Geschichten:Geschenk vor der Hochzeit

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Praios 1033 BF, Nacht, Küste Perricums

Ein Hochzeitsgeschenk besonderer Art

Es war Nacht. Madas Antlitz hatte sich hinter den dunklen, schweren Wolken versteckt, als die Reiter über die Dünen in Richtung stand ritten. Ihr Ziel war eine kleine, einzelne Fischerhütte, die nur gelegentlich genutzt wurde. Kurz zügelten die Reiter ihre stolzen Rösser, als die Dünen zurückwichen und ihr Blick auf die schwarze Brühe des Golfs von Perricum freigaben. Sie glaubten eine Triereme im Wasser liegen zu sehen und vermuteten, dass ein Beiboot bereits zu Wasser gelassen und auf den Weg zum Strand war, doch waren sie sich nicht gänzlich sicher.

Der Anführer der kleinen Gruppe führte die anderen nun weiter zu Hütte. Dort angelangt übergaben er und einer seiner Begleiter ihre Zügel einem Krieger aus der Gruppe, während die übrigen sich wortlos in der Dunkelheit verstreuten, um Wache zu schieben.

Der Anführer hielt kurz inne und lauschte. Als jedoch alles in der Hütte still blieb, trat er und besagter Begleiter ein. Die Hütte war dunkel, doch spürten beide, dass sie nicht verlassen war. Zielsicher ging der Begleiter des Anführers seitlich durch den kleinen Raum und entzündete eine Kerze, nachdem der Anführer die Tür hinter sich geschlossen hatte. Das Licht der kleinen Kerze war recht schwach und es hatte den Anschein also wollte die Kerze die allumfassende Dunkelheit in keinster Weise vertreiben. So ging der Begleiter zwei Schritte in den Raum und kniete sich dann vor einem zusammengeschnürten Bündel. Richtig, da lag jemand…..

Sicher, so als hatte er die folgenden Griffe bereist 1000mal geübt, stellte der Begleiter die Kerze auf den Boden, ergriff das Bündel, suchte die Schnüre, die den Stoffbeutel geschlossen hielt, und riß dem Mann diesen Stoffbeutel vom Kopf. Der Gefangene war noch immer bewusstlos. Blut an dessen Stirn, Nase und Mund zeigte, dass er sich entweder bei seiner Gefangennahme gewehrt hatte oder, dass seine Peiniger nicht gerade zimperlich mit ihm umgegangen waren.

Der Begleiter erhob sich wieder, trat an die Tür und gab einen leisen Befehl nach draußen. Kurze Zeit später wurde ihm ein Eimer mit Wasser rein gereicht, den er einfach über dem Gesicht des Gefangenen leerte.

Prustend und spukend öffnete dieser die Augen und sah sich unsicher um. Angst ergriff ihn, als er nichts außer zwei südländische Stiefel erkannte und immer noch gefesselt war. „Wer, wer seid ihr? Was wollt ihr von mir?“ Stotterte er versuchte von den Stiefeln wegzukommen, in dem er sich auf dem Rücken fort schob. Als er jedoch an die Wand der Hütte stieß war sein Vorhaben auch schon beendet. Der Begleiter folgte ihm, kniete sich erneut zu ihm und hielt sein Kinn brutal mit der Linken fest, während er das Gesicht des Gefangenen zu seinem Anführer drehte, der noch immer im Dunkeln wartete. Als dieser nun näher trat, fing der Gefangene an zu wimmern. „Seid ihr von Emmeran? Ich, ich zahle meine Schulden, versprochen. Mein Weib wird es bei ihm abarb….“ Ein Faustschlag des Begleiters unterbrach ihn bei seinen Versprechungen. Angewidert musterte der Anführer das wimmernde Paket. „Du bisdt hier,“ knurrte der Begleiter den Gefangenen an, „wail Du jemandän aus unsärer Familä entährt und eurä gemainsame Tochtär verraten hast. Undt in Al’Anfa kannst Du daribär nachdenkän.“ Die Augen des Gefangenen wurden groß, als er den Namen der Pestbeule des Südens hörte. „Nein! Gnade!“ Stammelte er, doch brachte ein erneuter Faustschlag ihn zum Schweigen.

Ein Ruf von draußen, zog kurz die Aufmerksamkeit des Anführers auf sich, der in die Dunkelheit zu lauschen schien. Dann nickte er zu seinem Begleiter, der den Kopf des Gefangenen einfach fallen ließ. Als beide die Hütte verließen, eilten zwei der Krieger in die Hütte und zerrten den Gefangenen heraus. Dieser wimmerte und wehrte sich, so gut er konnte, doch ließen seine Fesseln kaum Spielraum für ihn frei. Gnadenlos wurde er auf das am Strand wartende Beiboot gezerrt. Dabei schrie er um Gnade und dass er ein angesehener Lehrer der Kriegerakademie Rommilys sei, und dass er für seine Freiheit bezahlen würde.

Doch sein flehen wurde nicht erhört. Ein praller Beutel wurde einem der Krieger übergeben, während der Gefangene brutal im Beiboot zum Schweigen gebracht wurde.

Noch bevor das Beiboot wieder abgelegt hatte, war der Krieger mit dem Beutel bereits an seinen Anführer getreten und wollte ihm den Beutel übergeben. Doch dieser wehrte nur ab. „Bringt das Gäld zu sainem Waib. Äs wird hier hälfen, den Schmärz iber sain verschwinden zu vergässen. Abär luass Dich dabei nicht erwischän.“ Der Krieger nickte nur und eilte dann zu seinem Pferd, um den Befehl seines Herrn umgehend nachzukommen.

„Mainst Du Malina wird duas guthaißen?“ Die Stimme des Begleiters klang besorgt, als er sich an seinen Anführer wand. Doch dieser zuckte nur mit den Achseln.

„Sie wird äs nie erfahrän. Baldomirr vuon Schattärnau (Baldomir von Schatternau) hat sie ainst entährt und ihre gemainsamä Tochtär verraten. Niemand gäht so mit jemandän aus mainer Familiä um.“ Der Begleiter nickte emotionslos.

„Das ist main Hochzeitsgeschänk an Sie, sälbst wuenn sie äs nicht waiß.“ Meinte der ältere an seinen Sohn. „Ihr Äx wird sie nun nie wiedär in dän Schmutz ziehän und dann fallän lassen.“