Geschichten:Grauen am Darpat - Neutrale Stimmen und Analysen

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Dramatis Personae


Junkergut Kaltengrundt

So stark wie selten zuvor wünschet sich Unswin, er möge endlich seinen Ritterschlag erhalten um das Recht zu haben mit dem Kelsensteiner auf einer Ebene zu reden und ihm vor den Gastgebern zu widersprechen. Wobei es eigentlich kaum etwas an Marnions Bericht zu berichtigen gab. Es war erneut eher die Art und Weise wie er Leomaras Verdienste über die aller anderen stellte, die Unswin stellvertretend die Zornesröte ins Gesicht steigen ließ. Jemanden derart unverschämt herauszustellen und dabei die Rolle der Kampfgefährten völlig unter den Tisch fallen zu lassen kam schon fast einer Beleidigung der Ritterin gleich.

Marnion ließ es so aussehen, als hätte Leomara es nötig, dass man ihre Taten beschönigte, weil sie zu wenig erwähnenswert waren um für sich allein zu sprechen. Zudem beschlich ihn der Eindruck, dass dem Vogt der hohe persönliche Einsatz Leomaras recht unlieb war. Insofern hatte der Kelsensteiner ihr hierbei eher einen Bärendienst erwiesen. Unswin würde bei nächster Gelegenheit ein warnendes Wort an die Ritterin richten müssen, auf das sie den Junker bei Zeiten in die Schranken weisen konnte, bevor er noch mehr Schaden anrichtete.

Nun entschloss sich Selinde von Löwenhaupt – Hauberach noch ergänzend etwas vorzubringen.

„Da ich relativ unbeschadet aus dem Konflikt hervor gegangen bin und zudem die Baronin Bergthanns recht gut kenne, biete ich an dieser Stelle schon einmal an, dass ich ihr die Geschehnisse, die auf ihrem Land passiert sind, getreulich schildern könnte, so es gewünscht ist.“ Pallinai nickte ihr dankbar lächelnd zu. Dies würde vermutlich ermöglichen, dass Leomara ihre Verletzung erst einmal hier auskurieren konnte.

Als Selinde das Wort erhoben hatte, hatte Kain seinen Rücken nochmal durchgedrückt, um nicht den Eindruck von Schwäche aufkommen zu lassen.

Der Vogt Roderick von Isenbrunn war während der Schilderung der Geschehnisse ruhig geblieben. Seine Miene wirkte dabei fast unbeteiligt. Ganz im Gegensatz hierzu hatte Leomaras Mutter förmlich mitgelitten, als Marnion die Vorkommnisse am Turm geschildert hatte. Mitfühlend musterte sie die Menschen um sich herum, wusste sie nun welche Schrecken sie gesehen hatten.


„Habt Dank werte Baroness für dieses Angebot. Wir werden später besprechen, wie wir weiter vorgehen. Welche Schlüsse habt ihr aus den Erlebnissen und Funden gezogen? Was glaubt ihr ist an diesem Turm vorgefallen und vor allem warum?“

Unswin warf einen fragenden Blick zu Alexis, der ihm mit einem knappen Nicken zu erkennen gab, dass er sprechen durfte. Vernehmlich räusperte sich der Edelknappe, setzte sich etwas aufrechter hin und lenkte so die Aufmerksamkeit auf sich. Als er sprach sah er nur den Vogt an und zwang ihn durch den Augenkontakt dazu es ihm gleichzutun wenn er nicht unhöflich wirken wollte. Der Edelknappe wusste darum wie ungerne die meisten Menschen in sein entstelltes Gesicht blicken und zum ersten Mal bereitete ihm dieser Gedanke fast Vergnügen.

„Ausgehend von den Spuren die Meister Kor’win und Kain gefunden haben, müssen wir im Moment davon ausgehen, dass es sich hierbei um die Tat von Schmugglern handelt. Augenscheinlich war die Besatzung des Wachturms ihnen ein Hindernis bei ihren Geschäften, weswegen sie beseitigt wurden. Anschließend machten sie sich wohl die Gerüchte um das Untier aus dm Darpat zunutze hinterließen viele Spuren die uns auf diese Fährte locken sollten. Wir müssen in der Tat davon ausgehen, dass die Gefangenen in Eurem Keller etwas Genaueres über die Ereignisse am Wachturm wissen. Zum Einen trug dieses Gesindel die höchstwahrscheinlich gestohlenen Wappenröcke der Baronie und zum Anderen verhielten sie sich sehr verdächtig als sie auf die Turmbesatzung angesprochen wurden. Eine eingehende Befragung der Gefangenen sollte uns also mehr Sicherheit über die Vorkommnisse am Wachturm und die Zusammenhänge geben. Die Leichen der Wachmannschaft waren wirklich auf das grausamste verstümmelt und jeder der daran beteiligt gewesen ist, muss berechtigt um seinen Platz in Borons Hallen bangen. Um zu so etwas fähig zu sein, muss es etwas wirklich Wichtiges oder Wertvolles sein, was jemand vertuschen wollte.“

Mit einer kurzen Handbewegung gab Unswin zu erkennen, dass er fertig war und lehnte sich wieder an die Wand hinter sich.

„Novize Unswin hat wohl gesprochen. Es war eine Niedertracht gewesen, kein ehrenvoller Kampf“, ergänzte der Rondrageweihte, „hinzu zu fügen wäre noch, dass die getötete Wachmannschaft hinter dem Haus ihre letzte Ruhestätte erhalten haben und mit dem gesprochenen Grabessegen den Weg zu Borons Hallen finden werden.“

„Äs waren Schmugglär.“ Warf Kor’win trocken ein und drehte sich jetzt vom Fenster weg zur Runde hin.

„Äs waren Schmugglär, dässen bin ich mir sicher. Nur ob sie alles nur gestellt haben, odär nicht mit dem Wäsen zusammenarbeiten, konnte ich nicht herausfinden. Noch nicht, zumindest.“ Bei den letzten Worten, schaute der alte Jäger in Richtung Tür. „Wenn äs jedoch dabei gewäsen ist, duann ist äs nicht so groß wie man uns bisher glauben lassen wolltä.“ Nachdenklich drehte er den Kopf wieder zum Fenster und ergänzte leise. „Abär irgendetwas ist da draußän.“


Der Baroness war es unheimlich geworden bei den letzten Worten des alten Nebachoten und die Erinnerung an das Gesehene im Turm kehrte zurück. Der Krieg hatte sie vieles sehen lassen, doch hier im an sich friedlichen Darpatgebiet derartige Dinge zu finden war etwas anderes. Nachdenklich musterte sie Kain, der darum bemüht war Haltung zu bewahren und musste schmunzeln. Dennoch wollte sie ihre Zweifel nicht ungesagt lassen.

„Aber war es nicht so, dass diese Leute mit Unbehagen reagiert haben, als es darum ging in den Turm hinein zu gehen. Erinnert euch doch nur einmal daran wie diese Söldnerin mit der Peitsche aufgemuckt hat, als der Anführer sie dorthin geschickt hat. Wieso sollte sie sich zieren, wenn sie selbst dieses Unheil angerichtet haben?“

„Nun, dafür haben wir zwei Gefangene mitgebracht. Diese werden uns bestimmt einige Fragen beantworten können“, so der Geweihte, „sollten wir keine Ergebnisse bei ihnen erzielen, so werde ich mich mit ihnen unterhalten.“

Gerade bei den ersten Worten Alexis, nickte Kor’win kaum merklich. Wenn sie ihn nur mit ihnen ‚sprechen‘ lassen würde. Sie würden alles sagen, da war er sich sicher.

Marnion griff die Frage der Baroness auf.

„Es ist für uns kaum zu hoffen, mit der Dingfestmachung dieses Haufens das Verbrechen aufgeklärt zu haben. Ich stand für lange Zeit bis vor kurzem im Felde. Der Angriff auf die Festung trägt mit Sicherheit nicht die Handschrift dieser dumpen Halunken. Vielleicht arbeiten sie mit den wahren Angreifern zusammen, hier sind weit dunklere Kräfte am wirken und sie verfolgen mit Sicherheit einen Plan, der weit über Schmuggel hinausgeht. Des Weiteren mögen die Spuren noch so gefälscht sein, es würde mich doch sehr wundern, wenn nicht entweder doch ein Monster oder schwarze Magie zum Einsatz kamen. Zu schnell wurde die Besatzung des Turms niedergemacht und ihre Waffen wurden zwar zum Einsatz gebracht, aber ohne dass sie irgendeine Wirkung erzielt zu haben scheinen. Es sollten alsbald militärische Gegenmaßnahmen ins Auge gefasst werden. Das ist keine Angelegenheit die mit einigen Bütteln vor Ort angegangen werden kann. Wenn die Gefangenen verhört wurden, sollten die umliegenden Baronien und auch Perricum benachrichtigt werden. Wir müssen wachsam sein und der Gefahr von Anfang an begegnen, bevor auch der Darpat mit Krieg und Grauen überzogen wird. Ich war dabei, als es damals anfing. Wir alle wurden überrascht, weil wir uns im Frieden eingerichtet hatten. Wir Narren. Chor und Rondra lehren uns das der Krieg die Wahrheit ist. Dere ist das Schlachtfeld.”

Der Nebachote hielt inne und griff sich an seinen Verband. Seine Hand war blutig, als er sie fort nahm.

„Und dann?“ Fragte Kain. Die Wunde am Hals hinderte ihn laut zu sprechen, doch versuchte er dies mit Nachdruck in den gewählten Worten auszugleichen.

„Wuas dann? Was berichtän wir in P ä r r i c u m?“ Der Name der Provinzstadt kam Kain nur sehr schwer über die Lippen. „Und an wän wenden wir uns? Wuenn ich etwas gelärnt haba, dann, dass viele Raulsche gärne und langä reden, aber zum Handeln oftmals zu wenig Kor’hornis haben. Odär gehen wir direkt runter in duas nächste Dorf und richten eine Panik an?“ Herausfordernd sah der junge Nebachote und hielt sich den schmerzenden Hals.

In die Redepause hinein, betrat Leomara den als Besprechungszimmer gewählten Raum. Ihre Miene war als kühl und beherrscht zu bezeichnen, wenn nicht sogar arrogant. Sie trug ein schlichtes wiederum zweifarbig abgestimmtes Kleid in blau und wollweiß. Einzig die Säume waren mit kunstvoll gewebten Borten gesäumt, und zeigten den höheren Stand der Trägerin an.

„Verzeiht meine Verspätung.“ Diese Worte hatte sie in den Raum hinein gesprochen, jedoch ohne jemand speziell dabei anzusehen. Sie begab sich rasch an den Tisch, wo sie eben neben dem Kelsensteiner Platz nehmen wollte, als sie die blutigen Verbände sah. Rasch stand sie wieder auf.

„Aber Wohlgeboren, habt ihr nicht gesehen, eure Wunde blutet wieder.“ Ihre Mutter, die schon bei dem Eintritt ihrer Tochter dabei gewesen war ihren Gatten zu nötigen sie aufstehen zu lassen, war daher schnell an ihrer Seite.

„Leomara, du bleibst jetzt hier, deine Meinung wird hier noch gebraucht. Ich kümmere mich darum, dass Wohlgeboren von Kelsenstein neue Verbände erhält um euch alsbald wieder Gesellschaft leisten zu können. Linai wird mir zur Hand gehen.“

Die Magd, die ihnen soeben aufgetragen hatte, kam sogleich auf der anderen Seite des Gastes zu stehen, und streckte ihm hilfsbereit dem Arm hin. Die Frau mochte um die 50 Götterläufe alt sein, und hatte ein gütiges Gesicht das mit einigen Falten durchzogen war. Doch sie sah aus wie das blühende Leben selbst. Rote Pausbacken und ein warmes Lächeln im Gesicht stand sie abwartend da.

„Euer Wohlgeboren, Ihr seid zu freundlich zu mir.” Der Junker lächelte die beiden Damen an und ließ sich dann widerstandslos abführen, wobei er darauf bedacht war nirgendwo anzustoßen.



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Texte der Hauptreihe:
1. Rah 1032 BF zur abendlichen Perainestunde
Neutrale Stimmen und Analysen
Vermutungen und Lobeshymnen


Kapitel 46

Ungereimtheiten
Autor: Alex N., Eslam, Hermann K., Nicole R., Marcus F., Robert O.