Geschichten:Lage in Wasserburg - Ein klärendes Gespräch

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24. Peraine 1042 BF, Stadt Wasserburg, Stadtmark Wasserburg
Dara von Hardenstatt durchschritt die Gänge des Ratsgebäudes der Stadt Wasserburg mit hocherhobenem Kopf. Die schwarzen Stulpenstiefel waren, wie die goldenen Knöpfe, auf Hochglanz poliert und die dunkelblaue Kapitänsjacke saß perfekt. Ebenso die dunkelblaue Hose, an deren Seite der Offizierssäbel in einer mattschwarzen Lederscheide steckte. Unter dem linken Arm trug die junge Frau ihren Kapitänshut und wurde flankiert von ihrem Hauptbootsmann und einem weiteren Unteroffizier. Auch bei ihren Begleitern hatte sie darauf geachtet, dass jede Falte richtig lag, das Haar ordentlich und gekämmt und die Männer ordentlich rasiert waren.
Vor einem Tag war ein Bote in der Hafenmeisterei erschienen und hatte ihr ein Schreiben der Ratsmeisterin Arwide Darpathaus überreicht. Es war eine Einladung zu einem klärenden Gespräch. Die Lage am Hafen war nicht mehr haltbar und ein Festhalten am Status quo war nicht mehr hinnehmbar.
Aus diesem Grund war Dara am heutigen Tage, mit ihrer kleinen Gesandtschaft, aufgebrochen und wollte zumindest im Auftreten einen guten Eindruck machen.
Und wie die Drei so ihres Weges gingen, fragte sich Dara was sie im Büro der Ratsmeisterin erwarten würde? Die Götter wussten, das alles war unbekanntes Gebiet für die Kapitänin. Eigentlich wollte sie nicht mehr in irgendwelche politischen Ränke verwickelt werden und einfach ihren Dienst machen, doch das Schicksal hatte wohl anderes mit ihr vor und so fand sie sich auf dem Spielfeld der Politik wieder.
Und dieses war ihr schon damals in den Zacken zu unangenehm gewesen.
Die Seeleute blieben vor einer Doppeltür aus dunklem Holz, vor der ein Mann stand, stehen. Dieser drehte sich um und öffnete die Tür und während er durch sie schritt kündigte der Mann Dara und ihre Männer an, "ihre Wohlgeboren Dara von Hardenstatt, Kapitänin und Kommandantin des Stützpunkts der Sonderflottille Flußwacht!"
Der Raum besaß große, fast bodenbündige, Fenster - welche von großen, schweren Samtvorhängen eingerahmt wurden - welche genug Glanz der Praiosscheibe durchließen um ihn gänzlich zu erleuchten.
In der Mitte stand ein langer Tisch, aus dunklem Holz gefertigt, in dem filigrane Schnörkel geschnitzt worden waren. An dem Tisch standen großlehnige, gepolsterte Stühle, die versprachen auch nach langer Sitzung noch bequem zu sein, gegenüberliegend der Fenster hingen große Portraits der ehemaligen Ratsmeister. Überthront wurde das ganze Szenario von einem gewaltigen, goldenen, zwölfarmigen Kronleuchter. An dem gegenüberliegenden Tischende hatten die Ratsmeisterin, ihr Sekretär und die restlichen Mitglieder des Stadtrats Platz genommen. Als die Männer und Dara eintraten erhoben sich die wartenden Vertreter der Stadt, "Willkommen Eure Wohlgeboren von Hardenstatt! Wir freuen uns, dass Ihr unserer Einladung gefolgt seid!", eröffnete Frau Darpathaus das Gespräch und deutete eine Verbeugung an.
"Vielen Dank, Frau Darpathaus für diesen freundlichen Empfang! Es ist mir ebenfalls eine Freude hier zu sein, ich denke wir haben einiges zu klären und sowas geht von Angesicht zu Angesicht besser als über Boten und Muskelspiele, nicht?", entgegnete Dara mit ernster Miene, die Ratsherrin kommentierte die direkten Worte der blonden Frau lediglich mit einer Geste auf die Stühle und setzte sich dann.
Dara und die Ihren taten es dem Rat gleich und so saßen sich die Vertreter der Stadt Wasserburg und der Sonderflottille das erste Mal seit langem wieder von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Nach einigen Augeblicken, die zumindest Dara vorkamen wie eine Ewigkeit, räusperte sich Frau Darpathaus, "ich denke wir haben uns hier verrannt. Die jetzige Lage gereicht weder Euch, noch uns zum Vorteil und bindet Kräfte, die anderswo besser genutzt werden könnten", schloss die Ratsmeisterin.
Als hätten WIR damit angefangen... Ist doch auf eurem Mist gewachsen! dachte sich Dara während sie langsam zu nicken begann.
"In der Tat, beide Seiten haben gezeigt, dass sie willens sind ihren Willen auch gegen den des Anderen durchzusetzen. Da gebe ich euch Recht", stimmte Dara, so neutral wie sie es hinbekam, zu.
Abermals vergingen einige Momente ehe Arwide ihre Stimme erhob, "was schlagt Ihr, als Vertreterin der Sonderflottille denn vor? Immerhin sind wir ja nun schon übereingekommen, dass wir so nicht mehr weiter machen können, dann brauchen wir jetzt Lösungsansätze", stellte sie fest.
"So wie ich das sehe ließen sich alle Probleme mit einem Ausbau des Hafens beseitigen. Was, ob des sowieso gestiegenen Aufkommens von Schiffen, ohnehin geschehen sollte und in eurem Interesse steht", erwiderte Dara, die sich alle Mühe gab nicht aufzuspringen und die Ratsmitglieder anzuschreien, hätten sie dieses Gespräch und Lage doch nicht, wenn der Stadtrat von Anfang an einfach die Liegeplätze ausgewiesen.
Auf der Seite der Ratsmitglieder begann ein leises Geflüster, welches Arwide schnell beruhigen konnte. "Ich gebe zu, der Hafen gehört ausgebaut, allein wegen seiner wichtigen Bedeutung. Doch so ein Unterfangen braucht Geld, viel Geld und Zeit! Das wird also nicht von Heute auf Morgen gehen", erklärte sie übertrieben freundlich.
Dara atmete hörbar aus und blickte zu ihren Begleitern, Ubertus Perainestig schob seiner Kapitänin eine Mappe zu, welche er für sie getragen hatte. Grüblerisch zog Dara die Mappe zu sich und blickte hinein. Das hatte sie ja ganz vergessen, die Briefe und Befehle der Kommandantin von Gerben. Verstehend nickte sie ihrem Hauptbootsmann zu und wandte sich dann wieder an den Stadtrat, "wir, die Sonderflottille, verstehen, dass ein solcher Ausbau kostenintensiv und zeitaufwändig ist. Beim Ausbau eines Hafens muss auf viele Kleinigkeiten geachtet werden, Verteidigungsfähigkeit, Nutzbarkeit für zivile Angelegenheiten und so weiter und so fort...", Dara holte tief Luft ehe sie fortfuhr, "aus diesem Grund sind wir dazu bereit den Bereich, der für die Sonderflottille ausgewiesen wird größtenteils aus eigenen Mitteln zu bezahlen, brauchen jedoch definitiv mehr Platz für unsere Schiffe und Mannschaft, da geplant ist den Stützpunkt auch von der Besetzung her zu vergrößern", schloss Dara und blickte Arwide tief in die Augen.
Diese erwiderte, ohne zu blinzeln, den Blick und ließ sich die Worte erst einmal durch den Kopf gehen.
"Größtenteils aus eigenen Mitteln? Höre ich da eine Forderung, dass sich die Stadt bei eurem Ausbau beteiligen soll? Also natürlich darüberhinaus gehend, dass wir euch natürlich auch gleich bei dem Ausbau des Hafens mehr Platz geben sollen. Mehr Platz und Geld, ist es das was ihr von uns, der Stadt, verlangt, von Hardenstatt?", den Namen spieh Daras Gegenüber fast aus.
"Seht es nicht als Forderung, sondern eher als eine Bitte. Von einem Diener des Markgrafen an einen anderen Diener, wenn Ihr so wollt", erwiderte die junge Kapitänin und setzte ein Lächeln aus, welches leider in eine arrogante Schnute endete.
Abermals unruhiges Gemurmel auf der Gegenseite, dieses Mal hatte die Ratsmeisterin jedoch ihre lieben Mühen die aufgebrachten Räte zu beruhigen und auf Linie zu bringen. "Es tut mir leid aber auch von Diener zu Diener können wir eine solche Bitte nicht erfüllen! Uns fehlt schlicht das Geld für eine so große finanzielle Belastung, die Kassen sind klamm und wir brauchen jeden Heller. Was wir Euch anbieten könnten, wäre...", Frau Darpathaus überlegte kurz, ehe sie fortfuhr, "dass wir Euch und der Sonderflottille den Platz ausweisen, den Ihr benötigt. Das sollte kein Problem sein, wenn nicht geplant ist den halben bestehenden Hafen zu besetzen. Darüber hinaus können wir uns vorstellen die Liegeplätze Euch, ohne Gebühren, zu überlassen".
Ich hab mich schlau gemacht, die Gebühren dürftet Ihr uns sowieso nicht aufbrummen! Verdammte Geldsäcke, Bürger bleiben Bürger, egal ob sie jetzt einen Hof oder eine Stadt besitzen... dachte Dara für sich und begann auf ihrer Unterlippe herumzukauen. Besser würde es aber wohl nicht werden, so raffte sich Dara auf, reckte das Kinn nach vorne und nickte knapp, "ich denke, dass das ein Angebot ist, welches wir annehmen können! Natürlich nur unter Vorbehalt, hat das letzte Wort doch immerhin Kommandantin von Gerben, welche ich das Ergebnis dieses Gesprächs gerne so unterbreiten werde".