Geschichten:Mit unserem guten Namen - Gut im Geschäft

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Alrikshain, Kaiserlich Alriksmark, Hesinde 1035 BF


Waltrude Fuchsberger begutachtete den sechsten Stoff, den ihr der dritte Tucher vorführte. Sie fühlte fachmännisch die Beschaffenheit des Stoffes, prüfte die Struktur des Gewebes, schätzte die Farbe ein - und schüttelte ihren schweren Kopf. »Nein, diesen Stoff kann man nur vor Kellerfenster hängen. Ich will ex-qui-si-te Ware. Ich will dasselbe Zeug, was ich in Schloss Neu-Sighelmsstein gesehen habe. Verstanden?« Die Stadtmeisterin von Alrikshain hatte eine Stimme wie ein Reibeisen, aber ein rostiges. Kaum mochten 50 Sommer über ihren Scheitel gegangen sein, doch war deutlich, dass vielmehr etwa 50 Winter hinter der Frau lagen, die ihren Stadrat in ebenso festem Griff hatte wie ihre Geschäfte.

Geschäfte!

Das war es überhaupt: Kein Plänkeln, kein Charmieren, kein Fuchsen und kein Wuchern: Echte Geschäfte waren das einzige, was Waltrude Fuchsberger so richtig erfreuten, also die Herstellung und er Vertrieb von Gütern. Die Fuchsberger vertrieb vor allem eine Ware: Pfeile, Köcher, Bögen, Armbrüste und Bolzen. »Bolzen-Walli« nannte man sie dafür. Und Bolzen-Walli war es recht. Wer bekam schon heutzutage einen Beinamen nur dafür, dass er zig Arbeiter in seiner Manufaktur schuften ließ? Stoerrebrandt, gewiss, für den war der »Pfeffersack« erfunden worden. Dabei produzierte er gar nicht, er machte Leih- und Zinsgeschäfte.

Geschäfte!

Damit hatte Bolzen-Walli auch angefangen. Gemeinsam mit anderen Ratsmitgliedern war sie in das Leihgeschäft gegangen. Warum auch nicht? Was sollte sie sonst mit all dem Geld anfangen, das ihre Produkte in die Kassen spülten? Noch mehr Vorhänge auswählen? So viele Fenster hatte das Bürgerhaus der Fuchsbergers dann doch nicht. Und selbst wenn man den feinsten Damast von Neu-Sighelmssteiner Machart vor jedes Loch hinge, so bleibe doch noch jede Menge Gold übrig.

Das Frappante war: Dieselben Leute, die Bolzen-Wallis Bolzen brauchten, brauchten auch ihr Gold. Also gab Bolzen-Walli ihnen, was sie wollten: Bolzen und Gold. Die einen nahmen dies, die anderen das. Manche nahmen beides. In die Grafschaft Hartsteen hatte Bolzen-Walli die besten Kontakte. Von dort wurde auch stets am verlässlichsten gezahlt. Es schien so, als wollte ihr Handelspartner immerhin den solventen Geschäftsmann mimen, wenn sein Ruf auch sonst sehr schlecht war.

Geschäfte!

Ob ihr bange werden sollte? Die Siandes hatten schon ihr Schlösschen verpfändet, und es schien, als würden sie ihre Schulden so bald nicht zurückzahlen können. Und nicht nur die Siandes. Klar, der Gatte der Burggräfin hatte Kredit, und Ginaya sowieso; aber die Sicherheiten schmolzen dahin: Erst der Stallbrand, dann der Diebstahl in der Burg. Dann dieses große Turnier, das buchstäblich ins Wasser gefallen war … Der Alrikshorst bot hierzu schon lange keinen Gegenwert mehr. Zumal wenn man zusammenzählte, was die Burggrafenkrone an Schulden bei der Stadt Alrikshain hatte.

Vielleicht konnte man mit der Burggräfin ein Geschäft machen? Eine Stadtmauer zum Beispiel?

Geschäfte!

»Packt Eure ganzen Fetzen wieder ein, ich verzichte auf Vorhänge zu Hause. Zeigt mir lieber etwas, was in das Schloss der Siandes passt!«


GG&P-Con 2012 Garetien-, Greifenfurt- und Perricum-Con 2012


Dieser Artikel verweist auf die Handlung des GG&P-Cons 2012.