Geschichten:Gähnende Leere – Teil 10

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Gut Marmoria, Baronie Höllenwall, Ende Rondra 1043 BF

Praios Kraft begann am Horizont zu strahlen und warf ihr Licht auf den hölzernen Richtblock. Betreten schauten die zusammengetriebenen Bauern und Tagelöhner zu Boden. Keiner wagte auch nur seinen Blick zu heben. Es war eine gespenstische Atmosphäre. Kein Laut war zu vernehmen, noch nicht mal der Hahn hatte von Praios morgendlicher Auferstehung gekündet. Nur Stille.

Der hiesige Ritter Arlan von Monserval hatte sich mit seiner Gemahlin und seiner kleinen Tochter schweigend neben dem Richtblock versammelt. An seiner Seite seine Schwester Annavallona, Ritterin des benachbarten Monsbach. Vor dem Richtblock stand die freiherrliche Inquisitionsrätin Elna von Zweifelfels. Ihre strenger Blick schweifte über die vor ihr versammelten Menschen. An ihrer Seite lümmelten eine handvoll Gardisten herum.

Der Blick der Inquisitionsrätin blieb schließlich vor einen abgerissenen Mann stehen, der vor dem Richtblock kniete. Die grelle Stimme der niemals lächelnden Zweifelfelserin verschnitt je die Stille, so dass der eine oder andere angstvoll zusammenzuckte.

„Im Namen des Götterfürsten, du hast dich der Aufruhr gegen die praiosgefällige Ordnung schuldig gemacht. Du hast auf schändlichste Weise deine Stimme gegen die Obrigkeit erhoben und zum Aufstand angestachelt. Praios sieht alles und er vergisst nie! Der Tod soll sich von deinen derischen Verfehlungen reinwaschen, auf dass du geläutert in die zwölfgöttlichen Paradiese aufsteigen kannst. Im Namen … ", die Inquisitionsrätin stockte, fing sich aber schnell wieder, „im Namen der Zwölfe, Praios voran, so sei es!“

Eine Handbewegung gab dem Henker zu verstehen was zu tun war. Ein wohlplatzierter Hieb trennte den Kopf des Aufrührers von seinem Körper. Die Inquisitionsrätin packte den Kopf an den Haaren und reckte ihn empor.

„DAS, wird ein jeden widerfahren, der es wagt sich er Praios gegebenen Ordnung zu widersetzen!“

Mit gesengten Häuptern trotteten die Bauern und Tagelöhner davon um ihr Tagwerk zu verrichten. Angewidert warf die Rechtsgelehrte den abgetrennten Kopf auf den staubigen Boden. Ihre Gesichtszüge waren ausdruckslos, ihr Blick war leer. Was beim Götterfürsten machte sie eigentlich hier? Im Namen welcher praiosgefälligen Ordnung sprach sie, urteilte sie, richtete sie? Es gab in Höllenwall keine mehr. Baron Malepartus, ihr Dienstherr, in dessen Namen sie unzählige Urteile gefällt hatte, war fort. Es gab die wildesten Gerüchte über die Zerstörung der Helburg und die Verwüstung der Stadt Höllenwall. Doch für sie zählte das Geschwätz der Waschweiber nicht, für sie zählte die praiosgefällige Wahrheit. Mochte Baron Malepartus auch nicht mehr sein, es war ihre heilige Aufgabe Praios Recht und Gesetz in Höllenwall aufrechtzuerhalten.

Heiliger Zorn begann in den Augen der Inquisitionsrätion zu lodern. So konnte es nicht zulassen, dass die Praios gegebene Ordnung in Höllenwall zusammenfiel. Das durfte nun mal nicht sein!