Geschichten:Fuchs und Mantikor - Von Echsen, Raben und Löwen I

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Markgrafschaft Perricum, Baronie Brendiltal, Dorf Feshaven (Fez'hava), Später Efferd 1034, Zeitgleich zu Fuchs und Mantikor - Unerwarteter Besuch I


Es war schon spät am Abend als der Brendiltaler Baronett mit seiner Gemahlin auf Burg Blutwacht ankamen. Der Ritt nach Feshaven war für Lyn eine willkommene Abwechslung gewesen, auch wenn Ra’oul sich nicht näher zu den Themen die er mit dem Feshavener besprechen wollte äußerte. Da sie spürte, dass es kein Plausch unter Freunden sein würde, war sie ganz froh nicht dabei zu sein, um das ohnehin angespannte Verhältnis Al’Ariks zu ihr nicht noch mehr zu belasten.

Während Ra’oul auf die Ankunft Al’Ariks wartete, ergriff Lyn die Gelegenheit um nach einer kurzen Erfrischung noch einmal ein wenig die frische Luft des lauen Abends zu genießen. Die Reisekleidung war einem langen grauen Höllenfensterkleid mit Applikationen in Gold und Schwarz gewichen, das sie über einem weinroten Überkleid trug. Die Farbwahl war für sie immer noch ein wenig ungewohnt, doch hatte sie schon vor längerem damit begonnen, die Farben Ra’ouls zu tragen. Dumpf hallten ihre Schritte auf dem nach Weihrauch duftenden Gang als sie den Weg zum Hof suchend dort entlang kam, und ihre Miene hellte sich auf, als sie die Gestalt, die ihr entgegen kam erkannte. Seit dem Kampf gegen die Schmugglerbande hatte sie den Schwager Al’Ariks nicht mehr gesehen und sie freute sich, ihn gesund wiederzusehen, wenn auch noch nicht alle Wunden wieder vollständig verheilt waren. Mit einem „Die Götter zum Abendgruße“ begrüßte sie Rashid freundlich. Dieser sah sie verdutzt an, auch ob Lyns ungewohnter Kleidung, verbeugte sich dann und brachte erst nach kurzer Zeit ein: „Mainä Mar’olum…, was traibt eich hierhär?“ hervor, dabei kam Lyn nicht umher zu bemerken, dass sich sein Garethi anscheinend gebessert hatte. Dann nahm er Haltung an und erwartete ihre Antwort.

„Mein Gemahl und ich sind auf dem Weg gen Baburin und da bot es sich an, hier einen Zwischenstopp einzulegen, da er auch einige Dinge mit Eurem Schwager zu besprechen hat.“, entgegnete sie mit fester Stimme die deutlich ausdrückte, dass sie nicht vor hatte, näher auf die zu besprechenden Angelegenheiten einzugehen. „Doch sagt, ich hoffe ihr habt Euch von den Verletzungen erholt die ihr Euch beim Kampf gegen die Schmuggler zugezogen habt?“ Aus ihrem Blick sprach echtes Interesse und Anteilnahme, sah es doch nicht gut für den Krieger aus als sie sich das letzte Mal gesehen hatten.

„Jah, äs hat ainigä Szait gedauärth bisz ich raisebärait war. Mittä Rondra kährten main Härr und ich dan szurück nach Fez’hava. Mittlär’wailä bin ich wiedä fast bai mainän altän Kräften. Ihr wollt nach Aranjha? Wuas traibt eich dahin?“ Auch Rashid wollte das Thema um den Grund des Besuchs des Baronetts wohl nicht weiter behandeln.

„Es freut mich zu hören, dass Eure Wunden geheilt sind.“ war die Antwort der Baroness und dabei überging sie die Tatsache, dass auch ihr Leben sowohl das ihrer Töchter nach dem Kampf in Gefahr war. „Nun, wir wollen sowohl auf den Pferdemarkt als auch die Tante meines Gemahls auf den Familienbesitztümern besuchen. „

Bei dem Wort Familie fiel Rashids Blick auf ihren Bauch. Was ihn, nun vollständig, seine Verwirrung über das unerwartete Treffen abschütteln lies. „Fär’szaith, Mar’olum, ich värgaß völ’ig nach eirem Be’findän szu fragän und däm äuräs Min’ath (Neb: Kind). Alsz ich wirklich wida szu mir kam war ich beraitsz von Wassär’burgh nach Gnizien’Chul gebracht worden und ihr wurdät nach Rashia’Hal ge’bracht, man saggtä man machä sich Sor’Gän um des …, ähm, Kindäs Szudtand.“ Ehrliche Scham und Besorgnis standen dem Nebachoten im Gesicht.

Bei der Erinnerung daran wie die Geweihten auf Rashia’Hal nicht nur um ihr Leben kämpften, verdunkelte sich für einen Moment ihr Gesicht. Doch kurz bevor Rashid anfangen konnte sich darüber Gedanken zu machen, ob er mit seinen Worten eine Wunde aufgerissen hat, entgegnete sie. „Ja… ich wurde zügig in das Heiligtum gebracht, da es nicht gut um mich stand und es einfach noch viel zu früh war. Doch…“ auf ihrem Gesicht zeigte sich ein für die Baroness untypischer warmer Gesichtsausdruck „… meinen Töchtern geht es gut. Sie sind wohlauf.“

Rashid wusste nicht ob er richtig verstanden hatte, so war das Garethi immer noch ziemlich schwer für ihn, hatte sie grad von mehreren Kindern gesprochen? Um sich noch einmal zu vergewissern fragte er auf Nebachotisch: „Töchter? Das heißt es ist nicht nur ein Kind?“

„Ja…“ entgegnete sie auf Garethi, da sie das Nebachotische zwar recht gut verstand, ihre Zunge ihr aber bei der Sprache nicht so recht gehorchen wollte. „Es sind zwei Mädchen. Amal‘ ia Ciara und Bar‘ain Cu’Nerielle.“ Ihr Blick wurde wieder ein wenig ernster als sie fortfuhr „Sie wollten es wohl ihrem Bruder gleich tun und bei Kampfeslärm das Licht Deres erblicken. Doch waren sie dafür einfach zu früh dran…“

„Dasz sind schene und bä’deutungsvollä Na’men. In wäl’chäm Mo’nath kamän sie? Noch im Prai’os odär in Rondrah?“, hängte Rashid wieder auf Garethi an.

„Den Göttern und Geweihten in Rashia’Hal sei es gedankt, dass sie erst Ende Rondra das Licht Deres erblickten.“ Antwortete sie ihm auf seine Frage um dann fortzufahren „Ihre Namen sollen zeigen, dass sie das Erbe zweier stolzer Völker in sich tragen, doch hoffe ich, dass sie ihren eigenen Platz in der Welt finden.“

„Mith där Kraft der Manthi’Kors-Mutter, wärdän sie dasz gahnsz sychär.“, Rashid lächelte gütig. „Abär wollth ihr mich niecht szu mainä Schwä’stär beglaitän? Ich war geradh auf däm Weg szu siä…ihr. Sie liebt Kindär sehr und freit sich übär Geschichtän übär dasz Wundär Tszas.“

Lyn überlegte kurz um sich die Familienverhältnisse in Erinnerung zu rufen und entgegnete dann „Eure Schwester? Ist dies nicht auch die Gemahlin Eures Herren oder habt ihr noch eine weitere Schwester?“ Sie lächelte und nickte dann „Ich würde Euch sehr gerne begleiten und sie kennen lernen.“

„Jah, mainä Schwestär iszt die Gämahlin maines Herrn. Abär sie sindt sich nichd sähr glaich. Sie iszt sähr … sän’sibbel. Folght mir, eire Houch’Gäborän.“, kaum hatte Rashid dies ausgesprochen, dachte er darüber nach was wohl Al’Arik davon halten würde wenn er wüsste, dass er die Baroness gerade mit Da’lyah bekannt machen würde. Und Rashid kam zu dem Schluss, dass er darüber besser borongefälliges Schweigen walten lassen würde. Konnte er die Baroness jetzt wohl schlecht wieder ausladen.

Also gingen sie gemeinsam noch einen Stück den Gang hinunter. Mit jedem Schritt wurde der Weihrauchduft penetranter und paarte sich zusätzlich noch mit schwerem Blütenduft und letztlich mit Gemurmel und Gekicher an einer Tür, hinter der sich anscheinend die Quelle befand.

Rashid drehte sich noch einmal zu Lyn um und sprach leise: „Wiä gesagth sie iszt sähr … sän’sibbel.“ Dann klopfte er an und das Gemurmel verstummte und man hörte ein zaghaftes, nebachotisches: „Ja, wer ist da?“

Rashid antwortete nur kurz mit seinem Namen als dann keine Antwort kam, öffnete er die Tür. Lyn schoss schlagartig etwas Übelkeit in den Kopf, denn der Duft auf dem Flur hatte nicht annähernd das versprochen was da aus dem Loch in der Wand auf sie einströmte. Der Weihrauch-Blütenduft kratzte ihr in den Lungen und ihre Augen tränten und ihre Nase war nahe an einer Reizüberflutung.

Hinzu kam das seltsame Licht in dem Zimmer, die eine Seite war hellerleuchtet im Schein hunderter von Kerzen, die zwischen aberhundert Blumen und Gewächsen standen und teilweise sogar aus dem steinernen, mit Erde bedeckten Boden zu ranken schienen und zwischen ihnen meinte die Baroness kleine Echsen hin und her huschen zu sehen. Überall hingen bunte Tücher von Decke und Wänden und drum herum war Spielzeug und Bilder von kleinen Kindern drapiert, dessen Zentrum das Bildnis eines vielleicht anderthalbjährigen Mädchens war. Die andere Seite des Raums lag in völliger Dunkelheit und irgendwo krächzte ein Rabe und Lyn meinte schwarze Tuchfetzen von der Decke herab hängen zu sehen auf denen sie vage irgendwelche Bildnisse erkennen konnte. Die einzigen Lichtquellen auf dieser Seite des Raumes waren zwei große, glutglimmende Weihrauchschalen, so dass sie hier auf den ersten Blick nichts mehr erkennen konnte. In der Mitte des Raumes saß auf einem ausladenen Sessel ein zierliches Persönchen mit dunklen Haaren, in das sie sich bunte Bändchen geflochten hatte, und blasser Haut. Sie saß dort, halbseitig von Schatten bedeckt an einem kleinen Tisch auf dem kleine Gläser und standen und ein nebachotischer Teekessel stand und starrte ihre Gäste verwundert an. Und überallem hing ein dichter Schwall von Weihrauch.

Lyn versuchte recht flach zu atmen um sich die Lungen nicht allzu sehr mit dem Weihrauch zu füllen. Mit dem geschulten Blick einer Kriegerin nahm sie die Details des Raumes wahr ohne den Anschein zu erwecken sich neugierig umzuschauen. Aufrecht und mit festem Schritt trat sie zusammen mit Rashid in den Raum und während sie darauf wartete vorgestellt zu werden zeigte sich ein freundliches, aufgeschlossenes Lächeln in ihrem Gesicht.

„Tsa und Boron zum Gruße.“, sprach die kleine Gestalt in dem großen tiefroten Sessel, auf dem der Schatten spielte, in einem fast akzentfreien Garethi, „Mein Name ist Da’lyah han Ra…Kur’barun. Rash’ijd, du bist ungehobelt, mit wem habe ich die Ehre?“ Ihre stimmte war glockenhell und so leise, dass man schon ganz genau hinhören musste, aber der Augenaufschlag ihrer schier riesigen, dunklen Augen, mit dem dunklen Lidschatten darauf vermochte sogar Lyn zu verzücken. Da’lyah trug ein schwarzes Sommerkleidchen aus halbdurchsichtiger Seide, welches im Widerspruch dazu mit kleinen, vielfarbigen Perlen bestickt war. Sie war Barfuß und hielt ein kleines Gläschen mit Blütentee in der Hand, welches trotz seiner Größe, schwer wirkte, wenn man sich die dürren, mit allerhand Reifen behängten Ärmchen besah. Trotzdem blickte sie Lyn schwermütig und fröhlich zugleich an und wartete auf Rashids Antwort, die gleich darauf kam:„Värzait, Schwästär, dasz iszt die Mar’olum Lyn a'Nia'mar han Beshir a Danal, Gema‘hlin von Ra’oul han Beshir a Danal und Muttär dessän Min’ath.“


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