Geschichten:Fuchs und Stier - Im ''Goldenen Horn''

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Dramatis personae:


In einem Gasthaus an der Reichsstraße, 4. Rahja 1034 BF

"Ich vermute, daß sich etwa vierzig bis fünfzig Bewaffnete in der Stadt aufhalten und in Diensten des Barons stehen", sagte Cordovan und trank einen Schluck seines Weins und bestellte bei der Kellnerin einen neuen Becher. "Für meinen Plan benötigen wir etwa 20 Mann, die wir auftreiben müssen."

"Ich bin noch nicht davon überzeugt, Cordovan", meinte Timshal, der ihm gegenüber am Tisch saß. "Vielleicht sollten wir doch einen Brief an den Baron schicken? Oder jemand Ranghöheren?"

Sie waren am Abend des selben Tages, nachdem sie aus Wasserburg raus geschmißen wurden, in einem Gasthaus an der Reichsstraße eingekehrt. Solche Gasthäuser fand man alle 15 Meilen an den großen Handelsstraßen und viele davon waren auch gut befestigt.

Dieses Gasthaus trug den Namen Zum Goldenen Horn. Vermutlich wegen diesem übergroßen Trinkhorn, das der Wirt über seine Theke gehängt hatte und tatsächlich golden aussah, und nur für besondere Gelegenheiten verwendet wurde. Und wenn man dem Wirt – einem spindeldürren Mann mit werdender Glatze – glauben schenken mochte, war er aus reinem Gold gefertigt; doch Cordovan vermutete, daß es lediglich vergoldet wurde – wenn überhaupt … Wirte neigten doch sehr zum Übertreiben.

Und gut besucht war dieses Gasthaus auch. Von dem Gespräch, das die beiden Offiziere am Tisch führten, würde keiner mitbekommen, so laut waren die Gespräche und das Gelächter der anderen Gäste im Schankraum oder sie lauschten dem obszönem Lied der Sängerin, die mit ihrer leisen Stimme kaum mit der Lautstärke in der Schenke mithalten konnte.

"Zackenberg, Ihr sagtet doch selbst, daß er ein Brief ignorieren würde. Und wen wollt Ihr schicken, der nicht auch wieder raus geschmißen wird? Den Heermeister selbst?"

"Nein, dieser würde wohl keine Zeit dafür erübrigen können. Deshalb hat er ja auch Euch geschickt", räumte der Adlige ein.

"Aber die Stadt besetzen und somit Druck auf den Baron ausüben? Ich fühle mich dabei nicht wohl, Cordovan."

"Keine Sorge", versuchte ihn Cordovan mit einem Grinsen zu beruhigen. "Das wird schon schief gehen. Ich weiß, was ich tue. Und ich will danach eh wieder abziehen. Und wer weiß, vielleicht kommen wir auch auf anderem Wege an den Baron ran ..."

Timshal sah in seinen Becher und schien zu überlegen. Die Schankmagd brachte derweil den bestellten Wein und Cordovan bedankte sich mit seinem schönsten Lächeln.

"Ach, bei Rondra! Vielleicht habt Ihr ja Recht, Cordovan", sagte der Zackenberger schließlich, als die Magd wieder verschwand. "Doch ohne Rückhalt von oben könntet Ihr leicht bei einem Mißerfolg Euren Posten verlieren. Und ich den meinen dazu."

"Aber nur wenn es schief geht", sagte Cordovan mit erhobenen Zeigefinger. "Und das wird es nicht, vertraut mir. Des weiteren müssen wir eh erst einmal wieder zurück nach Perricum um Soldaten aufzutreiben. Bei dieser Gelegenheit werde ich den Heermeister auch Bericht erstatten."

"Euer Wort in der Götter Ohr", sagte der Adlige. "Aber vielleicht müssen wir nicht nach Perricum zurück. Der Junker von Kelsenstein ist kein Freund des Barons und ein Veteran aus vielen Schlachten. Vielleicht kann er einige Soldaten stellen?"

„Kennt Ihr ihn?“

„Nein, nicht persönlich“, gab der Zackenberger zu. „Aber wir könnten ihm einen Boten schicken, der ihm unser Anliegen überbringt. Davon abgesehen gehört er auch zu den Reshminianern und als Bundmitglied gehört uns seine Treue.“

„Und Ihr sagt, daß er kein Freund des Barons ist?“

Timshal nickte.

„Nun gut“, sagte Cordovan. „Ich werde dennoch nach Perricum reiten. Vielleicht bekomme ich da noch ein paar Männer – und die Erlaubnis für das Unternehmen. Und Ihr sucht diesen Junker auf.“