Geschichten:Mich seht ihr nicht - Narrheit ists, das Mehl gegen den Wind zu beuteln

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Burg Friedburg, Baronie Gnitzenkuhl im Firun 1038

Drei Tage später waren die Mitstreiter eingetroffen, die schon zu Perricum den Segen im Kampf gegen Haffax erhalten hatten: Wallbrord von Löwenhaupt-Berg, der von seiner Tochter Elissa von Aelderklamm begleitet wurde, Selo von Pfiffenstock und Lyn ni Niamad von Brendiltal aus Haselhain, Bishdaryan von Tikalen sowie weitere Mitstreiter, die man für fähig befunden hatte: Arishia von Lanzenruh aus dem südlichen Weißbarûn, der junge Baron von Dürsten-Darrenfurt Thorondir von Dürsten sowie dessen Gnitzenkuhler Schwertmutter Leomara von Keilholtz und deren Nachfolger im Amte als ersten Ritter Gnitzenkuhls Hlutharion von Sturmfels.

Quendan hielt sich beim offiziellen Erfahrungsaustausch im Kaminzimmer anfangs zurück - zumindest solange, bis Geshla die üblichen Präliminarien der Gastgeberin absolviert hatte. Dann aber ergriff er das Wort: »Meine Damen, meine Herren. Die Krone entbietet Euch ihren Gruß …«

Wallbrord unterbrach ihn: »Ihr seid die Krone? Ich weiß ja nicht einmal, ob Ihr von Stand seid!«

»Nein, nicht ich. Ich vertrete Seine Exzellenz Horulf von Luring und dieser spricht mit der Krone. Übrigens auch mit der Markgrafenkrone, wie Ihr aus der Einladung zu diesem Treffen hat ersehen können. Bevor ich zur Sache komme, möchte ich bitten, dass wir überprüfen, ob Fenster und Türen alle gut geschlossen sind. Gut. Dann nehmt Euch bitte jeder eines dieser Säckchen hier. Ja, genau: Das ist Mehl. Bitte jetzt ordentlich in alle Richtungen des Raums pusten: so!« Quendan hatte ein Häuflein Mehl in die hohle Hand genommen und pustete es in alle Richtungen, dass eine dynamische Mehlwolke sich ausbreitete und die neben ihm stehende Lyn von Haselhain mit einer feinen Puderschicht bedeckte.

»Seid Ihr von Sinnen?«, wunderte sich die Hausherrin, Baronin Geshla von Gnitzenkuhl, gereizt.

»Keineswegs. Los, versucht es. Ich möchte, dass der ganze Raum ein schöner Mehlnebel ist.« Quendan machte weiter, sehr zum Verdruss einiger Anwesender.

»Hört auf! Was soll das?«, erschollen die Fragen.

»Wir haben einen ungewöhnlichen Führer auf unserer Hatz in den Wall. Ja, ganz recht: Es geht in den Raschtulswall. Domna Geshla wird uns gleich etwas über die Zielperson sagen, über die Herr Roderick von Isenbrunn bereits Kundschaft gemacht hat. Unser Führer aber, eine ausgekochte Ratte aus Haffax‘ eternenhaftem Stall, ein Verräter, wie er im Buche steht, dieser Führer ist - unsichtbar. Und ich möchte ganz sicher gehen, dass er uns nicht belauscht, indem er einfach in der Zimmerecke steht.«

Selo fühlte sich mit einem Mal unwohl, es sollte schon wieder in die Berge gehen, diesmal der noch ungleich schroffere Wall. Und was erzählte man ihnen hier von einem unsichtbaren Führer und dann diese merkwürdige Mehlspielerei. Doch er hielt sich ruhig und schaute nur ungläubig zu Lyn herüber, die seinen Blick als einziges erkannte und ihm aufmunternd zulächelte.

Die meisten Adligen folgten nun zögernd dem Beispiel des Boten und bliesen Mehl in die Winkel des Raums. Um bei der Wahrheit zu bleiben: Es machte einigen sogar Spaß, wie Gekicher verriet. Ein weißer Schatten unter herabrieselndem Mehl zeigte sich aber nicht in dem Raum.

»Gut«, schloss Quendan. »Wir sind unter uns. Bestens, dann kann ich den mündlichen Befehl des Cantzlers übermitteln: Die Hatz auf Haffax‘ Waffenschieber und mutmaßlichen Bürgerkriegsaufwiegler ist wichtig und wird der Krone einen lange schon begehrten Reichsverräter liefern: Terrebor von Kollberg. Ihn müssen wir auszuschalten - ob er über Haffax und seine Taktiken etwas weiß oder nicht, denn er hat Perricum nie verlassen. Das bedeutet: Terrebor wollen wir tot oder lebendig. Was unser unsichtbarer Verräterfreund aber nicht weiß, ist: Ihn wollen wir. Und zwar unbedingt lebendig. Er hat eine ›Einladung‹ nach Bogenbrück, die er unmöglich ablehnen kann. Unsere Aufgabe ist es nun, Terrebor zur Strecke zu bringen, seine Bande zu sprengen, seine Mittelsmänner und möglichen Verbündeten in Perricum ausfindig zu machen und - das ist das wichtigste - den Unsichtbaren nach Bogenbrück zu verbringen, gegen seinen Willen. Darüber Stillschwiegen. Den Rest können Domna Geshla und Isenbrunn darlegen.«

Selo schluckte es ging um einen Nebachoten, wenn sich die meisten auch von diesem abgekehrt hatte, wusste er doch dass es auch immer noch einige gab die seinen Namen mit Ehrfurcht führten, wie auch den Aslans von Schurr, das würde für erneutes Rumoren sorgen, schwierige Zeiten.

Bemehlt und dennoch um Würde bemüht, räusperte sich die Baronin von Gnitzenkuhl dann auch umgehend und riss Selo aus seinen Gedanken. Ein wenig blass um die Nase und weniger herausgeputzt als sonst wirkte sie. „Wie die Versammelten nun wissen, handelt es sich bei der sichtbaren Person um einen Mann, der sich lange Zeit erfolgreich jeglichem Zugriff entzogen hat. Das heißt, er hat Unterstützung aus verschiedenen Quellen gehabt, die ihm das ermöglicht haben. Familie, Kampfgefährten, andere Reichsverräter oder Ruchlose! Wir dürfen diese Aufgabe keineswegs auf die leichte Schulter nehmen. Mein Gemahl wird sich ebenfalls anschließen, sowie weitere bergerfahrene Streiter, sowie Wildnis erfahrene Führer. Auch wenn es hier nicht jene grimmen Winter wie im hohen Norden gibt, so sind die Höhen des Walls keineswegs zu unterschätzen. Ich“ hier betrachtete sie die Anwesenden eindringlich, „würde es sehr begrüßen, wenn wir Terebor von Kollberg lebendig überführen könnten, sodass Recht über ihn gesprochen wird, und auch sein Wissen noch von Nutzen ist, im Kampf gegen den Reichsverräter Helme Haffax!“

Sie trat zurück und überließ nun dem Isenbrunner das Wort. „Ich kann mich den Worten Ihrer Hochgeboren nur anschließen. Zudem ergänzen, dass Rüstzeug und andere Dinge in ausreichendem Maße gelagert sind, sollte jemand die Notwendigkeit sehen, sich für diese Sache noch zusätzlich ausstatten zu wollen. Karten liegen vor, Proviant und anderes bereits für die Packpferde gerichtet. Bei Fragen stehe ich jederzeit zur Verfügung! Sobald der“ er suchte nach den rechten Worten, „erwartete weitere Gast eingetroffen ist, werden wir aufbrechen können.“

„Dürfen wir auch erfahren um wen es sich bei diesem Gast handelt, wenn wir ihn schon nicht sehen können? Ist er überhaupt ein Mensch?“, Lyn war schneller aufgesprungen als Selo sie zurückhalten konnte. Auch wenn er ihr Recht gab dass man ihnen durchaus mehr Informationen geben könnte als es diese Geheimnistuerei tat, doch so war hier doch eher Ruhe gefragt. Diese Frau und ihre direkte Art. Selo lächelte eigentlich waren sie ein gutes Gespann und so fühlte er sich gleich weniger unbehaglich.

"Berechtigte Fragen", pflichtete Wallbrord Lyn und Selo bei. "Wenn wir schon diesen Terrebor für die Krone", der Vellberger fixierte Quendan für einen Moment mit einer gereizt wirkenden Miene, zur Strecke bringen sollen, dann begrüßte ich es sehr, wenn man hier mit offenen Karten spielte. Ich wüßte gerne vorher, mit wem ich in die Berge ziehen und womöglich Seite an Seite kämpfen soll. Und nur mal so am Rande: Gibt es, vom bereits Gesagten abgesehen, sonst noch etwas, daß wir über den Kollberger wissen sollten? Mögliche Verbündete? Kontakte? Verstecke? Ach ja: Wie sieht der Kerl eigentlich aus? Wäre ja schon recht hilfreich zu wissen, wen wir da eigentlich dingfest machen sollen, oder?" schloß Wallbrord lakonisch.

»Über den Kollberger sollte Domna Geshla mehr wissen, wenn nicht alles, oder zumindest Herr Isenbrunn. Über den Aufenthaltsort der Bande werde ich Euch sogleich mehr Aufschluss geben können», er wies auf eine Kartenrolle, die schon bereit lag, »und was unseren Führer betrifft, der über die Waffenlieferungen und den … hm … Vertriebsweg besser bescheid weiß, will ich Euch kurz berichten, was mit Seine Exzellenz auf den Weg gegeben hat.«