfrau, Ihr werdet sofort alle verfügbaren Gardisten zum Ratsgebäude führen.“ Sie schaute sich um. „Männer und Frauen, folgt mir!“ Während sich Aldare schon auf den Weg machte, packte Leomar seine Nichte am Arm. „Rupf dem jungen Schwan die Flügel!“ zischte er. „Zu Befehl!“

Auf dem Weg zum Verlies stellten sich zwei Gardisten in ihren Weg. Ihre Hellebarden hatten sie erhoben, doch Tanira hielt zielstrebig auf sie zu. Die Unschlüssigkeit war beiden anzusehen. Tanira wusste, welchen Anblick sie mit den bewaffneten Schwingen im Rücken abgeben musste. Die Gardisten ließen die Waffen sinken und flohen. Tanira führte ihre Männer und Frauen in Richtung des Verlieses. Sie schaute sich kurz um und ging dann nach links, wo vor einem Raum zwei Wachen standen. Als diese die Übermacht auf sich zu kommen sah, hoben die beiden Frauen die Hände. „Aufmachen!“ befahl Tanira scharf. Gehorsam wurde die Tür geöffnet.

Aldare stürmte durch die Straßen. Hinter sich den kleinen Trupp an Gardisten. Diese Usurpatorin hatte es tatsächlich gewagt, das Ratsgebäude anzugreifen. Sie wandte sich an den Stadtvogt. „Wie schnell kann Jorunde Verstärkung herbeiführen?“ „Ich denke, dass dies sehr zügig geschieht.“ „Gut!“

Hadrumir bemerkte, wie die Zellentür geöffnet wurde. Als Tanira eintrat, stockte ihm kurz der Atem. Doch als er die Soldaten an ihrer Seite bemerkte, atmete er erleichtert auf. „Hadrumir!“ Tanira trat an ihn heran und wollte ihn küssen. „Argh!“ schrie er auf, als sie seine verwundete Schulter berührte. Tanira schaute ihn besorgt an. „Helft ihm hier raus!“ befahl sie, als sie bemerkt hatte, in welch desolatem Zustand er sich befand.

Aldare hatte den Platz vor dem Ratsgebäude erreicht und schaute sich um. „Sind sie schon wieder weg?“ fragte sie aufgeregt. „Kann ich mir nicht vorstellen, Euer Hochgeboren.“ „Dann sichert das Gebäude! Sie werden schließlich da raus müssen!“

Die Schwingen stürmten durch die Flure des Ratsgebäudes. Entschlossen stürmten die Männer und Frauen auf die Pforte zu. Mit energischem Druck wurde die Türen der Pforte geöffnet. „Keinen Schritt weiter!“ ertönte es über den Platz, als die Schwingen den Vorplatz betraten.

Aldare sah die Truppen der Usurpatorin aus dem Ratsgebäude stürmen. Sie trat vor. „Tanira, ich fordere Dich hiermit zum letzten Mal auf: Ergib Dich!“ Tanira schaute sie ernst an. „Du beschuldigst mich des Verrats! Du bezeichnest mich als Thronräuberin! Du verlangst, dass ich mich ergebe!“ Leicht traten ihr Tränen der Wut in die Augen. „Ich habe nur versucht, Deinen Willen zu erfüllen! Du warst nicht hier und kannst nicht ermessen, was geschehen ist!“ „Glaube mir, dass kann ich sehr wohl! Ich will doch nur das Beste für Natzungen!“

Tanira schaute sich skeptisch um. Ihr Blick fiel zurück auf ihre Männer und Frauen und auf Hadrumir, der gestützt von zwei Soldaten hinter ihr stand. Sie strich sich eine Strähne aus dem Gesicht, als urplötzlich ein Bolzen neben ihr im Boden einschlug. Auf dem Platz herrschte für einen Moment Stille. Der Bolzen hätte Taniras Kopf getroffen, wenn sie sich einen Moment später gedreht hätte. Tanira erstarrte. Die Schwingen sprangen sofort vor, die Schilde zum Schutz erhoben. Die Erkenntnis traf sie wie ein Schlag in die Magengrube: Aldare wollte sie töten!

Aldare schaute entsetzt auf das Geschehene. Vor dem Gebäude positionierten sich die Schwingen. Aldare flüsterte leise: „Das habe ich nicht gewollt!“ Hilflos musste sie mit ansehen, wie sich die Schwingen zum Angriff formierten. Der Gerstunger neben ihr bellte irgendwelche Befehle.

Tanira bekam von dem folgenden Angriff fast nichts mit. Sie reagierte nur noch mechanisch. Mit ihrem Schwert in der Hand wehrte sie Hiebe ab, teilte wieder aus und ließ sich vom Sturm der Männer und Frauen um sie herum treiben.

Aldare musste hilflos zusehen, wie die Gardisten von den Soldaten zusehends zurück gedrängt wurden. Schließlich stürmten die Schwingen in die Straßen Natzungens davon. Auf dem Platz lagen Verwundete. Aldare vergrub das Gesicht in den Händen. „Das darf doch alles nicht wahr sein!“ Der Stadtvogt trat zu ihr. „Euer Hochgeboren, bitte fasst Euch!“

Stolz erfüllte Egilmar, als er das Tor durchritt. Seine Frauen und Männer hatten Natzungen erreicht. Er hoffte noch heute mit der Baronin zu sprechen. „Egilmar, seht doch!“ Egilmar schaute auf. Eine große Gruppe Soldaten stürmte auf das Tor zu. Er erkannte das Wappen Taniras von Natzungen. Egilmar zog sein Schwert.

Nach dem Durchbruch hatten sie sich die Pferde und den Wagen geschnappt und jagten durch die Straßen. Tanira schaute auf das Tor, wo eine Gruppe von weiteren Gardisten sie erwartete. Doch waren dies keine Gardisten. Sie erkannte das Wappen: silberne Schneeglöckchen – Soldaten der Familie Bumenau.

Hadrumir schaute vom Wagen auf. Er sah die feindlichen Soldaten vor dem Tor. In Front konnte er den alten Blumenauer erkennen. Tanira und die Schwingen machten sich zum Angriff fertig. Hadrumir schaute sich um. Er brauchte eine Waffe. Er konnte sehen, wie Tanira ihr Schwert zog und Ihr Pferd auf den Blumenauer zu trieb. Mit energischer Kraft zog sie das Schwert durch. Kettenglieder rieselten auf den Boden, als Tanira die Schulter traf. Der Blumenauer holte seinerseits aus. Er traf Tanira am Bein. Tanira drehte ihr Pferd und holte zur Replik aus, doch ging ihr Schlag fehl. Hadrumir stockte der Atem, als er erkannte, dass Taniras Seite vollkommen ungedeckt war.

Brin setzte seine Runde locker und leichtfüßig weiter und sang dabei: „Hört, Ihr Leut, und lasst Euch sagen. Es hat die Perainestunde geschlagen.