Geschichten:Intrigenspielchen Teil 1

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Randersburg, Efferd 1025 BF


„Also wirklich Nimmgalf, ein derart stümperhaftes Vorgehen hätte ich von einem von Hirschfurten nicht erwartet, auch nicht, wenn er noch jung an Jahren ist.“

„Aber Oheim Ungolf, Ihr sagtet doch selbst, dass ich meinen Gegnern nur schaden könne, wenn ich starke Verbündete in meinem Rücken weis. Und da dachte ich, den Gallsteiner vor der Königin zu diffamieren, wäre eine kluge und vorausschauende Handelsweise.“

„NARR!“

Der Lederhandschuh des alten Mannes landete klatschend in Nimmgalfs Gesicht. „Wie ein kleines Kind zu seiner Amme bist Du zur Königin gelaufen und hast ihr was von Treueschwur und ewiger Loyalität erzählt, und wie verschlagen und böse doch der Gallsteiner in Deinen Augen ist. So etwas hört sie jeden Tag. Du bist nichts als eine weitere lästige Hofschranze in ihren Augen. Den Gallsteiner wird sie aufgrund deiner stümperhaften Intrigenversuche nicht minder schätzen als vorher, so viel steht fest.“

„Vergebung Oheim, aber ich glaubte auch in Eurem Interesse zu handeln.“

„NICHTS HAST DU!“ Der alte Ungolf von Hirschfurten, seines Zeichens ehemaliger Reichserztruchsess, wurde langsam zornig.

„Du hast es lediglich geschafft, unseren altehrwürdigen Namen ins Lächerliche zu ziehen. Im Bereiche der Staatskunst und Intrigen hast Du noch Einiges zu lernen! Aber ich denke, ich weiß da Abhilfe.“

„Oheim, Was meint Ihr?“ fragte der junge Baron zögerlich.

„Die Lösung Deiner Probleme liegt ein paar hundert Meilen südwestlich.“

Nimmgalf überlegte kurz. „Ihr meint das Horasreich. Aber was habe ich mit diesen geckenhaften Degenschwingern zu tun?“

„Hmhmhm!“ Der alte Ungolf musste schmunzeln. „Nichts. Noch nichts, mein lieber Neffe. Aber das wird sich bald ändern, das garantiere ich Dir. Denn ich habe vor, Dich mit einer äußerst liebreizenden jungen Dame bekannt zu machen, die Dir nicht nur mit dem Rapier, sondern auch auf dem hochsensiblen Parkett der Diplomatie um Jahre voraus ist.“

„Ihr wollt WAS? Das könnt ihr mir doch nicht antun, Oheim. Ihr wisst doch, welche Abneigung ich gegenüber den Horasiern empfinde.“

Nimmgalf war entsetzt - sein eigener Onkel schien ihn mit einer Horasierin verkuppeln zu wollen.

„So, kann ich nicht? Nun, vielleicht solltest Du Dir die Dame erst mal anschauen, ehe Du vorschnell urteilst. Ich versichere Dir, Neffe, ihr hübsches Äußeres wird nur noch von der Schärfe ihres Verstandes übertroffen.“

Nimmgalf beschloss, erst einmal gute Miene zum bösen Spiel zu machen. „Und wann und wo soll ich die Dame kennen lernen?“

„Ich habe bereits eine Kutsche für eine mehrwöchige Reise vorbereiten lassen. Du wirst morgen früh nach Vinsalt abreisen.“

„WAS? Nein, niemals! Hört Ihr Onkel, niemals! In ein paar Tagen beginnt das große Frühjahrsturnier in Hornbach. Da muss ich als Mitglied der Pfortenritter in jedem Falle...“

„SCHWEIG!“

Erneut klatschte Ungolfs Handschuh ins Gesicht des jungen Barons. Jeden anderen hätte Nimmgalf sofort zum Duell gefordert, doch seinen Onkel und seine Launen fürchtete er.

„Du wirst reisen, Neffe, Du wirst. Oder ich werde Dir zeigen, was es bedeutet, mich wütend zu machen.“

„Vergebung Oheim, ich werde natürlich tun was Ihr sagt“, entgegnete Nimmgalf zerknirscht. Er wand sich ab zu gehen.

„Auf ein Wort noch, Neffe!“

„Ja?“ Nimmgalf drehte sich noch einmal um.

„Der Name der jungen Dame lautet: Comtessa Simiona di Silastide-Marvinko. Merke er sich das.“

Nimmgalf zögerte noch.

„Du kannst jetzt gehen, Neffe!“

„Danke, Oheim!“ Mit gemischten Gefühlen verschwand Nimmgalf auf sein Zimmer.