Geschichten:Fremd in der Heimat - Teil 15

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Als er am Waldrand ankam, lehnte er sich an einen Baumstamm und versuchte sich ein Bild von dem zu machen, was sie hier erwartete. Der Blick, der sich ihm bot, war jedoch ernüchternd: Von der Stadt schien weitaus weniger ganz geblieben zu sein, als er sich in seiner Erinnerung hatte zugestehen wollen. Nur wenige Gebäude schienen überhaupt unbeschädigt zu sein. Hartor hatte einen guten Überblick von hier; sein Standpunkt befand sich auf einem kleinen Hügel, vor ihm öffnete sich flaches Land. Die Felder, die hier einst von den Bauern der Umgebung bestellt worden waren, lagen brach; schon hatte die Natur begonnen, ihre wilde Schönheit wieder zu verbreiten. Nicht weit entfernt, etwa 50 Schritt entfernt, lag der Steinkreis, in dem dereinst Druiden ihre Rituale abgehalten hatten.
Als er so um sich blickte, fiel ihm auf, wie seltsam abrupt der Wald in freie Fläche wechselte. Die Felder hatten doch einstmals deutlich mehr Flächen eingenommen; diese waren offenbar im Laufe der Jahrhunderte vom Wald erobert worden und als sich die Stadt mit der Lichtung wieder in der Zeit und auf Aventurien wiederfand, hatte sie wohl für diesen unnatürlichen Schnitt gesorgt.
Hartor schüttelte den Kopf: Magie, pah! Eine ganze Stadt mit allen darin Lebenden einfach aus der Zeit zu reißen! Er empfand plötzlich eine tiefe Abneigung gegen die Magie und ihre Vertreter. Andererseits hätten sie die Schlacht wohl nicht überlebt, wenn Alviron das Ritual nicht vollzogen hätte. Dann stünden sie aber auch heute nicht hier und müssten sich mit Fragen beschäftigen, deren Beantwortung wahrscheinlich nur neue Probleme aufwerfen würde … Hartor bekam Kopfschmerzen. Er schob diese Gedanken beiseite, Philosophie brachte ihn jetzt nicht weiter.
Er wendete sich der Stadt zu. Von Meister Alvirons Turm stand etwas mehr als die untere Hälfte und ragte als mahnender Finger in die Höhe, seltsam allein stehend, da von den umliegenden Gebäuden bis auf eines kaum noch die Grundmauern standen. Die Stadtmauer konnte man nicht mehr als solche bezeichnen, über weite Strecken lag sie zerstört und offenbarte mehr Lücken als schützende Deckung. Er richtete seinen Blick auf das Gebäude neben dem zerstörten Magierturm: Offenbar war hier gearbeitet worden und man hatte das Haus wiedererrichtet. Das war doch der Sitz der Rohalswächter gewesen! Natürlich, ihr eigenes Domizil hatten sie restauriert! Versteh einer die Magier …
Im Umkreis der Stadt lagen Wachposten, das mussten die Feuer gestern Nacht gewesen sein. Soweit er erkennen konnte - der Posten lag hundert Schritt entfernt - waren die Wachen gut bewaffnet, einige trugen weiße, andere grüne Kleidung. 5 Mann zählte er, rund um die Stadt waren wohl an die 5 Posten verteilt. Um Näheres zu erfahren, musste er jedoch auf seine Späher warten. Dennoch war ihm schon jetzt klar, dass sein Plan, sich hier niederzulassen, nicht zu verwirklichen sein dürfte: Weder bot die Stadt genügend Schutz für sie noch würde man sie hier wohnen lassen – egal, was diese Männer hier taten. Diese Erkenntnis traf Hartor schwer, sie drückte auf seine Schultern, schob ihn an dem Baumstamm herunter, zog seinen Kopf nach unten und ließ ihn seine Hände um die Knie legen.
Er fühlte sich ohnmächtig. Sein Plan war ohne Alternative gewesen; froh darüber, diese Lösung gefunden zu haben, hatte er sich nie mit der Möglichkeit des Scheiterns auseinandergesetzt. Und dort hinten im Wald lagerten jetzt 80 Menschen, die auf ihn bauten. Menschen, die ihre Hoffnungen in ihn gesetzt hatten. Er richtete sich auf. Das war ein Rückschlag, aber es war nicht das Ende. Sie waren nicht umsonst geflohen, sie würden einen Weg für sich finden, er würde ihn finden. Er musste sich eben etwas Neues einfallen lassen. Entschlossen, sich nicht unterkriegen zu lassen, erhob sich Hartor und zeitgleich warf das Auge des Praios sein Licht über die Baumwipfel hinweg in die Lichtung. Nein, ich enttäusche euch nicht!