Geschichten:Kressenburger Neujahrsstechen 1042 BF - Teil 9

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Wolfenbinge

"Holdwin vom Kargen Land? Da war mir das Los aber nicht so hold diesmal." Angrist Siegrain von Blauenburg machte sich ernstlich Sorgen und merkte nicht einmal, wie sein Freund Brin von Gilbertholz bei dem ungewollten Wortspiel grinste. Mit gerade einmal fast 20 Götterläufen hatte er bisher zwar schon an drei Turnieren teilgenommen, aber in den Fußkämpfen war er stets in der ersten Runde geschlagen worden. Und auch diesmal rechnete der Jungritter nicht mit einem anderen Ausgang. "Ich hab mich umgehört, Brin. Nicht nur, dass er erheblich älter und damit erfahrener ist als ich, er kann auch schon wesentlich mehr Erfolge im Turnier aufweisen. Das wird ein harter Kampf."

"Das wird es sicherlich, Angrist.", pflichtete der Angesprochene dem Jungen Löwen bei, als er ihm gerade dabei half, die Rüstung anzulegen. Beide hatten keine Knappen und so halfen sie einander bei den Dingen, die ein fahrender Ritter nur schwerlich allein bewältigen konnte. Sie hatten gemeinsam trainiert, dann gebadet und sich die Muskeln massiert. Und nun halfen jeder dem anderen, sich standesgemäß für ihre ersten Kämpfe dieses Turniers zu rüsten.

"Aber darum geht es doch. Wenn du einen guten Kampf gegen einen erfahrenen Gegner lieferst, dann ist es nicht schlimm, zu verlieren. Selbst dein berühmter Onkel hat so manches Mal auf Turnieren verloren."

"Fang du jetzt nich auch noch mit dem an!" Die Erwiderung Angrists kam heftiger hervor, als er es beabsichtigt hatte, aber sein Freund nahm das ungerührt hin. "Rondrian hier, Blauenburger da... Ich kann es nicht mehr hören. Ich bin hier, um mir selbst einen Namen zu machen! Und wenn ich gleich im ersten Kampf ausscheide, wie soll ich mich da hervortun? Kannst du mir das sagen?"

"Wie gesagt, kämpfe rondragefällig, und man wird dich schon beachten. Kämpfe stolz und aufrecht, wie es einem jungen Löwen ansteht!" Mit diesen Worten packte Brin Angrist bei den Schultern und schaute ihm lang und eindringlich in die Augen. Hübsche Augen, wie Brin immer wieder dachte. Blau, wach und meistens strahlend. Augen, die er nur zu gern ansah.

"Du hast leicht reden." Angrists Erwiderung riss den Gilbertholzer aus seinen Gedanken. "Wen hast du den als Gegner? Marbert von Preil? Der war im letzten Götterlauf noch Knappe und ist da im Knappenturnier in der zweiten Runde herausgeflogen."

"Das schon, aber das heißt nicht automatisch, dass er ein leichter Gegner sein muss. Ich habe nur wenig mehr Erfahrung. Und in Turnieren geschehen oft unerwartete Dinge. Vielleicht gewinnst du doch! Vielleicht gewinnen wir beide!"

"Ja, das wäre schon toll." Insgeheim hoffte der junge Blauenburger natürlich, diesmal weiter, als nur in die erste Runde zu kommen. Und vielleicht sogar noch weiter. Dann fiel ihm plötzlich auf, dass er gegen seinen Freund würde antreten müssen, wenn sie es beide bis ins Viertelfinale schaffen sollten. Der Gedanke bereitete ihm Unbehagen. Er schaute seinen Freund an. Er wollte ihn nicht schlagen. Oder gar verletzen.

Um sich abzulenken, wechselte er das Thema. "Wer ist eigentlich diese Simia von Beldenhag, gegen die Ritter Welf streiten wird?"

"Ich habe nicht den Hauch einer Ahnung. Ich weiß nur, dass Ihr Vater der Baron von Beldenhag ist."

"Nun gut, soll sich der Hindenhager mit ihr herumschlagen." Diesmal fiel ihm selbst das unbedachte Wortspiel auf und das entlockte ihm ein Grinsen, das den Jungen erkennen ließ, der er ja doch noch war. Ein Grinsen, dass Brin so mochte...

"Möge Rondra wählen!" Mit diesen Worten umarmte Brin seinen Freund - um ihm Mut zu machen und weil er es einfach gerne tat.

"Möge Rondra wählen!" Angrist nahm die Umarmung gerne entgegen und erwiderte sie einen Moment länger, als man es von jungen Recken vielleicht erwarten würde.


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Texte der Hauptreihe:
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K3. Teil 3
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K6. Teil 6
K7. Teil 7
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Autor: Arne S.