Geschichten:Grauen am Darpat - Ein willkommener Passagier

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Dergelmund – Ende Ingerimm 1032 BF

Nachdem er seine Anweisungen und Befehle gegeben hatte, hatte Hakon sich direkt auf den Weg gemacht. Seine Hochwürden würde vielleicht mehr über diese seltsamen Sichtungen sagen können. Viel erfahren hatte er darüber bisher leider noch nicht. Das 'Ungeheuer' schien vom Golf gekommen zu sein. Vielleicht kam es ja auch immer wieder von dort? Ansonsten war da nichts, was ihm weiterhelfen würde. Unabhängig davon suchte er den Tempel auch aus einem anderen Grund auf. Er wollte Efferd seinen Respekt erweisen, wie er es noch vor und nach jeder Reise auf einem Schiff getan hatte.

Endlich an dem noch jungen Tempel angekommen, der nur über einen Steg zu erreichen war, klemmte er sich seinen Dreispitz unter den linken Arm und betrat den Weg zum Götterhaus. Für ihn zeigte der Steg stets die Launenhaftigkeit des Gottes. An einem Tag wie diesem, war es eine rechte Freude ihn zu beschreiten. Doch in Zeiten der Herbststürme, wenn das Wasser vom Wind aufgepeitscht wurde, dann konnte es eine rechte Herausforderung sein, zu seinem Ziel zu gelangen. Als er den Steg überquert hatte, fand er das Portal offen vor. Der kleine Tempel wirkte heute nicht so düster wie an manch anderen Tagen, da die Sonne durch das offene Tor in den Tempel strahlte. Das Innere war nur schwach von wenigen Gwen-Petryl-Steinen beleuchtet, doch durch den hellen Schein der Praiosscheibe offenbarte der Blick in die Tempelhalle die zahlreichen Mitbringsel, Gaben, Geschenke und vor allem Opfer an den Tempel, welche Verehrung der Launische in Dergelmund genoss. Es schien dem Kapitän beinahe so, als sei seit seinem letzten Besuch noch einiger Schmuck hinzugekommen.

Der Tempel selbst war jedoch leer, zumindest schien es Hakon auf den ersten Blick so. Doch dann bemerkte er, dass sich im hinteren Teil des Tempels eine Gestalt erhob und sich ihm zuwandte. Hochwürden Taseco hatte wohl gerade ein Gebet beendet, als er des Ankommenden gewahr wurde. "Efferd mit Euch, kommt nur herein!", und als er den Blick des Kapitäns über die Gaben bemerkte lächelte er schief. "Ja, möglicherweise sollte ich mir wirklich einmal einen Novizen suchen. Ordnung ist nicht meine Stärke - aber das Meer schwemmt ja auch allerlei Strandgut an. Ein gutes Zeichen, wenn ein Tempel dem ähnelt!", sprach er mehr zu sich selbst und nickte zufrieden. Mit einem Mal sichtlich gut gelaunt strahlte er den Kapitän an.

Efferd mit Euch, Hochwürden", erwiderte er den Gruß mit einem Nicken in Richtung des Geweihten, als er den Tempel betrat. Ein Novize wäre in der Tat nicht schlecht und dem Götterhaus nur angemessen. Aber es war nicht Sache des Sturmfelsers diesen Tempel zu führen.

"Ihr seht mich und die 'Admiral Dozman' sicher von unserer Reise zurück. Doch es ist mehr, als Dank und ein Opfer, was mich zu Euch führt." Mittlerweile stand der Kapitän vor dem Diener des Unergründlichen. "Auf Befehl des Markgrafen soll ich den Gerüchten um ein 'Ungeheuer' nachgehen, welches an der Küste und der Mündung des Darpat sein Unwesen treiben soll. Morgen werden wir wieder auslaufen." Er war nie ein Freund großer Worte, daher kam er direkt zur Sache. "Als Bewahrer von Wind und Wogen seit Ihr sicher der erste, dem die Fischer und Seefrauen erzählen, wenn ihnen seltsames widerfährt. Wenn Ihr etwas wisst was mir helfen könnte, mein Dank wäre Euch Gewiss."

Der Priester legte die Stirn in Falten. "Nun, Kapitän, ich habe schon oft Geschichten über Ungeheuer und Seltsamkeiten gehört. Dieser Tempel wurde einst auch gegründet, um den Seeleuten sicheren Halt zu geben, vor und nach ihrer Reise. Da ging es einher, dass ich viel Seemannsgarn hörte, aber auch Geschichten, an denen so einiges dran sein musste. Doch in letzter Zeit ist es zum Glück ruhiger geworden - nein, aktuell habe ich von nichts gehört."

Nickend pflichtete Hakon diesen Worten bei. Seit er das erst mal ein Schiff betreten hatte, hörte er solche Geschichten. Und auch wenn seit dem Bethanier vieles war geworden ist, was er einst als Seemannsgarn abgetan hätte, waren die meisten Geschichten doch auch heute nicht mehr, als eben dieses.

Für einen Moment sah sich Taseco im Tempel um. Tatsächlich war es ihm hier schon viel zu ruhig. "Wenn schon der Markgraf eine Untersuchung für nötig erachtet, wird er wohl nicht nur Schauergeschichten gehört haben. Ein Schrecknis an der Darpatmündung, möglicherweise durch die Flutwelle herangespült?! Gestattet Ihr, dass ich Euch bei Eurer Suche unterstützte?"

"Mich begleiten?" Die Diener des Launenhaften waren doch stets für eine Überraschung gut. "Nun, es wäre mir und den Männer und Frauen der Admiral Dozman ohne Frage eine Ehre, Hochwürden. Was immer hinter dieser Sache steckt, mit Euch wird es einfacher." Bei diesen Worten verbeugte er sich auch leicht in Richtung des Araniers. "Wenn da tatsächlich etwas ist, so dachte ich auch schon an die Flutwelle als Ursache. Die Admiral muss auf jeden Fall noch Proviant aufnehmen und die Besatzung hat Landgang, so dass wir morgen zur Mittagstunde aufbrechen. Wenn Euer Dienst dem nicht entgegen steht, versteht sich."

Der Geweihte war offenbar mit einem Mal bester Laune und lächelte den Kapitän freundlich an: "Mein Dienst mich davon abhalten? Mein Dienst ist es, die Gewässer hier zu reinigen, dass sie so sind, wie es dem Herrn Efferd gefällt. Und dazu zähle ich auch das Jagen von Ungeheuern!"

Dann schaute er sich kurz um und nickte. "Wenn Eure Männer und Frauen während ihres Landgangs mit jemanden sprechen möchten, bin ich für sie da. Ansonsten sehen wir uns zur Mittagsstunde. Zum gemeinsamen Efferddienst auf Eurem Schiff!"

Die Art des Geweihten gefiel Hakon. Er kam gleich zur Sache und sagte, wie er die Dinge sah. "Hervorragend. Ich kam um Informationen zu erlangen und zu beten. Nun werde ich dieses Haus mit mehr verlassen, als ich erwartet habe. Allerdings," er griff an seinen Gürtel und nahm einen Beutel der dort hing, dem Geräusch nach gefüllt mit Münzen, "dies hier wollte ich nicht wieder mitnehmen."

Am nächsten Tag

Die Besatzung der 'Admiral Dozman' hatte sich alle Mühe gegeben, die kleine Bireme Klarschiff zu machen und herauszuputzen. Das Deck war geschruppt worden und alles Metall an Bord war noch einmal auf Hochglanz poliert worden. Auch wenn sich alle auf einige Tage Landgang gefreut hatten, so war man doch auch stolz, dass sie mit seiner Hochwürden ein Bewahrer von Wind Wogen begleiten würde. Viele der Besatzung hatten vorher in der darpatischen Cronmarine oder der Reichsflotte gedient. Sie kannten die Grauen der blutigen See, doch ganz geheuer war vielen nicht. Ein Ungeheuer, das konnte vieles bedeuten, da war ein Diener des Herrn der Gezeiten gerade recht an Bord. Die Ruderer und Matrosen, aber auch die wenigen Gardisten und Offiziere an Bord des Schiffes hatten sich ebenfalls herausgeputzt und warteten an Bord des Schiffes. Als Taseco endlich kam, hießen sie mit einem 'Efferd zum Gruße' aus allen Kehlen auf ihrem Schiff willkommen.

Zufrieden betrachtete der Geweihte das Schiff und die Mannschaft und begab sich dann an den Bug. Dort wartete er kurz, erhob dann beide Arme und wandte sich dem Meer zu: "Herr der Meere und des Wassers, ein weiteres Mal empfiehlt sich dieses Schiff und seine Besatzung Deiner Gnade an. Nicht Handel oder Reise, nicht Eigennutz und Müßiggang ist es, der das Schiff und die Männer und Frauen hier antreibt, sondern die Pflicht Deinen göttlichen Geboten gegenüber. Auf Deinem Weg durch Wind und Sturm, Ebbe und Flut wollen wir uns begeben, um die aufzuspüren, die sich von Dir abgewandt haben." Dann begann Taseco die rituellen Segnungen des Schiffes und der Besatzung, die die erfahrenen Seeleute schon mehrfach erlebt hatten.

Nachdem sie gemeinsam zum Alten Gott gebetet hatten, ließ der Kapitän das Segel hissen und die Bireme glitt langsam aus dem Hafen. In der Mündung des Darpat, kamen die Ruderer hinzu. Auch wenn der Wind günstig stand, wollten sie doch zeigen, wie geübt sie darin waren, das Schiff anzutreiben. So zeigten sie, woher das Sprichwort kam und legten sich ordentlich in die Riemen. Man war darin übereingekommen, dass es wohl das Beste sei, erst einmal auf der Trollzacker Seite des Darpat, für die meisten an Bord, wohl noch immer die darpatische Seite, hinauf zu fahren. Hier war laut den Befehlen aus Perricum das letzte mal das Untier gesehen worden. Und in der Tat, an den nächsten beiden Tagen hörten sie immer wieder Geschichten, wenn sie an Land gingen, um in den Orten ihre Suche nach Spuren aufnahmen. Man habe tote Fische auf dem Wasser gehabt, es sei gesehen worden, groß wie eine Galeere sei es und ähnliches hört man.

Der Sturmfelser nutze die Zeit aber auch, um seine Besatzung immer wieder üben zu lassen. Er wollte vorbereitet sein. Rammsporn und vor allem die leichte Rotze am Bug der 'Admiral Dozman' sollten, wenn es soweit war, treue Dienste leisten. Immer wieder suchte er aber auch das Gespräch mit dem Geweihten. Beide hatten ihre Vergangenheit in der Cronmarine, vor allem war ihnen beiden jedoch die Liebe zum Meer zu eigen. So führte ihre Spur sie schließlich nach Gnitzenkuhl. In Gluckenhang hatten sie erfahren, dass das Untier dort wohl vor kurzem gesehen worden sei. Und das mehrmals. Die Baronin habe sich der Sache angenommen und hatte wohl auch eine ihrer Ritterin darauf angesetzt. Also glitten sie langsam auf die gleichnamige Stadt zu, wo sie hofften mehr zu erfahren. Hakon und Taseco wollten der Baronin ihre Aufwartung machen, begleitet wurden sie vom jüngsten der Offiziere der 'Admiral Dozman'.



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Texte der Hauptreihe:
29. Ing 1032 BF
Ein willkommener Passagier
Ankunft der Streiter


Kapitel 9

Pflichterfüllung wider Willen
Autor: David L., Rafael K.