Geschichten:Im Schatten der Sphinx - Die Sphinx auf der Pyramide

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Auto: Jan

Anfang Efferd 1036 BF, Dorf Rash Lamashu

Sie war im Dunkel der Nacht gekommen und hatte sich, ungewohnt für sie als Kriegerin, in dunkler Gewandung auf das altertümliche Bauwerk geschlichen. Sie wollte auf Nummer sicher gehen, man kannte sie hier gut. Sofern sie hier soetwas wie Sicherheit überhaupt hatte. Denn auf oder gar in die Pyramide vorzudringen hatte viele, vorallem Schatz"sucher" schon das Leben gekostet. Aber als nomienelle Herrscherin des Landes um das Dorf hatte sie das Privileg die Shanya als Beraterin auf zusuchen (aber eigentlich bestieg man die Pyramide dafür nicht), nur hatte sie dies noch nie genutzt, vorallem nicht seitdem die Aranier hier nun die Herren waren. Mit einen Mal war sie sich unsicher bezüglich ihres Vorhabens. Natürlich hatte sie keine Angst, sie war eine der wenigen Frauen unter den Nebachoten die sich stolz Ammayin nennen durfte, doch die Sphinx in ihrer Ruhe zu stören behagte ihr dennoch nicht.

Trotzdem wollte sie der erhabenen Sphinx einen Besuch abstatten, ihr ihre Aufwartung machen und ihr ein Geschenk überreichen bevor sie und ihr Onkel zusammen mit ihrer und der Sturmfelser Baronin das Land zurückerobern würde. Der Plan stand, man hatte sich auch schon auf Burg Ferkinaschreck getroffen und die Truppen formiert und zusammen üben lassen. Dem Ganzen stand nichts mehr entgegen, sie würden sich ihre Heimat zurückerkämpfen.

Arishia atmete seufzend aus und ließ ihren Blick über die vielen alten Häuser zu ihren Füßen schweifen. Das würde viel Blut kosten, das ihre, aber auch das der hier in der Gegend lebenden Menschen. Aranier, Baburen, Nebachoten, Raulsche - alle lebten hier zusammen. Meist friedlich - im Schatten der Sphinx. Nur ihre Familie und die ihres aranischen Gegenspielers Amal ibn Harun stritten sich schon seit Generationen um dieses Land, obwohl es eigentlich IHR (die Sphinx) war - ähnlich wie in den meisten anderen Gebieten im Grenzgebiet zwischen Mittelreich und Aranien, doch hier waren die Karten und Verträge am ungenauesten und hier eingeklemmt zwischen Wall, dichten Wäldern und dem Barun_Ulah und seinen Nebenflüßen war es schwer ein Gebiet auf dauer zu halten. Und so kam es oft zu kleineren bis größeren Streitigkeiten zwischen den Herren beider Seiten, besonders hart traf es dabei Echternberg, Rappental und vor allem Rash Lamashu, dass wegen der Sphinx und der Pyramide schon seit vielen Generationen kultisch-religiöse Tradition besaß. Und nun würden ein weiteres mal Brüder und Schwestern, Vettern und Freunde gegeneinander kämpfen und Blut lassen, alles für dieses kleine Stück Land und das Ego dessen junger Herrscher, dabei lauerten da draußen noch ganz andere Gefahren und die Sphinx duldete es.

Sie schüttelte die Gedanken ab ohne darüber nachzudenken wie sie überhaupt darauf gekommen war, doch düster lagen sie auf ihrer Seele als sie mit einem miesen Gefühl im Bauch die letzten Stufen der Pyramide erklomm. Als die Plattform an deren Spitze in ihr Blickfeld kam erschrak sie und musste sich zusammenreissen um keinen aufsehenerregenden Laut von sich zu geben. Denn zwei große Augen starten ihr entgegen, tiefer und weiter als der Sternenhimmel, die Sphinx. Sie hatte sie noch nie von so Nahem gesehen, sie war riesig und überragte Arishia sicherlich um mehrere Köpfe und die mächtigen, ausgebreiteten Flügel legten den restlichen Körper in Schatten. Nur die äonentiefen Augen stachen daraus hervor und die Silhouette zeichnete eine majestätische Gestalt mit dem Körper einer Löwin und den Schwingen eines mächtigen Adlers. Beinahe wie die legendären Greifen, nur dass aus dem Kopf des Wesens kein großer Schnabel ragte sondern sich Kopf und Brust eines Menschen abzeichneten. Wunderschön und mächtig wie Arishia sich eingestehen musste.

Momente vergingen bis die Sphinx die Flügel sinken ließ und sich einfach von ihr abwand. Sie fiel dabei fast aus einer Trance, einem Schlaf, die vagen Bilder vor ihrem inneren Auge schwanden schnell, wie Träume, keines konnte sie festhalten. Sie fühlte sich wie ein Kind und das Gefühl von Scham kam in ihr auf. Unbeholfen schritt sie der Sphinx mit ihren weichen Bewegungen hinterher, die sie scheinbar ignorierte. Arishia suchte nach ihrer Stimme und fand sie in einem schwachen Zustand vor und sprach deshalb unsicher und leise auf Nebachotisch: "Erhabene Sphinx, meine Name ist Harish'ya han Lamashu, die Tochter Ali'Adins, dem letzten rechtmäßigen Sharus (gar.: etwa Junker) dieses Landes. Ich bin gekommen um Euch ein Geschenk zu überreichen im Namen meiner Ahnen und Baronin dieser Lande. Denn wir haben vor das Land meiner Vorfahren wieder an uns zu nehmen, wie es Recht ist und hoffen auf Euer Wohlgefallen oder zumindest Eure Neutralität." Sie legte das Geschenk, ein edler, einen Spann großer Spiegel gehalten von zwei Katzen, vorsichtig vor sich auf den Boden. Die Sphinx drehte sich nur einmal kurz zu ihr um, wand sich dann wieder ab und richtete ihren Blick gen Nordosten. "Nimm was du meinst was dein Recht ist, Menschlein.", die Sphinx drehte sich nicht einmal um als sie ihr nach langer Zeit antwortete, aber ihre Worte hämmerten in ihrem Kopf, als würde Ingerimm persönlich sie in Arishias Kopf schmieden, "Doch wenn alles nur ein Spiel ist, wer wird letztlich siegen, wenn der Einsatz das Feuer ist? Geh, Menschlein, sei Vorbereitet."