Geschichten:Helden von Gareth - Gleichgesinnte

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Kaiserlich Sighelmsmark, Junkertum Zweifelfels


Gut Zweifelfels, Anfang Praios 1036 BF:

Es war ein warmer Sommertag, fast schon zu warm um sich draußen länger aufzuhalten. Daher zog es Leomar von Zweifelfels vor im Inneren des weitläufigen Gutes seiner Familie zu verweilen. Ja, hier in der Goldenen Au lässt es sich wahrlich leben, dachte der Kronvogt von Neerbusch. Das Gut war praktisch sein zweites Zuhause, verbrachte er doch den größten Teil seines Lebens hier. Dennoch sah er sich voll und ganz als Waldsteiner, ohne Frage. Nur ließ sich das Leben halt in der Kaisermark besser genießen als im abgelegenen und vom Reichsforst fast überwucherten Waldstein. Leomar hatte hier ein paar ruhige Tage verlebt, der Hausherr Junker Oldebor war nicht zugegen, vermutlich bereitete der sich auf irgendein Turnier vor oder weilte am reisenden Kaiserhof und die Hausherrin Yolande von Hirschfurten-Zweifelfels zog es dieser Tage in die nahe Kaiserstadt. Einzig die schrullige Mutter des Junkers, Ederlinde von Eychgras war anwesend, sehr zum Missfallen Leomars. Er konnte diesen Hausdrachen schon nicht ertragen als er hier seine Knappenschaft absolviert hatte. Aber die Zeit spielte gegen sie, Boron würde sich der grantelnden Witwe schon bald annehmen.

Am späten Vormittag des vorigen Tages war Rhodena von Zweifelfels aus der nahen Gerbaldsmark auf ihr elterliches Gut gekommen. Leomar war sehr erfreut über den Besuch der jungen Ritterin, hatten die beiden doch in ihrer Jugend viel Schabernack zusammen getrieben und die Dienerschaft ein ums andere Mal auf Trab gehalten. Die beiden Zweifelfelser spielten gerade eine Partie Boltan als Rhodenas Mutter Ederlinde den durchaus prunkvoll, aber nicht überladen wirkenden Blauen Salon betrat. Denn im Gegensatz zu den Waldsteiner Zweifelfelsern, war die Kaisermärker Linie durchaus sehr wohlhabend.

„Leomar“, die schrille Stimme der gebürtigen Eslamsgrunderin durchschnitt die Stille, „Du hast Besuch. Es ist der Pfalzgraf von Bugenhog. Möchtest du ihn hier empfangen oder im Waldsteiner Kabinett?“

„Hab Dank, gute Ederlinde“, Leomar verdrehte seine Augen, was Rhodena zutiefst amüsierte, „Ich werde meinen Gast hier empfangen.“ Der Kronvogt wendete sich nun wieder Rhodena zu: „Ich möchte, dass du für mich zum Bärenau Turnier reist!“ Die junge Ritterin schien etwas verdutzt. „Was soll ich denn bei diesem provinziellen Turnier?“ - „Ich möchte, dass du dort etwas für mich erledigst, aber dazu später mehr!“ Mit einem Blick deutete er Rhodena an zu gehen, was diese auch widerwillig tat.

Mit einigem Schwung trat Parinor von Borstenfeld in den Blauen Salon. „Hochgeboren von Zweifelfels, welch unerwartete Freude Euch hier auf dem Gut Eurer Kindertage anzutreffen. Ich hoffte eigentlich der Hausherr wäre zugegen, aber ich werde mich auch mit Euch begnügen“, das Gesicht des Pfalzgrafen verzog sich zu einer grinsenden Fratze. „Aber Spaß bei Seite, natürlich würde ich Eure Gesellschaft stets vorziehen, seit ihr doch wieder in aller Munde.“

„Pfalzgraf“, der Kronvogt von Neerbusch deutete eine Verbeugung an, „Die Freude ist ganz auf meiner Seite Euch hier auf dem Gütern meiner Familie zu empfangen.“ Leomar deutete auf einen bequemen Sessel und schenkte seinem Gast ein Kelch Wein ein. Doch Parinor von Borstenfeld bevorzugte es augenscheinlich zu stehen und schritt an eines der großzügig angelegten Bleiglasfenster, in die Muster in verschiedenen Blautönen eingearbeitet waren und die dem Raum ihren Namen gaben.

„Hochachtung, Ihr habt Euch wahrlich für das Reich verdient gemacht. Eine neue Reichsstraße durch Waldstein und wie Ihr erst gegen die unerhörten Forderungen der Reichsstadt Perricum vorgegangen seid. Mein Kompliment.“ Parinor blieb die ganze Zeit am Fenster stehen und blickte hinaus. „Ich tat was ich tun musste, Hochgeboren“, Leomar räusperte sich, „Um so mehr schmerzt es mich, dass Euch auf dem Großen Kabinett nicht die Euch zugestandene Ehre zuteil wurde. So wie ihr vom Garether Pöbel bei Eurem Triumphzug von Sankt Parinor gefeiert und verehrt wurdet, wurdet Ihr in gleicher Münze von dem alten Adel geschnitten. Habt Ihr nicht den Sohn des Raulsmärkers gerettet? Und als Dank gibt der Burggraf nur dubiose Anschuldigungen von sich. Unerhört.“

Der Kronvogt von Neerbusch machte offensichtlich keinen Hehl daraus, dass er Burggraf Oldebor nicht besonders mochte, wie Parinor zufrieden feststellte. Welch Wunder, war doch die Familie Weyringhaus eng mit dem Haus Streitzig verbündet, den erbittertesten Gegnern der Zweifelfelser.

„Nun, lasst uns nicht über Vergangenes reden, Zweifelfels, sondern über Zukünftiges. Das Reich steht vor großen Umwälzungen, einige werden gestärkt daraus hervorgehen, doch andere werden vernichtet werden.“ Die Stimme des Pfalzgrafen klang unerwartet scharf. „Daher habe ich beschlossen zu investieren - und zwar in Euch.“ Leomar zog verwundert die Augenbrauen hoch. „Ja, Ihr habt richtig gehört. Als Kronvogt habt ihr die Aufgabe einen standesgemäßen königlichen Hof zu unterhalten und dieses götterverlassene Neerbusch dürfte dafür nicht genug abwerfen. Auch hörte ich von Euren Plänen die königliche Wehr im Norden zu verstärken. Und, hat Eure Familie nicht auch Interessen in der Kaisermark? Was ich Euch also bieten kann ist gutes Gold.“ Lauernd drehte sich Parinor zu Leomar, wusste er doch einen wunden Punkt getroffen zu haben, denn der Zweifelfelser war nicht dafür bekannt gut haushalten zu können und war stets darum bemüht neue Geldquellen aufzutun.

„Nun“, antwortete der Neerbuscher Kronvogt zögernd, war er doch etwas überrascht wie gut der Pfalzgraf von Bugenhog informiert war. „Wie üblich habt Ihr die Sachlage gut erkannt, auch ehrt es mich, dass Ihr so viel Vertrauen in mich setzt. Aber sagt, Pfalzgraf, was hättet Ihr davon? Denn alles hat stets seinen Preis und wären wir beide als große Wohltäter bekannt, würden wir dieses Gespräch jetzt im Travia-Kloster Immering führen und uns darüber auslassen wie wir das Elend im Südquatier bekämpfen könnten.“

„Zweifelfels, Ihr seid unterhaltsamer als ich angenommen hatte.“ Parinor wahr offenkundig amüsiert. „Lasst es mich so ausdrucken, die anderen großen Familien neiden der Euren wahrlich nicht die Herkunft aus den unergründlichen Tiefen des finsteren Reichsforstes, oder das übertriebene rondrianische Getue Eures Familienoberhauptes, nein, sie neiden Eurer Familie das schon sprichwörtliche Zweifelfelser Beziehungsgeflecht. Kaum eine Familie ist so gut im ganzen Königreich aufgestellt. Kurzum, was ich als Gegenleistung erwarte ist ein kleiner Gefallen hier und da. Ergo,tut einfach das was Ihr am besten könnt und werdet Eurem Ruf als Silberne Zunge von Auenwacht gerecht!“

„So so“, Leomar lächelte den Pfalzgrafen von Bugenhog vielsagend an und rieb sich mit der rechten Hand einen Augenblick an seinem adrett gestutzten Kinnbärtchen. Es war ihm von Anfang an klar gewesen, dass Parinor etwas von ihm wollte. „Ihr spracht über die Ambitionen meiner Familie in der Kaisermark, wie es scheint hat Eure Familie auch ebensolche, denn wie ich hörte, strebt Eure Base nach der Baronskrone von Vierok.“ Nun war es der Pfalzgraf der etwas überrascht wirkte, sich aber umgehend wieder fing. Ja, auch Leomar hatte seine Kontakte. „Ihr habt meine vollste Unterstützung für dieses Unterfangen, so meine Familie ihren Anteil vom Kuchen erhält.“

„Zweifelfels, Ihr werdet von mir hören“, mit diesen Worten setzte sich der zufrieden wirkende Pfalzgraf mit einem Grinsen im Gesicht in Bewegung und entschwand aus der Tür. Ein leises Knarren ließ Leomar aufhorchen. Eine der hölzernen Wandvertäfelungen öffnete sich und zum Vorschein kam Rhodena. Offensichtlich hatte sie das Gespräch belauscht, was Leomar nicht wirklich zu überraschen schien. „Wie wäre es, wenn du Junkerin in Vierok werden würdest?“ Die Augen der jungen Ritterin begannen zu leuchten...